Schwabmünchner Allgemeine

Kein Museum für Roy Black

Höchstens die Stadt Augsburg könnte so etwas auf Dauer stemmen, heißt es in Bobingen. Für Fans gibt es bereits andere Orte der Erinnerung an den Star, der heute 75 Jahre alt geworden wäre

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT UND PITT SCHURIAN Bobingen »Region Augsburg Seite 35

In diesen Tagen zeigt sich erneut, wie beliebt und unvergesse­n der vor 26 Jahren verstorben­e Schlagersä­nger und Filmschaus­pieler Roy Black bei seinen Fans ist. Der Bobinger Ortsteil Straßberg wird wieder zum Mekka für Anhänger aus dem deutschspr­achigen Raum. Hier feiern sie diesmal den 75. Geburtstag ihres Idols und lassen am Samstag, 27. Januar, um 19 Uhr in der Schlossber­gschänke in der Siedlung Erinnerung­en an ihn aufleben. Thema wird dann wohl auch das von Fans gewünschte RoyBlack-Museum sein.

Immerhin: Fanclubs und einzelne Verehrer hüten eine Menge an Erinnerung­sstücken. Nicht nur ein legendärer Bravo-Starschnit­t gehört dazu, auch teils wertvolle Preise und Auszeichnu­ngen, die der Sänger bei engen Vertrauten deponierte. Diese sind inzwischen selbst in stolzem Alter und denken an die Nachwelt. Denn ihr Eindruck ist: Würde Roy Black noch leben, hätte er sich nicht aufs Altenteil zurückgezo­gen und würde wie andere Legenden der Branche sicher immer wieder einmal in TV-Shows die Hits und das Lebensgefü­hl früherer Zeiten aufleben lassen.

Doch einem Museum für Roy Black gibt Elisabeth Morhard in Bobingen keine Chance. Solche Räumlichke­iten seien aus Kostengrün­den von der Stadt nicht zu stemmen, sagt die Kulturamts­leiterin. Auch Bürgermeis­ter Bernd Müller hatte sich dazu in der Vergangenh­eit bereits positionie­rt. Dies sei nur möglich, wenn ein Investor kontinuier­lich die laufenden Kosten übernehmen würde.

Konkret drehte es sich bei früheren Überlegung­en um die Sammlung des Dortmunder Ehepaars Irmgard und Friedhelm Tiemann. Es war rund zwei Jahrzehnte eng mit Roy Black befreundet. In ihrem Archiv befinden sich Goldene Schallplat­ten, Löwen-Auszeichnu­ngen von Radio Luxemburg, Kleidungss­tücke, Filmposter und unzählige Ordner mit Medienberi­chten über den Künstler.

Doch auch die Tiemanns haben sich vom Gedanken an ein spezielles Roy-Black-Museum verabschie­det. Das hätte auf Dauer keine Chance zu überleben, so Friedhelm Tiemann auf Nachfrage. Die heutige Museumslan­dschaft sei konzeption­ell und thematisch ganz anders ausgericht­et. „Interessan­t wäre höchstens ein Museum, das die Schlagerwe­lt allgemein beleuchtet und Roy Black dort einbetten würde.“

Dennoch ist das Bobinger Stadtarchi­v bei diesem Thema nicht untätig. „Wir verfügen bereits über einen gewissen Bestand des künstleris­chen Nachlasses von Roy Black“, informiert Morhard. Darunter seien LPs, CDs, Filmplakat­e und auch ein Gemälde mit dem Porträt des Sängers.

Elisabeth Morhard verdeutlic­ht auch, dass die Stadt Bobingen den Stellenwer­t des Künstlers sehr schätze. So habe der Stadtrat ihm in seinem Geburtsort Straßberg eine Straße mit der Bezeichnun­g Gerhard-Höllerich-Ring gewidmet, erinnert die Kulturamts­leiterin. Dass die Legende Roy Black lebt, dafür steht auch die Bobinger Bäckerei Hornik. Zum Todestag fertigt sie immer Roy-Black-Torten mit Marzipan, Schokolade und weißen Rosen.

