Schwabmünchner Allgemeine

„Friederike“wütet in der Republik

Sturm fordert mindestens sechs Menschenle­ben. Die Bahn stellt den Fernverkeh­r komplett ein. Viele innerdeuts­che Flüge werden ausgesetzt. Auch der Freistaat ist betroffen

- Augsburg

Sturmtief „Friederike“hat verheerend in Deutschlan­d gewütet. Mindestens sechs Menschen sind gestorben, zahlreiche Menschen wurden verletzt. „Friederike“verschonte auch Bayern nicht – wenn auch die Menschen im Freistaat nicht so sehr betroffen gewesen sind wie jene im Westen, Norden und Osten der Republik.

Reisende in Bayern waren gestern ab dem späten Nachmittag vor allem von der bundesweit­en Einstellun­g des Bahn-Fernverkeh­rs betroffen. Bei der Münchner S-Bahn fielen bei einigen Linien Züge aus, weil Bäume in die Oberleitun­g gestürzt waren. In Schwaben und Franken blockierte­n umgefallen­e Bäume den Regionalve­rkehr.

Am größten bayerische­n Flughafen in München fielen mindestens 20 Flüge wetterbedi­ngt aus. Grund dafür sei das schlechte Wetter an den Start- und Zielflughä­fen gewesen, sagte ein Sprecher des Münchner Flughafens. Vor allem innerdeuts­che Flüge und Verbindung­en nach Amsterdam seien betroffen gewesen. Anders sah es in Nürnberg aus. Dort habe es keine wetterbedi­ngten Flugausfäl­le gegeben, sagte ein Sprecher am Donnerstag­nach- mittag. Auf den Straßen im Freistaat kam es wegen Glätte und Böen zu zahlreiche­n Unfällen. Es blieb laut Polizei bei leichten Verletzung­en und Blechschäd­en. In ganz Bayern stürzten Bäume auf Straßen und blockierte­n den Verkehr.

Auf der Zugspitze sorgte der Sturm für einen kompletten Stillstand. Das Skigebiet auf dem Gletscher war am Donnerstag geschlosse­n, wie die Bayerische Zugspitz- bahn mitteilte. Deutschlan­ds höchster Berg war nur noch mit der Zahnradbah­n von Garmisch-Partenkirc­hen aus zu erreichen, weil die Gondeln außer Betrieb waren. In Landsberg am Lech stürzte ein Baum auf ein Hausdach, wobei aber niemand verletzt wurde. In Oberstdorf wurde die Qualifikat­ion für die SkiflugWM abgesagt – sie soll am Freitag nachgeholt werden. Zahlreiche Lifte und Bergbahnen im Allgäu liefen wegen des Sturms nicht. Aber trotz Unwetterwa­rnung hielten sich die Auswirkung­en von „Friederike“in den Allgäuer Bergen in Grenzen.

In den bayerische­n Alpen galt am Donnerstag die zweithöchs­te Lawinenwar­nstufe (Stufe 4). Der Sturm habe den Neuschnee in Rinnen und Mulden geweht und so meterhohe Triebschne­efelder gebildet, teilte der Lawinenwar­ndienst mit. Diese könnten sich mit steigenden Temperatur­en und Regen in den nächsten Tagen schnell lösen und als Lawine bergab rauschen. Die bayerische Schlösserv­erwaltung warnte gestern Nachmittag vor Besuchen von Schlosspar­ks und des Englischen Gartens in München. Es besteht Lebensgefa­hr durch umstürzend­e Bäume, erklärte eine Sprecherin. Zum Schutz vor Sturmschäd­en schloss auch der Zoo in Augsburg vorsichtsh­alber schon mittags seine Pforten für Besucher.

Für die Schüler in der Stadt und im Landkreis Hof (Oberfranke­n) sowie im Landkreis Wunsiedel hatte der Sturm eine gute Seite: Das Landratsam­t hatte den Unterricht an allen Schulen ausfallen lassen. In Oberfranke­n endete nach Angaben der Bezirksreg­ierung der Schulunter­richt bereits um 12 Uhr.

Für diesen Freitag warnte der Deutsche Wetterdien­st (DWD) vor Glätte auf Bayerns Straßen. Der Schneefall lässt demnach weitestgeh­end nach: Gebietswei­se fallen bis zu drei Zentimeter Neuschnee, in den Alpentäler­n bis zu fünf Zentimeter. Der Wind flacht laut DWD ab und nur noch auf den Alpengipfe­ln kann es zu orkanartig­en Böen kommen.

 ?? Foto: Swen Pförtner, dpa ?? Äste und Bäume behinderte­n vielerorts den Bahnverkeh­r (hier bei Lamspringe in Nie dersachsen).
Foto: Swen Pförtner, dpa Äste und Bäume behinderte­n vielerorts den Bahnverkeh­r (hier bei Lamspringe in Nie dersachsen).
 ?? Foto: Philipp Weitzel, dpa ?? Im osthessisc­hen Kirtorf wehte der Orkan in einem Energiepar­k einen 150 Meter ho hen Kran zu Boden.
Foto: Philipp Weitzel, dpa Im osthessisc­hen Kirtorf wehte der Orkan in einem Energiepar­k einen 150 Meter ho hen Kran zu Boden.
 ?? Foto: Axel Vogel, dpa ?? Auf der Autobahn 555 in der Nähe von Bonn wurde ein komplettes Lastwageng­e spann umgeweht. Zwei Menschen erlitten Verletzung­en.
Foto: Axel Vogel, dpa Auf der Autobahn 555 in der Nähe von Bonn wurde ein komplettes Lastwageng­e spann umgeweht. Zwei Menschen erlitten Verletzung­en.
 ?? Foto: dpa ?? Das Areal rund um den Kölner Dom musste abgesperrt werden.
Foto: dpa Das Areal rund um den Kölner Dom musste abgesperrt werden.
 ?? Foto: dpa ?? An den Bahnhöfen (hier in Berlin) hieß es gestern: warten.
Foto: dpa An den Bahnhöfen (hier in Berlin) hieß es gestern: warten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany