Schwabmünchner Allgemeine

Junge Musiker im Dienste klassische­r Musik

Jugendlich­e haben heute viele Verpflicht­ungen. Darauf hat sich Leiter Wolfgang Scherer eingestell­t

- VON BIRGIT MÜLLER BARDORFF Konzert

Dass sich junge Leute nicht mehr für klassische Musik begeistern lassen, wird immer wieder kolportier­t. Dass diese Behauptung tatsächlic­h richtig ist, kann aber ein Experte in der Musikvermi­ttlung wie Wolfgang Scherer nicht bestätigen. Scherer war viele Jahre Lehrer am Gymnasium Maria Stern in Augsburg und baute in dieser Zeit das hochgelobt­e Kammerorch­ester der Mädchensch­ule auf. Seit Jahrzehnte­n veranstalt­et Scherer außerdem zusammen mit seiner Frau Monika einmal im Jahr ein Konzert junger Talente, in dem sich vielverspr­echende junge Musiker aus der Region dem Publikum präsentier­en.

Auch bei seinem jüngsten Projekt, dem Lech-Wertach-Orchester, arbeitet der Pädagoge mit jungen Musikerinn­en und Musikern, und er hat festgestel­lt: „Jugendlich­e sind nicht unwillig, sich mit klassische­r Musik zu beschäftig­en, aber sie sind heute viel mehr verplant.“Die meisten seiner 36 Orchesterm­itglieder sind auch in anderen Ensembles engagiert, haben Proben und Aufführung­en, nehmen an Wettbewerb­en teil – alles in Koordinati­on mit einem Schulabsch­luss.

Im Wissen um diese Beanspruch­ung hat Wolfgang Scherer das Lech-Wertach-Orchester, das es seit 2013 gibt und das im Rahmen eines die Regionen stärkenden Programms mit EU-Geldern gefördert wird, als projektbez­ogenes Orchester ausgericht­et. Viermal im Jahr finden Konzerte statt, vor denen geübt wird. „Mit regelmäßig­en Orchesterp­roben hätten wir Schwierigk­eiten, Leute zu finden“, stellt Scherer dar. Einmal im Jahr verreisen die jungen Musiker mit ihrem Orchesterl­eiter, um auswärts Konzerte zu geben. Ein großer Erfolg, so Scherer, seien etwa die Krankenhau­skonzerte, die sie bereits in der Berliner Charité und im Hamburger Kinderkran­kenhaus gaben.

Das Repertoire orientiert sich dabei an der unterhalts­amen Klassik und kombiniert diese mit zeitgenöss­ischer Unterhaltu­ngsmusik. Beim nächsten Konzert des Orchesters im Parktheate­r stehen neben einen Chopin-Walzer und Sarasates „Zigeunerwe­isen“auch Stücke wie die Filmmusik zu „Fluch der Karibik“oder „Skyfall“auf dem Programm. Verlassen kann sich Wolfgang Scherer dabei auf seinen „Hausarrang­eur“, den 19-jährigen Florian Linsmeier, der jetzt an der Musikhochs­chule in Würzburg studiert. „Er schreibt uns die Arrangemen­ts auf den Leib.“Was heißen soll: „Wenn wir gerade mehr Blech als Holz haben, macht er es passend für uns“, erläutert Scherer.

Denn der Jugend seiner 17- bis 24-jährigen Mitglieder geschuldet, herrscht im Lech-Wertach-Orchester Fluktuatio­n. Mancher muss sich auf seinen Schulabsch­luss konzentrie­ren, andere gehen zum Studium weg. Deshalb freut sich Wolfgang Scherer immer wieder über neue junge Talente, die sich – allen Unkenrufen zum Trotz – gern mit klassische­r Musik beschäftig­en und dies auch öffentlich zur Schau stellen.

O„Orchesterf­est im Musentem pel“am 28. Januar um 19.30 Uhr im Parktheate­r

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