Tarifreform: SPD sieht sich in ihrer Kritik bestätigt
Im Gegensatz zu den Bündnispartnern CSU und Grünen lehnten die Sozialdemokraten im Stadtrat das Paket ab. Welche Nachbesserungen die Fraktion nun fordert und was die Ausschussgemeinschaft will
Der Ärger von Fahrgästen über die Auswirkungen der Tarifreform ist groß. In Augsburg zahlen Fahrgäste für bestimmte Fahrten teils doppelt so viel wie vor dem 1. Januar. Für die SPD-Stadtratsfraktion war der Ärger vorhersehbar. „Die Kritik aus der Bevölkerung bestätigt unsere damalige Haltung, gegen die Reform zu stimmen“, sagt die Fraktionsvorsitzende Margarete Heinrich. Im Gegensatz zu den Partnern im Dreierbündnis mit CSU und Grünen hatte die SPD die Tarifreform im Stadtrat abgelehnt. Das Ziel der Reform, mehr Kunden für den öffentlichen Nahverkehr zu gewinnen und zu binden, werde wohl nicht erreicht, sagt Heinrich: „Das Ziel sehen wir in Anbetracht der öffentli- Diskussion als stark gefährdet an.“Es sei zu befürchten, dass der motorisierte Individualverkehr ansteige, wodurch mehr Staus entstünden und die Feinstaubbelastung steige. Das könne sich die Umweltstadt Augsburg nicht leisten.
Die SPD verweist dabei auf die Verschlechterungen der Tarifreform, auf die sie von Anfang an hingewiesen habe. Es geht um das Seniorenticket und die Einführung des 9-Uhr-Abos, was Fahrgäste letztlich nicht zufriedenstellen könne. Größter Kritikpunkt ist für die SPD jedoch das neue Kurzstreckenticket, das laut Heinrich „im wahrsten Sinn zu kurz gegriffen ist“. Es stelle jedenfalls keinen adäquaten Ersatz für den Wegfall der Preisstufe 1 in den Bartarifen dar. Deshalb fordert die SPD-Stadtratsfraktion mit einem eine Nachbesserung der Reform. Konkret schlägt sie vor, das Kurzstreckenticket von vier Haltestellen plus Einstieg auf sechs Haltestellen plus Einstieg auszuweiten.
Die Sechser-Ausschussgemeinschaft hat unterdessen in einem weiteren Antrag gefordert, dass die Tarifreform Thema bei der nächsten Stadtratssitzung sein soll. Die erste Sitzung im neuen Jahr findet am Mittwoch, 24. Januar, um 14.30 Uhr statt. Es gibt im Antrag einen Fragenkatalog, der sich mit Fallbeispielen im neuen Tarifsystem auseinandersetzt. Unabhängig von den anderen Themen auf der Stadtratssitzung stellt sich die Sechser-Ausschussgemeinschaft jetzt anders auf: Alexander Süßmair hat zum Jahreswechsel die Linkspartei verlassen. Als Parteiloser bleibt er in der Auschen schussgemeinschaft. Ihr gehören ferner Volker Schafitel und Regina Stuber-Schneider (beide Freie Wähler), Otto Hutter (Linkspartei), Christian Pettinger (ÖDP) und Oliver Nowak (Polit-WG) an.
Durchaus kontrovers wird die Tarifreform auch bei den Grünen diskutiert. Die Partei plant deshalb eine Sonderversammlung, um sich intensiv mit dem Thema zu befassen. Dies kündigt Vorstandssprecher Peter Rauscher an. Reagiert werde damit auch auf die Kritik viele Bürger, sagt Rauscher: „Wir haben insbesondere Kritik an dem Kurzstreckenticket, welches wir einfach für zu kurz erachten. Auch die zu hohe Preissteigerung für Gelegenheitsnutzer in der Innenstadt durch die Zusammenlegung der Zonen 10 und 20 muss unserer MeiAntrag nung nach abgeflacht und nachgebessert werden.“Die Einführung eines 365-Euro-Tickets sei jedenfalls ein richtiger Schritt in die Mobilität der Zukunft. Dieses Ticket müsse jedoch auch schon vor 9 Uhr morgens gelten. Der öffentliche Nahverkehr werde dann genutzt, wenn er schneller und günstiger genutzt werden kann als das eigene Auto.
Rauscher sagt ferner: „Wir möchten daher, dass ein Weg aufgezeigt wird, wie wir in absehbarer Zeit zu einem echten 365-Euro-Ticket kommen, ohne zeitliche Begrenzung.“Dass viele Bürger von der Tarifreform enttäuscht seien und teilweise sogar überlegen, wieder vermehrt das eigene Auto zu nehmen, sollte vom Stadtrat ernst genommen werden.