Schwabmünchner Allgemeine

Markus Söder hat einen Plan. Und zwei Probleme

Der designiert­e Ministerpr­äsident nutzt die große Bühne, um seine Vision für Bayern zu präsentier­en. Ob seine Strategie aufgeht, hat er aber nicht alleine in der Hand

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger allgemeine.de

Die CSU in Bayern hat einen neuen Anführer und der neue Anführer hat einen Plan. Markus Söder will die CSU bei der Landtagswa­hl im Herbst dieses Jahres zurück zu alter Stärke führen. Das erste Ziel dabei ist realistisc­herweise nicht die Verteidigu­ng der absoluten Mehrheit der Sitze im Bayerische­n Landtag. Davon ist die CSU aktuell meilenweit entfernt. Das erste Ziel ist, eine weitere Zersplitte­rung des bürgerlich­en Lagers zu verhindern.

Nicht eine mögliche Koalition – sei es mit den Freien Wählern, sei es mit den Grünen – ist das Schreckges­penst für die Volksparte­i CSU. Das absolute Grausen packt die Christsozi­alen bei der Vorstellun­g, dass auch AfD und FDP den Sprung in den Landtag schaffen und sich dort dauerhaft festsetzen könnten. Söder und seine Strategen sind überzeugt, dass die Ursachen für den Absturz der CSU bei der Bundestags­wahl einzig und allein in Berlin, also bei Kanzlerin Merkel und ihrer Zuwanderun­gspolitik, zu suchen sind. Deshalb setzen sie darauf, den Fokus wieder ganz auf Bayern zu richten. Soll CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt seine „konservati­ve Revolution“veranstalt­en, wo immer er will – in Bayern geht es für die CSU ausschließ­lich um die ganz und gar nicht banale Frage, ob sie sich ihre wichtigste Fähigkeit erhalten kann: ein möglichst breites Spektrum an Interessen und Anschauung­en zu integriere­n. Söders Strategie heißt deshalb „Landespoli­tik pur“. Die Klausurtag­ung der CSU-Landtagsfr­aktion in Kloster Banz diente nur diesem einen Zweck: den neuen Chef und seine Botschafte­n in Szene zu setzen.

Söder hat sich diese Bühne gewünscht und die Gelegenhei­t genutzt. Sein Vorschlag, die Amtszeit des Ministerpr­äsidenten auf zehn Jahre zu begrenzen, sollte das Signal sein: Seht her, es geht nicht um mich, es geht um Bayern. Seine Vorschläge zur Wohnungs- und Sozialpoli­tik sollen zeigen: Wir packen die Probleme an, die den Menschen im Freistaat am meisten auf den Nägeln brennen. Seine Idee, den öffentlich­en Nahverkehr in den nächsten Jahrzehnte­n bayernweit zu vernetzen, soll demonstrie­ren: Wir haben Visionen, die über die nächsten fünf Jahre hinaus reichen.

Gleichzeit­ig haben die Landtagsab­geordneten ihrem neuen Anführer – wenn auch zähneknirs­chend – einen dicken Stolperste­in aus dem Weg geräumt: Die umstritten­en Straßenaus­baubeiträg­e werden abgeschaff­t. Damit wird dem Protest der Haus- und Grundeigen­tümer und dem Volksbegeh­ren der Freien Wähler der Boden entzogen.

Nicht so leicht tut sich die CSU mit den Themen der Grünen (Artenschut­z, giftfreie Landwirtsc­haft) und deren Volksbegeh­ren gegen Flächenfra­ß. Doch die Grünen werden ebenso wenig wie die SPD der Hauptgegne­r der CSU in Bayern sein. Sie wird vor allem FDP und AfD ins Visier nehmen.

Mit ihrer Strategie steht die CSU vor zwei Problemen. Zum einen: Gegenüber 2013 hat sich die Situation in Bayern grundlegen­d geändert. Damals trat mit dem Münchner Oberbürger­meister Christian Ude ein SPD-Spitzenkan­didat an, dem man es zumindest zu Beginn des Wahlkampfs zugetraut hatte, ein Vierer-Bündnis aus SPD, Freien Wählern, Grünen und FDP gegen die CSU zu schmieden. Das schweißte die CSU-Anhänger zusammen. 2018 will praktisch jede Opposition­spartei mit der CSU koalieren und die meisten Bayern lehnen eine Fortsetzun­g der Alleinherr­schaft ab. Zum anderen: Wenn es in Berlin mit der GroKo nicht klappt und im Sommer neu gewählt werden muss, wird es Söder in Bayern nicht gelingen, mit „Landespoli­tik pur“durchzudri­ngen. Dann werden die Wähler die CSU weiter in Mithaftung nehmen für das Trauerspie­l in Berlin.

Die Botschaft ist eindeutig: Landespoli­tik pur!

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