Kunst im Viererpack
Vier Mitglieder des Kunstvereins zeigen ihre persönlichen Sichtweisen
Jochen Eger, Gabriele Gruss-Sangl, Amelie Kratzer und Rudolf Zimmermann haben wohl „raue“Zeiten hinter sich. Zumindest lässt das ihr selbst gewähltes Thema für ihre „Vierer-Ausstellung“zu, mit der der Kunstverein Bobingen traditionell das Ausstellungsjahr eröffnet.
Vier renommierte Mitglieder, die sich durch mannigfaltige Auszeichnungen hervorgetan haben, finden sich hier zusammen. Und obwohl das Thema „rau“lautet, harmonierte die Gruppe wohl hervorragend miteinander, wie Laudatorin und Erste Vorsitzende Christina Weber bei der Eröffnung betonte. „Es war ein sehr kreatives, positives Miteinander und das Ergebnis ist ganz wunderbar geworden“, freut sie sich.
„Rau“, das sei sowohl eine Objekteigenschaft, als auch eine Lebensbeschreibung. Es sei und laufe eben nicht immer alles glatt. Die vier Künstler legen deshalb das Augenmerk ihrer Betrachter auf die kleinen Sprünge und Risse in den Dingen, aber auch im menschlichen Miteinander.
Jochen Eger hat sich dabei der Fotografie verschrieben. „Er versucht, ganz bewusst möglichst neutral die Zeichen, die die Menschen im städtischen Raum hinterlassen haben, zu einer Komposition zusammenzubringen“, beschreibt Christina Weber. Es seien stille ruhige Studien und Zeitzeichen von Dingen, die der Mensch nebenbei hinterlassen im urbanen Umfeld Augsburgs.
Rudolf Zimmermann dagegen hat seine Kunst an fernen Orten gesucht und gefunden. Er hat sich mit seinen sorgsam komponierten SchwarzWeiß-Fotografien und seinen collagenartig zusammengesetzten, oft ineinander übergehenden Bilder an die Brennpunkte des sozialen Miteinanders in der ganzen Welt gewagt. Seine Reisefotografien zeigen beispielsweise Plastiktüten, die weltweit dazu dienen, Dinge einzupacken und mitzutragen, die aber auch selbst in ihrer Eigenschaft als Plastiktüte zum Problem(müll) werden können. „Im übertragenen Sinn nehmen diese Tüten Gefühle und Dinge auf, die wir mit uns tragen“, klärt Christina Weber Besucher im Unteren Schlösschen auf.
Dritte im Bund ist Amelie Kratzer. „Sie sucht und findet Kleinigkeiten, die sie von der Straße aufliest und nach Hause trägt. Diese Dinge arbeitet sie dann in ihre Werke ein und verleiht ihnen so eine neue Wertigkeit“, stellte die Vorsitzende fest. Kratzer ist die künstlerisch Vielseitigste der vier. Sie stellt Arbeiten mit Wachs, Cyanotypien, Installationen oder Assemblagen aus, nutzt Materialien wie Pappe, Blei, Glas, Holz oder Blech. Von ihr sind zudem die Installationen, die zu sehen sind.
Das Quartett vervollständigt Gabriele Gruss-Sangl. Laudatorin Christina Weber beschreibt sie als „die Emotionalste, trotz ihrer zurückhaltenden Farbgebung.“Gruss-Sangl setze schlimme Nachrichten mit Lappen und Spachtel um und zeige dabei tiefe Emotionen, die viel Interpretationsspielraum lassen.
In der Tat ist gerade das etwas, das alle vier Künstler heraus zu fordern scheinen: Den Geist, die Arbeiten auf sich wirken zu lassen und den Mut, sich eigenen Gedanken dazu zu bilden, eigene Interpretationen zu schaffen. Denn, wie Christina Weber es beschrieb: „Es sind alles Bilder, die uns nicht in eine Traumwelt entführen, sondern in der Realität bleiben lassen.“Was mit dieser Realität anzufangen ist, bleibt dem Betrachter überlassen.
Oist bis zum Sonntag, 11. Februar, im Unteren Schlösschen an der Römerstraße in Bobingen zu sehen. Öffnungszeiten sind Mittwoch, Donnerstag, Freitag von 15 bis 18 Uhr und Sonntag von 14 bis 18 Uhr.