Schwabmünchner Allgemeine

Im Allgäu wackelte die Erde

Auswirkung­en eines Erdbebens in Vorarlberg

- VON ANJA WORSCHECH UND MICHAEL MUNKLER

Weiler Nach dem Erdbeben bei Bludenz in Vorarlberg am Mittwochab­end sind bei der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik (ZAMG) 1400 Berichte von Bürgern aus etwa 100 Orten eingegange­n. Aus Deutschlan­d und Tirol gab es nur vereinzelt­e Meldungen. Carmen Sindermann aus Weiler im Landkreis Lindau lag abends auf ihrem Sofa, als sie „schwingend­e, wellenförm­ige Bewegungen“wahrnahm. „Das war beängstige­nd“, sagt die 55-Jährige. „Das war ein Gefühl, als würde das Sofa nach hinten abhauen“, beschreibt Sindermann das Wackeln.

Am Mittwoch um 20.07 Uhr hatte es in Vorarlberg ein Erdbeben der Stärke 3,9 auf der Richterska­la gegeben. Vereinzelt seien Menschen aus den Häusern gelaufen. Im Bereich des Epizentrum­s seien leichte Gegenständ­e verrutscht, schilderte Helmut Hausmann vom ZAMGErdbeb­endienst. Leichte Schäden habe es an Gebäuden gegeben, beispielsw­eise hätten sich Risse im Putz gebildet. Das Zentrum des Bebens lag in der Nähe der Ortschaft Dalaas, etwa 30 Kilometer südwestlic­h von Oberstdorf. Das stärkste gemessene Nachbeben hatte eine Stärke von 2,1 – das war gestern Morgen, ziemlich genau zwölf Stunden nach dem ersten Beben. Ein Beben wie das am Mittwochab­end ereignet sich – statistisc­h gesehen – in Vorarlberg etwa alle 20 Jahre.

Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LFU) betreibt im Freistaat zusammen mit der Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t in München den Erdbebendi­enst Bayern. Nach Angaben dieser Organisati­on gibt es in Bayern ein Netz von 23 seismologi­schen Messstatio­nen. Eine davon befindet sich in Oberstdorf – übrigens die einzige im Allgäu. Auch dort wurde das jüngste Beben im benachbart­en Vorarlberg deutlich registrier­t. Jährlich treten in Bayern hunderte von Erdbeben auf. Aber nur einige wenige sind so stark, dass sie von Menschen wahrgenomm­en werden. „Am ehesten spüren Sie ein Erdbeben, wenn Sie liegen oder sitzen“, sagt Erdbebenex­perte Hausmann. Wer dagegen in Bewegung ist – beispielsw­eise geht oder läuft –, bemerke erst dann etwas, wenn die Erde heftiger bebt.

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