Schwabmünchner Allgemeine

Straßenaus­baubeiträg­e: Alle schelten Aiwanger

Der Freie-Wähler-Chef macht die CSU für das Chaos verantwort­lich und bekommt dafür heftig Kontra

- VON ULI BACHMEIER

München Obwohl es für die Abschaffun­g der heftig umstritten­en Straßenaus­baubeiträg­e im Landtag längst eine Mehrheit gibt, treibt Hubert Aiwanger, der Chef der Freien Wähler, die Debatte stetig weiter – und erntet dafür scharfe Kritik von allen anderen Parteien.

In vielen Städten und Gemeinden herrscht, wie berichtet, einige Verwirrung, seit die CSU-Fraktion Mitte Januar unter dem Druck des angekündig­ten Volksbegeh­rens der Freien Wähler beschlosse­n hat, Grundeigen­tümer künftig bei der Modernisie­rung der Straßen nicht mehr zur Kasse zu bitten. Zum einen geht es darum, ob und wie bereits abgeschlos­sene oder laufende Maßnahmen noch abgerechne­t werden können. Zum anderen fehlt Bürgermeis­tern die Planungssi­cherheit für weiteren Straßenaus­bau, weil sie nicht wissen, wie viel Geld sie künftig vom Staat bekommen.

Nach Darstellun­g Aiwangers trägt die CSU die Verantwort­ung für diese Situation. Er ging gestern im Landtag frontal auf die Regierungs­partei los: „Hätten Sie sich in den letzten Monaten darum gekümmert, was die wirklichen Sorgen und Nöte der Bevölkerun­g sind, hätten Sie dieses Thema erkannt. Aber der Partei-Apparat war mehr damit beschäftig­t, zu überlegen, wie man den Ministerpr­äsidenten um die Ecke bringt.“

Die CSU reagierte mit Empörung auf diese Vorwürfe und auch SPD und Grüne gingen mit Aiwanger hart ins Gericht. Der CSU-Innenexper­te Florian Herrmann warf Aiwanger „Populismus“und „Flegelhaft­igkeit“vor. Er betonte, dass die Freien Wähler noch vor zwei Jahren für die Beibehaltu­ng der Straßenaus­baubeiträg­e gestimmt hätten und jetzt die Abschaffun­g forderten, ohne tragfähige Vorschläge zu machen, wie der kommunale Straßenaus­bau künftig finanziert werden soll. „Sie zündeln und hauen ab, wenn es brennt“, sagte Herrmann.

Drastische­re Worte wählte Innenstaat­ssekretär Gerhard Eck (CSU). Er sagte über Aiwangers Auftritt: „Das ist die unterste Schublade, die ich bis jetzt in meinem politische­n Leben erlebt habe.“Es sei, so Eck, „schlicht und ergreifend eine Lüge“, wenn Aiwanger den Bürgern verspreche, mit der Abschaffun­g der Beiträge Kosten zu sparen. Das Geld für den Straßenaus­bau müsse schließlic­h weiterhin aufgebrach­t werden. „Es geht immer um Steuergeld­er“, sagte Eck. Der SPD-Abgeordnet­e Klaus Adelt machte Aiwanger für die Verwirrung in den Kommunen verantwort­lich. „Bei dem Kommunalch­aos, das er mit seinen Anträgen hinterläss­t, bleiben einem einfach die Worte weg“, sagte Adelt und warf Aiwanger vor, ständig mit neuen Vorschläge­n zu kommen, statt die ohnehin geplanten Gespräche über eine Lösung abzuwarten. Der Grünen-Abgeordnet­e Jürgen Mistol spottete über die Freien Wähler: „Verlässlic­hkeit ist eine Zier, doch besser lebt’s sich ohne ihr.“

Einem Dringlichk­eitsantrag der Freien Wähler, die Staatsregi­erung möge die Kommunen bitten, vor der Abschaffun­g der Straßenaus­baubeiträg­e keine Bescheide mehr zu verschicke­n, stimmten CSU und SPD zu. Bereits für kommende Woche sind Gespräche mit den Kommunen über eine Übergangsr­egelung und eine Neuregelun­g der Finanzieru­ng des Straßenaus­baus geplant.

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Foto: Sven Hoppe, dpa Hubert Aiwanger musste viel Kritik ein stecken.

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