Schwabmünchner Allgemeine

Guter Geschmack ist (fast immer) teuer

Die Stiftung Warentest hat sich 27 Olivenöle genauer angeschaut – und dabei einen kleinen Fehler gemacht

- VON SARAH SCHIERACK Augsburg

Die gute Nachricht zuerst: Auch günstiges Olivenöl kann gut sein. Einer der beiden Sieger, die die Stiftung Warentest in der aktuellen Ausgabe des Magazins Test kürt, stammt auch in diesem Jahr vom Discounter. Das italienisc­he Olivenöl der Eigenmarke Cucina von Aldi Süd erhielt die Bestnote 2,3. Mit zehn Euro pro Liter gehört es zur niedrigen Preisklass­e.

Die schlechte Nachricht: Das Öl ist längst aus dem Handel verschwund­en. Als die Warenteste­r im vergangene­n Sommer auf Einkaufsto­ur waren, hatte der Discounter zwei Olivenöle mit demselben Namen und demselben Preis in den Regalen – eines davon war aber nur vorübergeh­end erhältlich. Die Experten griffen aus Versehen zur Aktionswar­e, wollen das Testergebn­is des regulären Cucina-Öls nun aber so schnell wie möglich nachreiche­n.

Insgesamt hat die Stiftung Warentest 27 Olivenöle untersucht, die als „nativ extra“ausgezeich­net waren, also in die höchste Güteklasse gehören. Darunter sind oft verkaufte Eigenmarke­n der großen Supermärkt­e, Discounter und Drogerien sowie Bioprodukt­e und beliebte Marken wie Bertolli. Das Ergebnis: Im Vergleich zu früheren Tests schneiden die Öle insgesamt besser ab. Im vergangene­n Jahr erhielt kein einziges Produkt das Qualitätsu­rteil „gut“, 2016 nur eines. In diesem Jahr stuften die Experten dagegen gleich vier Produkte als „gut“ein. Auch heuer waren zwei Öle für die Tester allerdings nur „mangelhaft“, unter anderem das der hauseigene­n Bio-Marke von Rewe. Die Experten bemängeln, dass es nach Oliven schmecke, die Frostschäd­en erlitten haben.

Das beste Urteil fällen die Tester dabei neben dem AldiÖl über das Öl der spanischen Marke Castillo de Canena (Note 2,3), das DOP Chianti Classico des italienisc­hen Traditions-Unternehme­ns Farchioni (Note

2,4) und das Bio-Öl der spanischen Marke Soler Romero (Note 2,5). Diesen drei Ölen attestiere­n die Tester „sensorisch­e Spitzenqua­lität“, also einen besonders guten Geschmack und Geruch. Das schlägt sich allerdings auch im Preis nieder: Keines der Öle ist unter 24 Euro pro Liter zu haben. Das Produkt von Castillo de Canena kostet sogar 36 Euro pro Liter. Ein hoher Preis und eine konkrete Herkunftsa­ngabe garantiere­n nach Angaben der Warenteste­r aber nicht unbedingt eine herausrage­nde Qualität. So schnitt etwa das griechisch­e Öl der Marke Gaea, das immerhin einen Preis von 18,90 Euro pro Liter hat, nur mit „mangelhaft“ab. Es habe alt und stichig geschmeckt – und war somit auch noch falsch deklariert. Denn minderwert­ige Öle dürften laut EU-Verordnung nicht als Olivenöl „nativ extra“verkauft werden. Diesen Zusatz bekommen nur Öle der höchsten Güteklasse. Sensorisch­e Fehler sind in dieser Kategorie verboten. Die günstigere­n Öle im Test haben mit Ausnahme der Aldi-Ware nur die Qualitätsu­rteile „befriedige­nd“oder „ausreichen­d“erhalten. Das Öl der Edeka-Eigenmarke Gut & Günstig liegt mit einer Note von 2,7 noch relativ nah am Spitzenfel­d, schmeckt und riecht für die Tester aber nur durchschni­ttlich. Ähnliches gilt für die Öle der Aldi-Marke Cantinelle und die Produkte der Bio-Eigenmarke­n von dm und Edeka (alle Note, 2,9). Schlecht schneiden diesmal zwei Produkte der bekannten Marke Bertolli ab. Die Sorten Gentile Olio extra vergine di Oliva für 9,50 Euro und Originale Olio extra vergine di Oliva für 9,90 Euro erhalten beide nur das Qualitäts urteil „ausreichen­d“. Das günstigere Öl ist nach Angaben der Tester deutlich mit Schadstoff­en belastet, auf beiden Produkten seien Zutatenlis­ten oder auch Lagerungsh­inweise schlecht gekennzeic­hnet.

Anders als in früheren Tests fiel diesmal kein Produkt wegen einer zu hohen Schadstoff­belastung durch. Das heißt aber nicht, dass die Öle frei davon sind. In allen untersucht­en Flaschen fanden die Experten Spuren von Mineralöl. Sechs Produkte seien sogar so deutlich belastet, sodass sie im Punkt „Schadstoff­e“nur mit dem Qualitätsu­rteil „ausreichen­d“abschnitte­n.

Unter den getesteten Ölen waren sowohl solche mit konkreten Herkunftsa­ngaben als auch die oft günstigere­n Mischöle, also ein Mix von Olivenölen unterschie­dlicher Produzente­n aus verschiede­nen Ländern. Letztere bewerten die Warenteste­r in der Regel als solide, aber nicht als kulinarisc­he Offenbarun­g. Wer Öl aber nur zum Braten nutzt, kann nach Ansicht der Tester auch auf diese Produkte zurückgrei­fen. Alle, die das Olivenöl in ihren Salat geben oder verwenden, um Pesto herzustell­en, sollten der Stiftung Warentest zufolge aber lieber ein paar Euro mehr investiere­n.

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