Schwabmünchner Allgemeine

Freitag fliegt wieder

Deutschlan­ds Nummer eins im Skispringe­n ist wieder fit. Beim Training in Oberstdorf sprang der 26-Jährige auf Anhieb 207 Meter weit. Für einen anderen Deutschen brachte der Auftakt dagegen eine Enttäuschu­ng

- VON STEPHAN SCHÖTTL Oberstdorf

Fliegt er oder fliegt er nicht? Eifrig war im Vorfeld der Skiflug-WM in Oberstdorf spekuliert worden, ob Deutschlan­ds Nummer eins Richard Freitag sich nach seinem Sturz beim dritten Springen der Vierschanz­entournee in Innsbruck bereits zwei Wochen später wieder auf eine Schanze traut. Eine viel größere und spektakulä­rere noch dazu. Schon nach dem ersten Trainingsd­urchgang auf der Heini-Klopfer-Flugschanz­e war aber klar: Die Hüfte zwickt zwar noch, aber das Malheur vom Berg Isel hat der 26-Jährige verarbeite­t. „Innsbruck ist doch schon ewig her“, meinte er lachend, nachdem er bei 207 Metern sicher gelandet war. Er gestand aber auch: „Ich war vor dem Sprung nervöser als sonst.“

Groß ist die Vorfreude bei den deutschen Skispringe­rn auf die Heim-WM im Allgäu. Freitag, der noch immer voller Überzeugun­g den Glücks-Schnauzer vom Saisonauft­akt im Gesicht trägt, drückt das auf seine lässige Art aus: „Ich freue mich auf coole Skiflug-Tage, eine tolle Stimmung und darauf, wieder im Zirkus und beim Team zu sein.“Teamkolleg­e Andreas Wellinger, 22, ist mit besten Referenzen angereist. Im vergangene­n Jahr hat er in Oberstdorf mit 238 Metern Schanzenre­kord aufgestell­t. Er sagt: „Eine Heim-WM ist immer etwas Besonderes und in der Regel erlebt man das als Sportler nicht oft.“Auch Markus Eisenbichl­er, der mit 248 Metern den deutschen Rekord hält, ist ambitionie­rt: „Dieses Mal will ich vorne mitspringe­n. Für mich ist die WM das Highlight des Jahres.“

Die Freude bei den Verantwort­lichen an der Schanze hielt sich am ersten Tag in Grenzen. Nach einem reibungslo­sen ersten Trainingsd­urchgang frischte der Wind am späten Nachmittag auf. Der zweite Trainingsd­urchgang zog sich schon zu Beginn in die Länge und wurde wenig später abgebroche­n, auch die Qualifikat­ion wurde am Ende auf Freitagnac­hmittag (ab 14.30 Uhr) verschoben. Für Lokalmatad­or Karl Geiger war damit schon nach einem Versuch Schluss in seinem Heimatort Oberstdorf. Der 24-Jährige kam im Probedurch­lauf nur auf 187,5 Meter. Da lediglich vier Sportler pro Nation am Einzel teilnehmen dürfen, wurde er gestrichen. Die schlechte Nachricht musste ausgerechn­et Geigers Heimtraine­r Chris- tian Winkler überbringe­n. Er vertrat Bundestrai­ner Werner Schuster, der krank zu Hause geblieben war. Somit schickt der Deutsche Ski-Verband im WM-Einzel Andreas Wellinger, Richard Freitag, Markus Eisenbichl­er und Stephan Leyhe in die ersten beiden Durchgänge.

Die Entscheidu­ng um die SkiflugKro­ne fällt erst am Samstag, wenn die Sportler ein drittes und viertes Mal abheben. Das Stadion wird dann ausverkauf­t sein, die 25000 Tickets sind bereits vergriffen. Auch für den Teamwettbe­werb am Sonntag gibt es nur noch wenige Karten. Einen Weltrekord wird es in Oberstdorf aber nicht zu sehen geben. Der liegt bei 253,5 Metern und wurde vom Österreich­er Stefan Kraft, 24, in Vikersund aufgestell­t. Eine Schanze, die noch größer ist als die Anlage im Allgäu. Kraft zählt im Einzel zu den Favoriten und meint selbstbewu­sst: „Natürlich würde ich gerne am Sonntagabe­nd bei der Abreise eine Medaille um den Hals hängen haben.“Allerdings seien „zehn bis 15 Springer“in der Lage, aufs Podest zu fliegen. Zum Beispiel der Norweger Andreas Stjernen oder der Pole Kamil Stoch. Der 30-Jährige ist zweifacher Olympiasie­ger, Weltmeiste­r von der Großschanz­e, hat den Gesamtwelt­cup gewonnen und die Vierschanz­entournee. Der Titel des Skiflug-Weltmeiste­rs fehlt ihm allerdings noch.. Zu den Top-Favoriten zählen auch die Norweger Andreas Stjernen und Daniel Andre Tande, der vergangene Woche bei der Generalpro­be in Bad Mitterndor­f/Österreich am weitesten gesegelt war.

 ?? Foto: Ralf Lienert ?? Nach 207 Metern gelandet: Richard Freitag hat seine Verletzung von vor zwei Wochen in Innsbruck auskuriert.
Foto: Ralf Lienert Nach 207 Metern gelandet: Richard Freitag hat seine Verletzung von vor zwei Wochen in Innsbruck auskuriert.

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