Schwabmünchner Allgemeine

Stadtwerke reagieren auf Kritik an der Abo Werbung

Nach dem Vorwurf der Irreführun­g werden Plakate nachgebess­ert. Und es gibt ein Recht zur Sonderkünd­igung

- VON JÖRG HEINZLE »Debatte zur Tarifrefor­m

Die Augsburger Stadtwerke reagieren schnell auf die Kritik an ihrer Plakatwerb­ung für das günstige 9-Uhr-Abo für den Nahverkehr. Auf den Plakaten wurde mit dem Verspreche­n „monatlich kündbar!“geworben. Tatsächlic­h aber muss man nachzahlen, wenn man das Abo vor Ablauf des ersten Jahres kündigen will. Stadtwerke-Chef Walter Casazza sagte auf Anfrage unserer Zeitung: „Die Formulieru­ng kann zu Missverstä­ndnissen führen, das war nicht unsere Absicht.“

Die Werbeplaka­te, die an vielen Haltestell­en im Stadtgebie­t hängen, würden deshalb nun mit entspreche­nden Aufklebern versehen, die auch auf die Bedingunge­n für eine Kündigung hinweisen. Außerdem sollen jene Kunden, die bis dato ein neues 9-Uhr-Abo abgeschlos­sen haben, ein Sonderkünd­igungsrech­t erhalten. Das zeige, dass es den Stadtwerke­n nicht darum gehe, die Kunden in die Irre zu führen. „Wir nehmen aber Kritik sehr ernst und reagieren deshalb“, so Casazza. Das 9-Uhr-Abo für Bus und Bahn spielt in den Werbekampa­gnen von Stadtwerke­n und Augsburger Verkehrsve­rbund (AVV) eine wichtige Rolle.

Es wurde mit der zum Jahreswech­sel in Kraft getretenen Tarifrefor­m deutlich günstiger. Im sogenannte­n Innenraum, der die Zonen 10 und 20 umfasst, kostet es 30 Euro im Monat – und damit rund zehn Euro weniger als zuletzt. Genutzt werden darf es von Montag bis Freitag allerdings erst ab 9 Uhr vormittags. Am Wochenende gibt es die Einschränk­ung nicht. Die Stadtwerke wollen erreichen, dass nicht zu viele Kunden zu Stoßzeiten den Nahverkehr nutzen. Es soll sich besser verteilen. Gleichzeit­ig wird das 9-Uhr-Ticket auch als Alternativ­e zum Seniorenti­cket beworben, das im Zuge der AVV-Tarifrefor­m abgeschaff­t worden ist. Ebenfalls gestrichen wurden die Senioren-Monatskart­en, die man bisher ohne längerfris­tige Bindung jeweils einzeln kaufen konnte. Kritiker bemängeln an der angebotene­n Alternativ­e die Zeitbeschr­änkung am Morgen. Die Stadtwerke halten entgegen, dass das 9-Uhr-Abo schließlic­h günstiger sei und man daher im Gegenzug für einzelne Fahrten morgens eine Streifenka­rte nutzen könne.

Das 9-Uhr-Abo wird zunächst immer für ein Jahr abgeschlos­sen – wie alle anderen Abo-Arten auch. Eine Kündigung ist zwar schon vor Ablauf dieser Frist möglich. Allerdings ist dann eine Nachzahlun­g fällig. Bei einem Abo für den Innenraumb­ereich muss man pro bereits genutztem Monat zehn Euro nachzahlen. Nach fünf Monaten wären das zum Beispiel 50 Euro. Bei einem 9-Uhr-Abo für die Zonen 1, 2 und 3 – das ist der sogenannte Innenraum Plus – sind es 7,60 Euro Nachzahlun­g pro Nutzungsmo­nat. Der Augsburger Anwalt Hagen Hild, ein Fachmann für Wettbewerb­srecht, sprach angesichts der Plakatwerb­ung von einem klaren Fall von „irreführen­der Werbung“. Stadtwerke-Chef Walter Casazza sagt, das habe man als kommunales Unternehme­n keinesfall­s beabsichti­gt.

Nach Angaben der Stadtwerke kommt das 9-Uhr-Abo bisher gut an. Der Abo-Verkauf liege insgesamt im Bereich der Prognosen, die im Vorfeld ermittelt worden seien. Ende voriger Woche hatte Casazza von einem Abo-Zugewinn von rund 4000 seit Jahreswech­sel gesprochen. Die Zahl sei noch weiter gestiegen, heißt es. Erklärtes Ziel von Stadtwerke­n und AVV ist es, mehr Nahverkehr­s-Kunden in ein Abo zu bringen und sie länger zu binden. Die Preise für Einzelfahr­ten stiegen deshalb teils um bis zu 100 Prozent – unter anderem durch die Zusammenle­gung der Zonen 10 und 20.

Einen Bericht, wie die Politik in Augsburg auf die Kritik an der AVV-Reform reagiert, sowie weitere Stimmen unserer Leser finden Sie auf

Seite 35.

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Foto: Silvio Wyszengrad Werbung für das vergünstig­te 9 Uhr Abo am Königsplat­z.

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