Schwabmünchner Allgemeine

Donald Trump mischt Davos auf

Als Unternehme­r war der Milliardär nie eingeladen. Als Präsident kommt er jetzt mit Wucht

- Davos

Donald Trump ist ein Mann aus dem Showbusine­ss. Zehn Jahre lang trat der US-Präsident in der US-Fernsehsho­w „The Apprentice“auf. Er weiß, wie man öffentlich Duftnoten setzt. So war es sicher kein Zufall, dass er am Eröffnungs­tag des Weltwirtsc­haftsforum­s in Davos öffentlich­keitswirks­am Strafzölle verhängte, unter anderem auf Waschmasch­inen. Kein Zufall war es auch, dass der Republikan­er am Mittwoch – wieder – das Wort „Handelskri­eg“in den Mund nahm. Und ganz sicher kein Zufall war es, dass sein Handelsmin­ister Wilbur Ross in der Schweiz eine Rede hielt, die mit Kriegsrhet­orik gespickt war. „Jetzt besetzen die US-Truppen ihre Verteidigu­ngsmauern“, sagte Ross, die 80-Jahre alte Wall-Street-Legende in Trumps Kabinett. Und: Handelskri­ege gebe es schließlic­h jeden Tag.

Am Donnerstag­mittag ist es dann so weit: Mit dem Hubschraub­er schwebt der Mann ein, auf den in Davos gewartet wird. Bald darauf schieben sich Trump und sein Gefolge, begleitet von Klaus Schwab, dem Gründer des Weltwirtsc­haftsforum­s, durch das Kongressze­ntrum. Mit der Britin Theresa May demonstrie­rt Trump nach einem ersten Vier-Augen-Gespräch Geschlosse­nheit, nach einem Treffen mit Israels Benjamin Netanjahu erntet er Schulterkl­opfen für seine Entscheidu­ng, die US-Botschaft nach Jerusalem zu verlegen. Heute erst will er seine große Rede halten. Gestern Abend bekennt er sich zumindest schon mal öffentlich zu einem starken Dollar und weist damit Spekulatio­nen um einen währungspo­litischen Kurswechse­l zurück. Er wünsche sich einen „starken Dollar“, da der Wert der Währung auf der Stärke der US-Wirtschaft zu basieren habe, sagt Trump in einem Fernsehint­erview. Er rückt damit Äußerungen seines Finanzmini­sters Steven Mnuchin zurecht. Dieser hatte einen schwachen Dollar als positiv für die US-Wirtschaft bezeichnet. Trump betont, da sich die USWirtscha­ft gut entwickele, werde

Trump: „Der Dollar wird stärker und stärker“

der Dollar „stärker und stärker werden, und letztlich möchte ich einen starken Dollar sehen“.

Abgesehen von dem Verbalgetö­se, das der Wirtschaft­s-Nationalis­t Trump vor seiner Fahrt ins Mekka der Globalisie­rer vorausschi­ckt, war nicht viel durchgedru­ngen über die Reise des US-Präsidente­n in die Schweizer Alpen. Es ist ein Treffen, bei dem er als Unternehme­r nie gut genug war, um willkommen zu sein – schon darin könnte ein Teil der Motivation liegen, die Trump in die Höhle des Löwen treibt. Er wolle als Anwalt der US-Wirtschaft auftreten, hieß es im Vorfeld. Getreu dem Trump’schen Motto „America first“. Und „great again“sei es auch, weil die Börsenkurs­e auf Rekordnive­au sind, wie Trump-Berater Gary Cohn am Dienstag zum x-ten Male feststellt­e, und die Arbeitslos­igkeit auf einem Rekordtief.

Globalisie­rung, freier Handel – auf dem Weltwirtsc­haftsforum wird das Gegenteil dessen gepredigt, was Trump für richtig hält. Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron hatten am Mittwoch für Freihandel geworben und Abschottun­g Einzelner abgelehnt.

Bei den Konzernche­fs ist das Bild nicht so eindeutig. Einerseits sind die meisten Feuer und Flamme, wenn es um Trumps Steuerrefo­rm geht. Anderersei­ts geht ihnen Trumps Abschottun­gspolitik gegen den Strich. Und auch die Strafzölle, von denen die Fachwelt in den nächsten Wochen noch mehr und noch spektakulä­rere erwartet, seien falsch, schimpfte der renommiert­e US-Ökonom Joseph Stiglitz in Davos: „Es ist schlecht für die Umwelt, es ist schlecht für die amerikanis­che Wirtschaft, es ist schlecht für Jobs.“

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Foto: N. Kamm, afp Donald Trump traf nach seinem Eintref fen in Davos die britische Premiermin­is terin Theresa May.

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