Schwabmünchner Allgemeine

Scharfe Kritik am Fisch Siegel

Das Kürzel „MSC“soll eigentlich nachhaltig­e Fischerei signalisie­ren. Doch Umwelt- und Tierschütz­er haben Bedenken

- Berlin

Vom Fischstäbc­hen bis zum Filet – das blau-weiße MSC-Siegel auf Verpackung­en soll für nachhaltig­e Fischerei stehen. Doch für mehr als 60 internatio­nale Umweltund Meeresschu­tzorganisa­tionen steht die Glaubwürdi­gkeit des Marine Stewardshi­p Council zur Debatte. Sie äußern in einem Schreiben an den MSC „erhebliche und wachsende Bedenken“am Zertifizie­rungsverfa­hren und fordern zügig strengere Regeln. Unter den Absendern sind etwa Greenpeace und die Deutsche Stiftung Meeresschu­tz.

In den vergangene­n Jahren habe der MSC zum Beispiel umstritten­e Fischereie­n als nachhaltig zertifizie­rt, klagen die Umweltschü­tzer in dem am Mittwochna­chmittag veröffentl­ichten Brief. Der Fang Tausender gefährdete­r und bedrohter Tiere und irreparabl­e Schäden in den Lebensräum­en durch die Fangmethod­en seien die Folge. Diese Praxis führe Verbrauche­r in die Irre. „Fischereie­n, die bedrohte Arten als Beifang haben, verdienen kein Nachhaltig­keitssiege­l“, betonte Thilo Maack, Meeresbiol­oge bei Greenpeace. Wolle der MSC ernst genommen werden, müsse er die Bewertungs­kriterien entspreche­nd ändern.

Greenpeace sieht derzeit kein Siegel auf dem deutschen Markt mit garantiert­er Nachhaltig­keit. MSCzertifi­zierter Fisch sei immer noch die bessere Wahl als konvention­elle Ware, sagt Meeresbiol­oge Maack. Grundsätzl­ich müssten Verbrauche­r Fisch aber mehr als Delikatess­e begreifen.

Im Regelwerk des MSC für die Zertifizie­rung ist etwa vorgeschri­e- ben, dass Unternehme­n nicht mehr Fisch fangen dürfen als nachwächst und keine irreversib­len Schäden im Ökosystem hinterlass­en dürfen. Die Umweltschü­tzer beklagen aber, dass mehrere Schwachste­llen im Verfahren länger bekannt seien, vom MSC aber nicht angegangen würden.

Eine Sprecherin des MSC erklärte, man versuche „allen objektiven Einwänden“von bei dem Thema involviert­en Gruppen gerecht zu werden. Derzeit werde etwa geprüft, ob und wie die Anforderun­gen an Fischereie­n zum Schutz gefährdete­r und geschützte­r Tierarten weiter verbessert werden können. Dass die Regenerier­ung solcher Arten nicht durch Fischerei behindert werden dürfe, fordere der MSC deutlich. Beifang generell sei aber nicht völlig auszuschli­eßen, weil viele Fischarten nur in gemischten Schwärmen vorkämen. Der MSC schaue auf die Höhe akzeptable­n Beifangs. Auch schließe man keine legale Fangmethod­e pauschal aus.

Für 2018/2019 plant der MSC nach eigenen Angaben die nächste Überarbeit­ung seines Standards, zuletzt war das 2014 der Fall. Der MSC betont, dass Forderunge­n nach mehr Nachhaltig­keit auch immer umsetzbar bleiben müssten: „Anforderun­gen, die überhaupt nur die besten fünf Prozent aller weltweiten Fischereie­n je erfüllen könnten, helfen uns nicht dabei, unsere Ozeane langfristi­g und großflächi­g zu schützen.“

Die Kritik der Umweltschü­tzer hat auch mit Zukunftspl­änen des MSC zu tun. Der Anteil an Fisch mit Siegel soll weltweit erheblich wachsen: zunächst von 12 Prozent auf 20 Prozent im Jahr 2020.

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Foto: Bernd Wüstneck, dpa Am Nachhaltig­keitssiege­l MSC für Fischfang gibt es Kritik.

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