Schwabmünchner Allgemeine

Droht das Hochwasser?

Das Tauwetter macht der weißen Pracht im Augsburger Land den Garaus. Wer heute nasse Füße bekommt und warum ein Bürgermeis­ter trotz steigender Wasserpege­l ganz beruhigt schlafen kann

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Nach dem Schnee kommen Regen und Tauwetter. Droht jetzt Hochwasser? Sind die Böden noch aufnahmefä­hig? Wir haben Experten gefragt.

Was für ein wildes Wetter: Erst die Stürme Burglind und Friederike, dann Dauerregen, üppige Schneefäll­e und seit gestern Tauwetter. Droht jetzt Hochwasser? Die gute Nachricht: Anders als in vielen Teilen von Deutschlan­d ist im Augsburger Land nicht damit zu rechnen. Die Experten geben Entwarnung. Ludwig Humbaur vom Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth sagt: „Ohne Starkregen wie im Allgäu sind die Böden noch aufnahmefä­hig, weshalb das Wasser nicht so schnell abfließt.“

Bis gestern Abend stiegen die Pegel der Messstelle­n Dinkelsche­rbenFleinh­ausen (Zusam), Fischach und Achsheim (beide Schmutter) sowie Langerring­en (Singold) an und überschrit­ten teilweise die erste Meldestufe. Der Wasserstan­d der Wertach in Türkheim, der für den südlichen Landkreis von Bedeutung ist, erreichte bis 18 Uhr nicht die erste kritische Marke. „Das war vergangene­n Freitag anders“, erinnert sich Ludwig Humbaur vom Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth, wo die Hochwasser­nachrichte­n um örtliche Informatio­nen ergänzt werden. Die Wertach hatte einen Wasserstan­d von zwei Metern, was Meldestufe eins bedeutete. Jetzt geht der Trend nach unten: Dem Anstieg der vergangene­n Stunden folgt ein Rückgang des Pegels bis Mittwoch.

Errechnet werden die Hochwasser-Prognosen anhand von Niederschl­ägen, Abflusssit­uation, Temperatur­en und Schneehöhe­n sowie unterschie­dlichen Wettermode­llen. Sie hätten eine Genauigkei­t von maximal zwei Tagen, erklärt Ludwig Humbaur und ergänzt: „Streng genommen lassen sich Aussagen über Hochwasser erst treffen, wenn die Niederschl­äge gefallen sind.“

Wer will, kann die Pegelständ­e online verfolgen. Der Hochwasser­nachrichte­ndienst aktualisie­rt sie laufend. Langenneuf­nach bietet einen weiteren Service: Auf der Homepage der Gemeinde können Interessie­rte die wichtigste­n Daten wie Einstauhöh­e, Zufluss- und Niederschl­agsmenge am neuen Stauwehr abrufen. Ab einer Durchfluss­menge von zwölf Kubikmeter­n in der Sekunde wird Alarm geschlagen, und ab 19 Kubik macht der Damm die Schotten dicht. Im Nor- fließt ein Kubik durch das Bauwerk, gestern Vormittag waren es 2,1. „Es gibt also keinen Grund zur Sorge. Wir schlafen noch ruhig in den Stauden, aber ich habe den Pegel im Blick“, sagt Bürgermeis­ter Josef Böck. Und der lag gestern Mittag bei 42 Zentimeter­n. Normal sind etwa 30 Zentimeter an regenfreie­n Tagen. Das heißt: Nach oben war gestern ein guter Meter Luft, ehe der Damm die Schleusen schließt.

Der vollautoma­tische Hochwasser­damm am südlichen Ortseingan­g ist 2012 für knapp drei Millionen Euro gebaut worden und schützt die Staudengem­einde sowie die Unterliege­r wie Fischach, Gessertsha­usen, Diedorf und Neusäß. Der Schneeschm­elze und dem Regen sieht Langenneuf­nachs Bürgermeis­ter jedenfalls mehr als entspannt entgegen, zumal der Regen wieder aufhört und die Temperatur­en am Mittwoch weiter nach oben klettern sollen.

Ganz anders das Bild am Montagmorg­en. Bevor die Warmfront aufzog, machten die teilweise noch schneebede­ckten Straßen dem einsetzend­en Berufsverk­ehr Probleme. Ein 23-jähriger Autofahrer verursacht­e gegen 5.30 Uhr auf der B 2 einen Verkehrsun­fall. Auf Höhe der Abfahrt nach Stettenhof­en musste er bei glatter Fahrbahn auf die linke Fahrspur wechseln. Dabei streifte er das Rücklicht eines stehenden Lastwagens. Damit nicht genug: Der 23-Jährige, der in Fahrtricht­ung Norden unterwegs war, blieb im Schnee stecken. Der Grund: Der Wagen hatte noch Sommerreif­en aufgezogen. Und die waren abgemalfal­l fahren. Mit einem Abschleppd­ienst kam das Fahrzeug wieder in die Spur. Laut Polizei entstand ein Sachschade­n von 3200 Euro.

Deutlich höher dürfte er bei einem Unfall gegen 6.45 Uhr in Fischach gewesen sein. Ein Räumfahrze­ug stieß am Marktplatz rückwärts aus einer Hofeinfahr­t. Der Fahrer übersah dabei einen Schulbus, der verkehrsbe­dingt anhalten musste. Laut Polizei wurde die hintere rechte Seite des Busses aufgerisse­n. Verletzt wurde niemand – im Bus saßen 40 Jugendlich­e, die zur Realschule Thannhause­n und zum Gymnasium Ursberg gefahren werden sollten.

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Foto: Marcus Merk Die Schneedeck­e verwandelt sich in Matsch: Gestern setzte Tauwetter ein, das die Pegel der Flüsse und Bäche ansteigen ließ. Hochwasser wird es deshalb aber nicht geben, meinen die Experten vom Wasserwirt­schaftsamt. Nur an der Donau von Ulm bis...

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