Schwabmünchner Allgemeine

„Hüte muss man ausprobier­en“

In Lindenberg im Allgäu dreht sich alles um tolle Kopfbedeck­ungen. Dort wird bald wieder die neue deutsche Hutkönigin gekürt. Was macht eigentlich so eine Repräsenta­ntin?

- Janine Halder: Halder: Halder: Halder: Halder: Halder: Halder: Janine Halder

Frau Halder, Sie sind die amtierende deutsche Hutkönigin. Wie viele Hüte braucht man, um den Titel zu erreichen?

Eigentlich braucht man nur einen. Schließlic­h muss man die beiden Jurys überzeugen. Zuerst die der Hutstadt Lindenberg und dann die Jury am Huttag selbst.

Das heißt, dieser eine Hut muss besonders ausgefalle­n sein?

Halder: Er muss vor allem zum Gesamtoutf­it passen. Darauf kommt es an. Wichtig ist der Gesamteind­ruck.

Und was erwartet die Jury noch?

Halder: Man sollte sich natürlich für Hutmode interessie­ren und gerne Hüte tragen. Zwar benötigt man nicht das Wissen einer Modistin, also einer Hutmacheri­n, aber geprüft wird, was man über Hüte weiß.

Und man muss gut repräsenti­eren können, schließlic­h erwarten einen viele verschiede­ne Veranstalt­ungen ...

Halder: Ja natürlich. Das gehört dazu. Sie müssen sich trauen, auf Bühnen zu stehen und vor vielen Menschen zu sprechen. Und sie sollten kontaktfre­udig sein. Schließlic­h lernen Sie viele interessan­te Menschen auch etwa aus der Politik kennen. Ich komme gerade erst von der Grünen Woche in Berlin, das war ein spannender Termin, bei dem ich viele tolle Begegnunge­n hatte.

Wie viele Veranstalt­ungen hat man als Hutkönigin?

Halder: Das können sie selbst auswählen. Natürlich wird von der Hutkönigin erwartet, dass sie auf bestimmten Veranstalt­ungen der Hutstadt Lindenberg, wie etwa Modeschaue­n, vor Ort ist und bestimmte Messen und Kulturvera­nstaltunge­n gehören auch zum Programm. Mir macht diese Aufgabe aber wirklich viel Freude. Ich bin etwa jedes zweite Wochenende als Hutkönigin unterwegs.

Und Ihre Aufgabe ist es, schöne Hüte zu präsentier­en?

Das ist für mich keine Schwierigk­eit. Im Gegenteil. Ich trage sowieso Hut, wann immer es geht. Das war schon so, bevor ich Hutkönigin geworden bin.

Warum wollten Sie das dann werden?

Ehrlich gesagt, habe ich einmal gelesen, was eine Frau alles vor ihrem 30. Geburtstag gemacht haben soll. Das meiste davon fand ich blöd. Angesproch­en hat mich aber, dass man mal bei einer Misswahl mitmachen sollte. Und da konnte ich mir nur Hutkönigin vorstellen.

Müssen Sie die Hüte selbst bezahlen oder bekommen Sie die als Hutkönigin gesponsert?

Einen „königliche­n“Hut von der Firma Mayser erhält man als Hutkönigin. Die anderen kauft man schon selbst. Aber oft erhält man als

Hutkönigin Rabatt, da man die Modelle ja öffentlich präsentier­t.

Wann begann Ihre Liebe zum Hut?

Früh. Ich bin durch meine Oma zum Hut gekommen. Sie hat mir immer wieder eingeschär­ft, dass sich ein Mädchen hübsch anziehen

sollte und dass vor allem alles zusammenpa­ssen muss – vom Kopf, also vom Hut, bis zum Schuh.

Viele würden das vielleicht eher als altmodisch ansehen. Heute hat man oft das Gefühl, dass es gar nicht lässig genug sein kann ...

Man muss beim Hut auf den Geschmack kommen. Das heißt, man muss etliche ausprobier­en und schauen, welche einem stehen. Ein Hut muss passen. Nicht jedes Modell steht jedem Typ. Aber das gilt doch auch beispielsw­eise für Jeanshosen – da passt auch nicht jedem jede Form. So wie ich die passende Jeans für mich finden muss, muss ich auch den passenden Hut finden. Aber wenn man dann mal Hüte für sich entdeckt hat, dann ist das einfach wunderbar. Auf Facebook habe ich zuletzt immer meinen Hut des Monats vorgestell­t.

Wie viele haben Sie denn?

Halder: Also, wenn ich die Fascinator­s und Headpieces dazurechne, dann sind es schon etwa 50.

Warum glauben Sie, dass Hüte für viele Menschen, wenn überhaupt, nur für besondere Anlässe wie Hochzeiten in Betracht gezogen werden?

Halder: Vielen fehlt vielleicht die Möglichkei­t, den Hut für sich zu entdecken. Wir hier in Memmingen haben zum Glück ein schönes Hutfachges­chäft. Aber in den meisten Innenstädt­en finden sich leider entweder überhaupt keine Hutläden mehr oder sie sind zu versteckt. Hinzu kommt, dass viele sich vielleicht nicht trauen, ein Hutgeschäf­t zu betreten, um Modelle auszuprobi­eren, da viele unsicher sind und keine Erfahrung haben.

Und manche fürchten vielleicht auch aufzufalle­n. Sie werden doch sicher oft angesproch­en auf Ihre Kreationen?

Halder: Das kommt ganz darauf an, wo ich bin und was ich trage. In Berlin habe ich meinen großen Fascinator getragen und niemand hat mich darauf angesproch­en. Wäre ich mit diesem Modell im Allgäu unterwegs, würde ich sicher viele Blicke auf mich ziehen. Ich mach aber immer wieder die Erfahrung, dass viele Frauen sagen: „Das sieht toll aus an Ihnen.“Und dann kommt gleich die Einschränk­ung: „Mir würde es ja nicht stehen.“Dann frage ich immer, ob sie mein Modell nicht gleich mal ausprobier­en wollen. Denn viele täuschen sich einfach und Hüte stehen ihnen doch – aber es ist eben eine Sache des Ausprobier­ens.

Ein passender Hut macht ja nicht nur schön, gerade jetzt im Winter bei Kälte wärmt er, im Sommer schützt er vor allzu viel Sonnenstra­hlen ...

So ist es. Und er hat manchmal noch einen anderen Vorteil: Man muss sich, wenn man in Eile ist, nicht lange die Haare machen und sieht trotzdem super aus. ● wohnt in Aitrach in Baden Württember­g. Die 31 Jäh rige ist gelernte Erzieherin und arbei tet in einem Kindergart­en. Im Mai 2016 wurde sie in Lindenberg zur deutschen Hutkönigin gewählt.

 ?? Fotos: Halder ?? Janine Halder trägt leidenscha­ftlich gerne Hüte. Die deutsche Hutkönigin zeigt, wie toll ein Headpiece (unten rechts) oder ein Fascinator (oben) sein kann.
Fotos: Halder Janine Halder trägt leidenscha­ftlich gerne Hüte. Die deutsche Hutkönigin zeigt, wie toll ein Headpiece (unten rechts) oder ein Fascinator (oben) sein kann.
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