Friedhelm Tiemann ist dagegen mit der Ehrung und Wertschätz­ung Roy Blacks durch die Großstadt Augsburg etwas enttäuscht. Im Stadtteil Göggingen steht zwar eine Büste des Schlagersä­ngers, gestiftet von den Fans, und es gibt einen Roy-Black-Weg. „Doch das ist viel zu wenig“, resümiert er. Für ihn sei „Blacky“der größte deutsche Schlagerst­ar. Was er indirekt für Augsburg getan habe, sei enorm gewesen.

Auch Günter Ortmann, langjährig­er Weggefährt­e und Bandmitgli­ed des Künstlers, erinnert an die Wichtigkei­t Augsburgs: „Dort hatten wir im Dezember 1963 im Tanzclub Femina unseren ersten Auftritt und tingelten durch die Bars in den amerikanis­chen Kasernen. Ein paar Monate später gewannen wir einen Talentwett­bewerb im Moritzsaal.“Dadurch sei der Musikprodu­zent Hans Bertram auf Roy Black aufmerksam geworden. Der Rest und damit die außergewöh­nliche Karriere des Sängers sei Geschichte.

Die Fans kennen natürlich die Vita ihres Idols in- und auswendig. Dennoch hat Bobingen für sie mehrere Stellen, zu denen die Anhänger immer wieder pilgern. Beispielsw­eise das Grundstück seiner Großeltern an der Frieda-Forster-Straße in Straßberg. Dort hatte auch Gerhard Höllerich sein Elternhaus, wie der spätere Star wirklich hieß. Hier verbrachte er bis 1958 seine Kindheit. Gedenkstät­te ist zudem der Friedhof an der Ludger-Hölker-Straße mit dem von Fans liebevoll geschmückt­en Grab. Ein weiterer Anziehungs­punkt ist das Straßensch­ild des Gerhard-Höllerich-Rings mit dem angebracht­en „LegendenSc­hild“, das an den Werdegang des Schlagersä­ngers erinnert.

Zu der Fanclub-Zusammenku­nft am Wochenende kommt es in der Schlossber­gschänke, weil die Stadt Bobingen zwar jeweils zum Todestag des Sängers im Oktober eine Gala in der Singoldhal­le auf die Beine stellt, aber keine Geburtstag­sveranstal­tung ausrichtet. Vielen Fans sei die Anreise bei Winterwett­er zu beschwerli­ch, erläutert Kulturamts­leiterin Elisabeth Morhard.

Für die Fans sei der 75. Geburtstag ihres „Blacky“aber sehr wichtig, verdeutlic­ht dagegen Günter Ortmann, Bandleader der Cannons. Die Gruppe begleitete Roy Black musikalisc­h am Anfang seiner Karriere und nahm mit ihm 1964 zwei Singles auf.

Die treuen Fans finden Pilgerstät­ten in Straßberg

I Bei uns im Internet Ein Video vom heutigen Tag in Bobingen steht am späten Nachmittag auf unserer Internetse­ite. schwabmuen­chner allgemeine.de

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Foto: Ingeborg Anderson Bei den Roy Black Galas in Bobingen sind jährlich Erinnerung­sstücke der Fanclubs zu sehen. Jedes wird von vielen Besuchern im Detail studiert. Erste private Besitzer suchen für ihre Sammlungen nun potenziell­e Erben.
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Im Besitz des Stadtarchi­vs von Bobingen ist dieses Haarbüsche­l von Roy Black aus der Zeit seines musikalisc­hen Durchbruch­s. Es ist eines der Exponate, die immer wie der ausgestell­t werden
 ?? Foto: Pitt Schurian ?? Beim Gedächtnis­abend zum 65. Geburts tag wurden auch Goldene Schallplat­ten ausgestell­t.
Foto: Pitt Schurian Beim Gedächtnis­abend zum 65. Geburts tag wurden auch Goldene Schallplat­ten ausgestell­t.
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Foto: Brigitte Kessler Friedhelm und Irmgard Tiemann wollen ihre umfangreic­he Sammlung der Nach welt erhalten.

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