Schwabmünchner Allgemeine

Hart wie Stahl und doch so weich

Bernd Rummert zeigt im Schwabmünc­hner Kunsthaus fasziniere­nde Werke. Warum bei ihm so manche Objekte etwas länger dauern

- VON CHRISTIAN KRUPPE Schwabmünc­hen Öffnungsze­iten:

Mal matt, mal glänzend, mal stehen und mal liegen Objekte aus Metall im Ausstellun­gsraum des Schwabmünc­hner Kunsthause­s. Auch wenn das Material vermuten lässt, dass alles starr und hart ist, sind die Kunstwerke allesamt flexibel. Daher ist ihre Form veränderba­r.

Ein Umstand, den Bernd Rummert, der Erschaffer der Kunstwerke, durchaus erreichen möchte. Seine Objekte der Ausstellun­g „Handwerke“dürfen angefasst und in ihrer Form verändert werden. Davon machten viele Gäste bei der Ausstellun­gseröffnun­g auch immer wieder Gebrauch. Es ist ein haptisches Erlebnis, dass das hart und starr wirkende Material Metall durch die Machart Rummerts plötzlich beweglich und formbar ist. Möglich wird dies, weil Rummert die Metallstüc­ke mit unzähligen kleinen Federringe­n miteinande­r verbindet. So wird das starre Metall flexibel.

Um dies zu schaffen, benötigt es allerdings viel Zeit. Denn die Ringe müssen alle einzeln befestigt werden. Und da hat Bernd Rummert Tausende verbraucht. Allein das Stück „sicher ist sicher“, ein mit einer Decke aus Federringe­n abgedeckte­r Einkaufswa­gen, hat fast 300 000 dieser Ringe verbraucht und wiegt 100 Kilogramm. „Jeden einzelnen Ring musste ich auf- und wieder zubiegen“, erzählt der Künstler.

Dass gerade dieses Werk nicht in einem Rutsch entsteht, scheint fast klar. „Am Anfang waren es nur kleine Stücke, als dann die Idee kam, hab ich alles zu der Decke zusammenge­fügt“, erklärt Rummert. Das hat auch einen interessan­ten opti- schen Nebeneffek­t. Durch die großen Altersunte­rschiede des über mehrere Jahre hinweg entstanden­en Kunstwerks schimmert das Metall mal wie neu, mal patiniert.

Stahl ist Werkstoff, der diese Ausstellun­g dominiert. Mal offensicht­lich, mal versteckt. Wie bei den „103 Ansichten von zwölf Metern Draht“. Dabei hat Rummert Bindedraht in Acryllack getaucht. Die dabei entstanden­en Formen schmücken fast die komplette Rückwand des Ausstellun­gsraums. Rummerts Künstlerko­llege Wolfgang Mennel betitelte in seiner Laudatio Rummert treffend als „einen Künstler, der arbeitet. Bernd macht aus Eisen Kunst. Ohne seine Ideen wäre das alles nur Schrott“, sagt Mennel.

Obis 18. Februar, montags, dienstags und donnerstag­s von 9.30 bis 12 Uhr, mittwochs von 11 bis 17 Uhr, sonntags von 15 bis 17 Uhr. Am Sonntag, 28. Januar, gibt es ein Künstlerge­spräch mit Bernd Rummert.

 ??  ?? Bernd Rummert mit dem Werk „sicher ist sicher“. Die Decke aus Federringe­n besteht aus fast 300 000 Teilen.
Bernd Rummert mit dem Werk „sicher ist sicher“. Die Decke aus Federringe­n besteht aus fast 300 000 Teilen.
 ?? Fotos: Christian Kruppe ?? Die Stücke Kiste und Kubus – starr und doch flexibel.
Fotos: Christian Kruppe Die Stücke Kiste und Kubus – starr und doch flexibel.
 ??  ?? In Acryllack eingetauch­ter Bindedraht – jedes Stück nahm da bei eine eigene Form an.
In Acryllack eingetauch­ter Bindedraht – jedes Stück nahm da bei eine eigene Form an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany