Montagsbrettl bringt Kleinkunst auf die Dorfbühne
Hörbach hat nur 300 Einwohner – und doch sind dort schon viele Stars der Kabarettszene von Fredl Fesl bis Martina Schwarzmann aufgetreten. In der Krise der 1990er Jahre brachte ein Verein die Rettung, jetzt feiert er Jubiläum
Ob Gerhard Polt, Stefan Zinner oder Martina Schwarzmann – sie alle sind schon beim Hörbacher Montagsbrettl aufgetreten. Lange bevor sie zu Stars des deutschen Kabaretts wurden. Das Gespür für talentierte Künstler ist eines der Geheimnisse dieser nach eigenen Aussagen ältesten bayerischen Kleinkunstbühne. Seit mittlerweile 43 Jahren bezaubert sie im ländlichen 300-Einwohner-Dorf Hörbach ein treues Stammpublikum ebenso wie die Gäste auf der Bühne. Dabei wäre Anfang der 1990er Jahre beinahe schon alles aus gewesen.
Denn bis dahin hing alles an den Brüdern Toni und Jakob Drexler, die das Montagsbrettl aufgebaut hatten. Beide stammen aus dem Ort und begeisterten sich in den 1970er Jahren für die alternative Münchner Szene mit ihren Künstlern wie dem später so erfolgreichen Gerhard Polt. Zur Kirchweih 1975 luden sie zur ersten öffentlichen Veranstaltung ins Dorf ein, auf der Bühne standen damals unter anderem der Liedermacher Fredl Fesl und der Mundart-Dichter Helmut Eckl. Weil das gut ankam, folgten weitere Veranstaltungen. Der zunächst eher skeptische Wirt Florian Sandmeir überließ ihnen dafür seine gleichnamige Wirtschaft. Jedoch nur am Ruhetag – und so kam es, dass die Auftritte bis heute noch immer an Montagen stattfinden.
Was in den 1970er Jahren noch gewagt und neu war, hatte in den 1990er Jahren die Massen erreicht. Drexler erinnert sich, wie Kabarett plötzlich von großen Veranstaltungssälen kommerziell angeboten wurde: „In der Zeit hatten wir mit dem Montagsbrettl so ein bisschen eine Krisensituation.“Teilweise blieb das Publikum weg und damit auch die Einnahmen. Das finanzielle Risiko trugen er und sein Bruder Jakob in Eigenverantwortung. Beide hatten zu dem Zeitpunkt schon Frau und Kinder und damit auch andere Verpflichtungen. „Da haben wir überlegt, ob wir nicht aufhören sollen“, sagt Drexler.
Doch aus dem Kreis der Stammgäste kam eine rettende Idee. Sie gründeten am 21. Januar 1993 einen Förderverein, der bei Bedarf das Defizit ausglich. Seit 2001 tritt dieser als Montagsbrettl e.V. selbst als Veranstalter auf mit dem Gründer Toni Drexler als Vorsitzenden. Mit dem Zweiten Vorsitzenden Markus Peters ist seit 2011 bereits die nächste Generation in der Verantwortung. Er ist mit Alina, der Tochter von Jakob Drexler, liiert und hat sich ins Brettl gleich mitverliebt. „Das habe ich da in seiner tatsächlichen Wesenheit erst kennengelernt“, erzählt er. Dass eben nicht alles professionell ist, dass im Wirtshaussaal zusammengerückt wird, dass der Künstler gerade noch mitten drin an seinem Bier saß und dann auf die Bühne geht und sein Programm macht – das ist für Markus Peters Kleinkunst und macht den Charme des Montagsbrettls aus. „Wenn wir einen Auftritt haben, buchen wir keinen Tontechniker, sondern da kommt halt ein Freund nach der Arbeit vorbei und macht das.“Der Zweite Vorsitzende hat als Sprecher des bayerischen Bauernverbandes oft schon lange Arbeitstage hinter sich, wenn er beim Sandmeir für eine Veranstaltung aufstuhlt. „Aber spätestens, wenn es läuft, weiß ich wieder, für was ich das mache“, sagt der 31-Jährige.
Für das Vereinsjubiläum haben sich die Verantwortlichen natürlich etwas einfallen lassen. Gefeiert wird dieses am 6. Mai mit einem Festabend mit Andreas Rebers und den Wellküren (siehe auch Programm). Die Karten werden dabei bevorzugt an die Vereinsmitglieder abgegeben. Doch auch sonst gibt es heuer einige Höhepunkte im Programm. Markus Peters freut sich zum Beispiel auf Thomas Grasberger, der im September auftritt und sich mit dem Phänomen des „Grants“beschäftigt. „Der bringt so ein ganz urwüchsiges Verständnis von Kleinkunst auf die Bühne“, sagt der Zweite Vorsitzende. Ein ganz anderes Programm bietet der studierte Geiger Matthias Well aus der berühmten Musikerfamilie im November. Er hat weltweit Trauermusik gesammelt und neu aufbereitet. „Und das ist manchmal eine überraschend erfrischende und fröhliche Musik“, verspricht der Organisator.
Dabei muss er nicht viel Werbung machen. Denn über mangelnden Zulauf kann sich die Kleinkunstbühne in Hörbach in den vergangenen Jahren nicht mehr beschweren. „Nur die jüngere Generation zu erreichen, ist ein bisschen eine Herausforderung“, sagt Toni Drexler.
Der Wirt gab die Gaststätte nur am Ruhetag her