Schwabmünchner Allgemeine

CSU unter Zugzwang

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger allgemeine.de

So nüchtern das Wort mit den 28 Buchstaben auf den ersten Blick auch sein mag, so groß sind die Gefühle, die es vielerorts auslöst: Straßenaus­baubeitrag­ssatzung. Sie schreibt vor, dass Grundstück­seigentüme­r im Großteil Bayerns für Straßenaus­bauarbeite­n vor der eigenen Haustüre bezahlen müssen. Das sorgt seit jeher für Ärger: Hausbesitz­er fühlen sich benachteil­igt, Bürgermeis­ter sehen sich im Recht, unzählige Fälle landen vor Gericht. In den vergangene­n Jahren wurde der Ärger immer größer. Nun schien eine Lösung in Sicht: Die CSU kündigte an, die umstritten­en Ausbaubeit­räge abzuschaff­en – und schaffte damit neue Probleme.

Bürger sind verunsiche­rt, Bürgermeis­ter ratlos, die Regierung wartet ab und die CSU, die mit ihrem Klausurbes­chluss das ganze Chaos angerichte­t hat, spürt jetzt, dass ihre Reaktion auf das von den Freien Wählern angestoßen­e Volksbegeh­ren möglicherw­eise etwas vorschnell war. Zwar hat sie der politische­n Konkurrenz im Jahr der Landtagswa­hl ein höchst emotionale­s Thema weggenomme­n – zur Lösung des eigentlich­en Problems hat die Partei damit aber (noch) nicht beigetrage­n. Im Gegenteil.

Jetzt stehen die Christsozi­alen im Wahljahr gehörig unter Druck. Sie müssen schnell eine Lösung liefern für ein Problem, das Jahrzehnte zurückreic­ht. Das dürfte knifflig werden. Und teuer. Denn der Ausbau der Straßen wird auch künftig noch Geld kosten. Viel Geld. Nur wird dieses künftig eben aus anderen Quellen kommen. Ob die neue Regel dann sinnvoller oder gerechter ist als die bisherige, ist fraglich. Wenigstens muss sich dann aber niemand mehr über das Wort mit den 28 Buchstaben aufregen.

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