Sturm: Reisende stranden am Hauptbahnhof
Weil die Bahn den Fernverkehr einstellt, müssen sich Fahrgäste in Augsburg eine Alternative suchen. In der Stadt richtet „Friederike“kaum Schäden an
Augsburg hat den Sturm „Friederike“ohne größere Schäden überstanden. Die Feuerwehr meldet mehrere Einsätze, allerdings gab es keine größeren Zwischenfälle. Am Bahnhof mussten Reisende allerdings Geduld aufbringen – es gab Verspätungen und Ausfälle.
Den ungewöhnlichsten Einsatz gab es in Haunstetten. Dort hatte der Sturm den Maibaum in Schieflage gebracht. Laut Feuerwehr-Pressesprecher Friedhelm Bechtel konnte die Freiwillige Feuerwehr Haunstetten den Baum am Georg-KäßPlatz aber wieder geradeziehen und stabilisieren. Wäre das nicht gelungen, hätte er gefällt werden müssen. So wie im Jahr 2015, als der Maibaum ebenfalls bei einem Sturm in Schieflage geraten war und umgelegt werden muste.
Größere Auswirkungen hatte der Sturm auf den Bahnverkehr. Am Hauptbahnhof bildete sich am Nachmittag eine lange Schlange an der Information. Zahlreiche Züge kamen verspätet, manche fielen aus. Vor allem im Fernverkehr gab es Probleme, weil die Bahn angekündigt hatte, diesen in ganz Deutschland einzustellen. Züge, die unterwegs waren, sollten noch zum Ziel fahren. Ein Fahrgast, der im ICE nach Kassel wollte, musste daher in Augsburg umplanen. Er mietete sich ein Auto, wollte aber noch klären, wie er die Kosten erstattet bekommt. Da der Sturm nur die Fernzüge betraf, versuchten etliche Fahrgäste stattdessen die Regionalbahnen zu nutzen. Einige kamen sich dabei nach eigenen Worten vor wie in Tokio, als sie zum Beispiel in Scharen versuchten, sich in einen Zug nach Ulm zu quetschen.
Einige Bahnreisende waren so genervt und voller Sorge, wie es für sie nun weitergeht, dass sie keine Auskunft zu ihrer Lage geben wollten. „Fragen Sie bitte jemand anderen, die Schlange vor der Bahn-Information ist ja schließlich lang genug“, sagte eine Frau.
Zwei Bahnmitarbeiter nahmen es gelassen. Sie arbeiteten im ICE von München nach Augsburg. Die Anzeige am Bahnsteig behauptete, dass der Zug nach einem dreistündigen Aufenthalt weiter nach Dortmund fahren würde. 180 Minuten später war der Zug menschenleer und nichts bewegte sich. Eigentlich hätten die beiden Bahnmitarbeiter noch bis Stuttgart weiterfahren sollen. Doch es war zunächst unklar, wann und wie es weitergehen sollte. Einer der beiden erzählte, dass die meisten Fahrgäste im ersten Moment verärgert reagiert hätten, den Stopp wegen des Sturms dann aber gelassen hingenommen hätten.
Die Bahn hatte bereits am Mittwoch darüber informiert, dass es aufgrund des Sturms zu Ausfällen kommen könnte und dass sich Bahnfahrer vor Antritt der Fahrt informieren sollten. Vor allem war das Problem für Züge nach NRW und in den Norden voraussehbar.
Ein junger Mann, der mit seinem Kollegen beruflich in München war, wollte eigentlich nach Wiesbaden fahren. Im Zug erfuhren die beiden, dass es in Augsburg nicht mehr weiterging. Was sie tun sollten, wollten sie an der Information erfragen. „Der Informationsfluss, dass die Züge ausfallen, ist für Bahnverhältnisse positiv anzumerken. Nur die Bahn-App war nicht so schnell wie die Durchsage im Zug.“
Wegen des Sturms schloss am Donnerstag der Augsburger Zoo vorsichtshalber bereits um 12 Uhr. Am Nachmittag meldete die Stadt, dass auch alle städtischen Friedhöfe vorsichtshalber gesperrt werden. Auch der Betrieb auf der Sportanlage Süd wurde eingestellt. Am Freitag sollen alle Einrichtungen wieder wie gewohnt geöffnet haben. Hintergrund der Schließung war die mögliche Gefahr durch herabstürzende Äste.