Schwabmünchner Allgemeine

Straßenaus­bau: Woher soll das Geld kommen?

Die Anliegeran­teile erzürnten Bürger. Jetzt könnten alle noch mal toben, die schon gezahlt haben

- Untermeiti­ngen/Landkreis »Kommentar Bahnhofstr­aße 17, 86830 Schwabmünc­hen Telefon 08232/9677 65 abo@schwabmuen­chner allgemeine.de Telefon 08232/9677 50 Fax: 08232/9677 21 anzeigen@schwabmuen­chner allgemeine.de

Ganz vom Tisch ist das Problem noch nicht. Auch wenn die CSU in Bayern eine Abschaffun­g der Anliegeran­teile für Straßenaus­bauten versproche­n hat und damit ein Volksbegeh­ren der Freien Wähler hinfällig wird ebenso wie Sorgen von Grundstück­seigentüme­r, vor deren Haustür demnächst Bagger vorfahren sollen. Bürgermeis­ter fürchten dennoch neuen Ärger.

Die Frage nach der Übergangsr­egelung und nach dem Kostenausg­leich für Kommunen hatte Bobingens Bürgermeis­ter Bernd Müller bereits in unserer gestrigen Ausgabe in einer ersten Reaktion auf die angekündig­te Abschaffun­g der Straßenaus­baubeiträg­e gestellt.

Untermeiti­ngens Bürgermeis­ter Simon Schropp sieht eine mögliche Abschaffun­g der Straßenaus­baubeiträg­e sogar „mit Bauchgrumm­eln“. Er sieht seine Gemeinde davon enorm betroffen. Untermeiti­ngen habe in mehr als 20 Jahren 23 Ortsstraße­n ausgebaut und von den Anwohnern Beiträge abgerechne­t. Sollte das Gesetz abgeschaff­t werden, würden der Kommune Gelder fehlen. Es stelle sich die Frage, wie das Ganze dann konkret aussehen soll, sagt Schropp. Wie eine mögliche Kompensati­on aussehen soll, hat die CSU-Landtagsfr­aktion noch nicht gesagt. Die Gemeinde Untermeiti­ngen hat im vergangene­n Jahr die Bayern- und Schlesiers­traße in der Nebenerwer­bssiedlung saniert. Für die Sanierung der Sudetenstr­aße in diesem Frühjahr sind die Aufträge bereits vergeben. Schropp weiß nicht, ob und wie die Bürger bei kürzlich gebauten Straßen nach einer möglichen Gesetzesän­derung beteiligt werden sollen. Er sagt, dass die Gemeinde weitere Straßenbau­projekte erst einmal nicht weiter verfolgen werde, solange sie nicht wisse, wie es rechtlich weitergeht. Der Bürgermeis­ter rechnet nicht mit einer Gesetzesän­derung in diesem Jahr, eher 2019.

Der Bau möglicher Stichstraß­en in der Nebenerwer­bssiedlung wäre von der Gesetzesän­derung jedoch nicht betroffen. Schropp erklärt, dass die Straßenaus­baubeiträg­e nur bestehende Straßen betrifft, die saniert werden. Die Stichstraß­en wären jedoch eine erstmalige Erschließu­ng, weshalb die Bürger sich weiterhin an den Kosten beteiligen müssten.

Bedenken, ob die neue Lösung für alle Anlieger wirklich gerechter wird, äußert auch Michael Higl, Bürgermeis­ter von Meitingen und Vorsitzend­er des Gemeindeta­gs im Landkreis Augsburg. „In neun Jahren Amtszeit habe ich 800 Beitragsbe­scheide verteilt. Diesen Anliegern jetzt zu erklären, dass der Ausbau künftig aus öffentlich­en Mitteln finanziert wird, ist schwierig“, sagt er. Die Anwohner hätten schließlic­h mit der Gewissheit ihren Beitrag geleistet, dass andere ebenfalls irgendwann an der Reihe sind. „Da müssen alle Bürgermeis­ter jetzt aufpassen, dass kein völliges Unverständ­nis aufkommt“, so Higl.

Auf Dauer ist er sich sicher, stelle sich vor allem die große finanziell­e Frage für die Kommunen im Landkreis. Das „sehr gravierend­e Thema“bedeute für viele Gemeinden neuen Druck, auf einen Schlag mehr Straßen auszubesse­rn. Fallen die Straßenaus­baubeiträg­e weg, fehle ihnen jedoch eine wichtige Einnahmequ­elle. Daher sagt Higl: „Der Übergang wird ganz schön schwierig werden. Es gilt, eine Lösung zu finden. Ich glaube aber nicht, dass es wirklich gerechter wird.“

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Archivfoto: Julian Leitensdor­fer Das Geld für den Straßenaus­bau liegt nicht auf der Straße. Nach Abschaffun­g der Anwohnerbe­iträge sind nun viele Fragen offen.

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