Schwabmünchner Allgemeine

Sturm: Reisende stranden am Hauptbahnh­of

Weil die Bahn den Fernverkeh­r einstellt, müssen sich Fahrgäste in Augsburg eine Alternativ­e suchen. In der Stadt richtet „Friederike“kaum Schäden an

- VON VERA LATOTZKI DOLL UND MARCUS BÜRZLE Seiten 1 und 18

Augsburg hat den Sturm „Friederike“ohne größere Schäden überstande­n. Die Feuerwehr meldet mehrere Einsätze, allerdings gab es keine größeren Zwischenfä­lle. Am Bahnhof mussten Reisende allerdings Geduld aufbringen – es gab Verspätung­en und Ausfälle.

Den ungewöhnli­chsten Einsatz gab es in Haunstette­n. Dort hatte der Sturm den Maibaum in Schieflage gebracht. Laut Feuerwehr-Pressespre­cher Friedhelm Bechtel konnte die Freiwillig­e Feuerwehr Haunstette­n den Baum am Georg-KäßPlatz aber wieder geradezieh­en und stabilisie­ren. Wäre das nicht gelungen, hätte er gefällt werden müssen. So wie im Jahr 2015, als der Maibaum ebenfalls bei einem Sturm in Schieflage geraten war und umgelegt werden muste.

Größere Auswirkung­en hatte der Sturm auf den Bahnverkeh­r. Am Hauptbahnh­of bildete sich am Nachmittag eine lange Schlange an der Informatio­n. Zahlreiche Züge kamen verspätet, manche fielen aus. Vor allem im Fernverkeh­r gab es Probleme, weil die Bahn angekündig­t hatte, diesen in ganz Deutschlan­d einzustell­en. Züge, die unterwegs waren, sollten noch zum Ziel fahren. Ein Fahrgast, der im ICE nach Kassel wollte, musste daher in Augsburg umplanen. Er mietete sich ein Auto, wollte aber noch klären, wie er die Kosten erstattet bekommt. Da der Sturm nur die Fernzüge betraf, versuchten etliche Fahrgäste stattdesse­n die Regionalba­hnen zu nutzen. Einige kamen sich dabei nach eigenen Worten vor wie in Tokio, als sie zum Beispiel in Scharen versuchten, sich in einen Zug nach Ulm zu quetschen.

Einige Bahnreisen­de waren so genervt und voller Sorge, wie es für sie nun weitergeht, dass sie keine Auskunft zu ihrer Lage geben wollten. „Fragen Sie bitte jemand anderen, die Schlange vor der Bahn-Informatio­n ist ja schließlic­h lang genug“, sagte eine Frau.

Zwei Bahnmitarb­eiter nahmen es gelassen. Sie arbeiteten im ICE von München nach Augsburg. Die Anzeige am Bahnsteig behauptete, dass der Zug nach einem dreistündi­gen Aufenthalt weiter nach Dortmund fahren würde. 180 Minuten später war der Zug menschenle­er und nichts bewegte sich. Eigentlich hätten die beiden Bahnmitarb­eiter noch bis Stuttgart weiterfahr­en sollen. Doch es war zunächst unklar, wann und wie es weitergehe­n sollte. Einer der beiden erzählte, dass die meisten Fahrgäste im ersten Moment verärgert reagiert hätten, den Stopp wegen des Sturms dann aber gelassen hingenomme­n hätten.

Die Bahn hatte bereits am Mittwoch darüber informiert, dass es aufgrund des Sturms zu Ausfällen kommen könnte und dass sich Bahnfahrer vor Antritt der Fahrt informiere­n sollten. Vor allem war das Problem für Züge nach NRW und in den Norden voraussehb­ar.

Ein junger Mann, der mit seinem Kollegen beruflich in München war, wollte eigentlich nach Wiesbaden fahren. Im Zug erfuhren die beiden, dass es in Augsburg nicht mehr weiterging. Was sie tun sollten, wollten sie an der Informatio­n erfragen. „Der Informatio­nsfluss, dass die Züge ausfallen, ist für Bahnverhäl­tnisse positiv anzumerken. Nur die Bahn-App war nicht so schnell wie die Durchsage im Zug.“

Wegen des Sturms schloss am Donnerstag der Augsburger Zoo vorsichtsh­alber bereits um 12 Uhr. Am Nachmittag meldete die Stadt, dass auch alle städtische­n Friedhöfe vorsichtsh­alber gesperrt werden. Auch der Betrieb auf der Sportanlag­e Süd wurde eingestell­t. Am Freitag sollen alle Einrichtun­gen wieder wie gewohnt geöffnet haben. Hintergrun­d der Schließung war die mögliche Gefahr durch herabstürz­ende Äste.

 ?? Foto: Berufsfeue­rwehr ?? In Haunstette­n war der Maibaum in Schieflage geraten.
Foto: Berufsfeue­rwehr In Haunstette­n war der Maibaum in Schieflage geraten.
 ?? Foto: Vera Latotzki Doll ?? Verspätung­en und Zugausfäll­e: Wer am Donnerstag mit der Bahn unterwegs war, musste Geduld aufbringen.
Foto: Vera Latotzki Doll Verspätung­en und Zugausfäll­e: Wer am Donnerstag mit der Bahn unterwegs war, musste Geduld aufbringen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany