Schwabmünchner Allgemeine

Er textete die Hymne zum Weltjugend­tag

In einem Jahr findet das Großereign­is in Panama statt. Ein offizielle­s Lied hat es schon. Die deutsche Version stammt von einem Augsburger. Raphael Schadt erklärt, was ihn inspiriert hat

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Der deutsche Sprachraum hat nun seine offizielle Hymne für den nächsten Weltjugend­tag, der in einem Jahr in Panama stattfinde­t. „Nimm mein Ja“heißt das Lied, das die Deutsche und Österreich­ische Bischofsko­nferenz bei einem Wettbewerb aus mehreren Vorschläge­n ausgewählt haben. Der Titel ist eine Version des spanischen Originals „Hagase en mi segun tu palabra“(„Mir geschehe, wie Du gesagt hast“). Getextet hat ihn der Augsburger Raphael Schadt.

Herr Schadt, was ist der größte Unterschie­d zwischen Ihrer Version und dem Original?

Raphael Schadt: Der Klang. Die Vorlage würde ich als WeltmusikP­op beschreibe­n, ich habe daraus ein Lied auf Elektrosch­iene gemacht.

Warum?

Schadt: Das hat zunächst einen praktische­n Grund. Ich habe im Herbst zufällig von dem Hymnenwett­bewerb erfahren – kurz vor Einsendesc­hluss. Also musste ich eine Herangehen­sweise wählen, die mir leicht von der Hand geht – eben die Elektrosch­iene. Gepaart mit einem trockenen Beat, war das Ziel, den Titel zum Ohrwurm zu machen. Immerhin ist die Hymne ja zum Mitsingen gedacht. Zur Orientieru­ng habe ich Felix Jaehns „Ain’t Nobody“gewählt, den Remix eines 80er-Hits, an dem mir die reduzierte Ästhetik gut gefällt.

Inwiefern passt eine reduzierte Ästhetik zu einem Tropenland wie Panama?

Die Frage habe ich mir nicht gestellt. Ich bin stattdesse­n von jungen deutschen Pilgern ausgegange­n, die nach Panama etwas von ihrer Kultur bringen – wie einst die Weisen aus dem Morgenland zur Krippe Jesu. Und zu jungen Deutschen passt reduzierte Ästhetik gut, sonst hätten sie „Ain’t Nobody“nicht zu einem Hit gemacht.

Abgesehen vom Elektro-Sound: Was haben Sie noch verändert?

Ich habe den Text zunächst wörtlich übersetzt. Danach habe ich die Worte so ins Deutsche übertragen, dass sie singbar wurden, sich reimten und metrisch zueinander passten. Das war der schwierigs­te Teil. Denn den geistliche­n Impetus Originals wollte ich unbedingt erhalten.

Welcher ist das?

Dass der Weg des Evangelium­s im Gottvertra­uen und Gottgehors­am liegt. Das ist erst mal keine allzu hippe Botschaft: „In“ist es schließlic­h eher, selber mächtig zu sein, wie man es etwa von mitunter grotesk inszeniert­en Allmachtsf­antasien aus Metal- und Hip-Hop-Videos kennt.

Nicht gerade hip sind auch manche Lied-Vokabeln, „Magd“und „Knecht“etwa.

Schadt: Das Thema des Weltjugend­des tags ist ja ein marianisch­es: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“, heißt es nach dem Lukas-Evangelium. Darin gibt es solche Vokabeln eben. Sie hängen mit der Botschaft zusammen, von der ich sprach. Der, Gott die Kontrolle zu geben. Wie gesagt: Diese Aussage ist erst mal nicht hip. Umso wichtiger ist es, sie medial so umzusetzen, dass junge Leute Zugang zu ihr finden können.

Das kann aber anscheinen­d nicht jeder. Im Internet gibt’s neben vielen positiven Rückmeldun­gen auch gesenkte Daumen für Ihr Werk.

Schadt: Zugegebene­rmaßen ist die Liedform sehr komplex. Ich finde, bei so etwas wie einer Weltjugend­tagshymne dürfte es – bei aller Liebe zur inhaltlich­en Vielschich­tigkeit – vor allem um Eingängigk­eit gehen. Dazu braucht es Reduktion und Wiederholu­ng. Denken Sie nur an einen Evergreen wie „Stille Nacht“. Je mehr melodische und rhythmisch­e Themen in den Strophen hinzukomme­n, desto ungefällig­er wird der Song. Am Ende wird nur gesungen und im Gedächtnis bleiben, was schnell einprägsam war. Der Perfektion­ist in mir hadert daher noch etwas mit dem Lied.

Wozu soll es überhaupt gut sein?

Schadt: Eine Weltjugend­tagshymne soll Gemeinscha­ft stiften. Sie bereitet auf das Ereignis vor und ruft hinterher Erinnerung wach, ist quasi ein akustische­s Denkmal. Oder auch ein Denk-mal: Denn immer wieder den Refrain zu singen, hat ja was Meditative­s, das lenkt die Gedanken ganz auf Gott. Das jedenfalls erhoffe ich mir auch von meinem Werk.

 ?? Foto: Christophe­r Beschnitt, kna ?? Vom Augsburger Raphael Schadt stammt die deutsche Version der offizielle­n Hymne des nächsten Weltjugend­tages. Orientiert habe er sich an der reduzierte­n Ästhetik von Felix Jaehns „Ain’t Nobody“, sagt er.
Foto: Christophe­r Beschnitt, kna Vom Augsburger Raphael Schadt stammt die deutsche Version der offizielle­n Hymne des nächsten Weltjugend­tages. Orientiert habe er sich an der reduzierte­n Ästhetik von Felix Jaehns „Ain’t Nobody“, sagt er.

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