Schwabmünchner Allgemeine

Tarifrefor­m: SPD sieht sich in ihrer Kritik bestätigt

Im Gegensatz zu den Bündnispar­tnern CSU und Grünen lehnten die Sozialdemo­kraten im Stadtrat das Paket ab. Welche Nachbesser­ungen die Fraktion nun fordert und was die Ausschussg­emeinschaf­t will

- VON MICHAEL HÖRMANN

Der Ärger von Fahrgästen über die Auswirkung­en der Tarifrefor­m ist groß. In Augsburg zahlen Fahrgäste für bestimmte Fahrten teils doppelt so viel wie vor dem 1. Januar. Für die SPD-Stadtratsf­raktion war der Ärger vorhersehb­ar. „Die Kritik aus der Bevölkerun­g bestätigt unsere damalige Haltung, gegen die Reform zu stimmen“, sagt die Fraktionsv­orsitzende Margarete Heinrich. Im Gegensatz zu den Partnern im Dreierbünd­nis mit CSU und Grünen hatte die SPD die Tarifrefor­m im Stadtrat abgelehnt. Das Ziel der Reform, mehr Kunden für den öffentlich­en Nahverkehr zu gewinnen und zu binden, werde wohl nicht erreicht, sagt Heinrich: „Das Ziel sehen wir in Anbetracht der öffentli- Diskussion als stark gefährdet an.“Es sei zu befürchten, dass der motorisier­te Individual­verkehr ansteige, wodurch mehr Staus entstünden und die Feinstaubb­elastung steige. Das könne sich die Umweltstad­t Augsburg nicht leisten.

Die SPD verweist dabei auf die Verschlech­terungen der Tarifrefor­m, auf die sie von Anfang an hingewiese­n habe. Es geht um das Seniorenti­cket und die Einführung des 9-Uhr-Abos, was Fahrgäste letztlich nicht zufriedens­tellen könne. Größter Kritikpunk­t ist für die SPD jedoch das neue Kurzstreck­enticket, das laut Heinrich „im wahrsten Sinn zu kurz gegriffen ist“. Es stelle jedenfalls keinen adäquaten Ersatz für den Wegfall der Preisstufe 1 in den Bartarifen dar. Deshalb fordert die SPD-Stadtratsf­raktion mit einem eine Nachbesser­ung der Reform. Konkret schlägt sie vor, das Kurzstreck­enticket von vier Haltestell­en plus Einstieg auf sechs Haltestell­en plus Einstieg auszuweite­n.

Die Sechser-Ausschussg­emeinschaf­t hat unterdesse­n in einem weiteren Antrag gefordert, dass die Tarifrefor­m Thema bei der nächsten Stadtratss­itzung sein soll. Die erste Sitzung im neuen Jahr findet am Mittwoch, 24. Januar, um 14.30 Uhr statt. Es gibt im Antrag einen Fragenkata­log, der sich mit Fallbeispi­elen im neuen Tarifsyste­m auseinande­rsetzt. Unabhängig von den anderen Themen auf der Stadtratss­itzung stellt sich die Sechser-Ausschussg­emeinschaf­t jetzt anders auf: Alexander Süßmair hat zum Jahreswech­sel die Linksparte­i verlassen. Als Parteilose­r bleibt er in der Auschen schussgeme­inschaft. Ihr gehören ferner Volker Schafitel und Regina Stuber-Schneider (beide Freie Wähler), Otto Hutter (Linksparte­i), Christian Pettinger (ÖDP) und Oliver Nowak (Polit-WG) an.

Durchaus kontrovers wird die Tarifrefor­m auch bei den Grünen diskutiert. Die Partei plant deshalb eine Sondervers­ammlung, um sich intensiv mit dem Thema zu befassen. Dies kündigt Vorstandss­precher Peter Rauscher an. Reagiert werde damit auch auf die Kritik viele Bürger, sagt Rauscher: „Wir haben insbesonde­re Kritik an dem Kurzstreck­enticket, welches wir einfach für zu kurz erachten. Auch die zu hohe Preissteig­erung für Gelegenhei­tsnutzer in der Innenstadt durch die Zusammenle­gung der Zonen 10 und 20 muss unserer MeiAntrag nung nach abgeflacht und nachgebess­ert werden.“Die Einführung eines 365-Euro-Tickets sei jedenfalls ein richtiger Schritt in die Mobilität der Zukunft. Dieses Ticket müsse jedoch auch schon vor 9 Uhr morgens gelten. Der öffentlich­e Nahverkehr werde dann genutzt, wenn er schneller und günstiger genutzt werden kann als das eigene Auto.

Rauscher sagt ferner: „Wir möchten daher, dass ein Weg aufgezeigt wird, wie wir in absehbarer Zeit zu einem echten 365-Euro-Ticket kommen, ohne zeitliche Begrenzung.“Dass viele Bürger von der Tarifrefor­m enttäuscht seien und teilweise sogar überlegen, wieder vermehrt das eigene Auto zu nehmen, sollte vom Stadtrat ernst genommen werden.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Mehr Fahrgäste in Busse und Straßenbah­nen – das ist ein Ziel der Tarifrefor­m des AVV. Ob es aufgeht, wird sich erst in einigen Wochen abzeichnen. Die Kritik an teils bis zu 100 Prozent teureren Tickets ist aber so groß, dass die Kommunalpo­litik nun...
Foto: Silvio Wyszengrad Mehr Fahrgäste in Busse und Straßenbah­nen – das ist ein Ziel der Tarifrefor­m des AVV. Ob es aufgeht, wird sich erst in einigen Wochen abzeichnen. Die Kritik an teils bis zu 100 Prozent teureren Tickets ist aber so groß, dass die Kommunalpo­litik nun...

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