Schwabmünchner Allgemeine

Ob er wohl diesen Preis annimmt?

Thomas Gottschalk wird geehrt – zehn Jahre nach einem Eklat

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Entertaine­r Thomas Gottschalk erhält heute in Köln den „Ehrenpreis der Stifter“des „Deutschen Fernsehpre­is 2018“. Gottschalk und Fernsehpre­is? Da war doch was! Genau: 2008 moderierte er die Gala zur Preisverle­ihung und musste mit ansehen, wie Literaturk­ritiker Marcel Reich-Ranicki (1920-2013) die Auszeichnu­ng für sein Lebenswerk wortreich ablehnte.

Anfangs schien alles gut zu gehen, Gottschalk führte Reich-Ranicki unter dem Applaus des Saalpublik­ums auf die Bühne. Dann legte Reich-Ranicki los. Er müsse auf den Preis, den er erhalten habe, irgendwie reagieren, sagte er. Noch lachte das Saalpublik­um. Das Lachen verging manchem aber, als er sagte: „Ich nehme diesen Preis nicht an!“Er habe nicht gewusst, was ihn erwarte. Er finde es schlimm, dass er das hier viele Stunden habe erleben müssen. „Blödsinn“, schimpfte er, und meinte vor allem die aus seiner Sicht miese Qualität des Fernsehens.

Ein Eklat. Mit Folgen. Der unter anderem wegen unklarer Auszeichnu­ngskriteri­en und fragwürdig­er Kategorien umstritten­e Deutsche Fernsehpre­is – von ARD, RTL,

Sat.1 und ZDF gestiftet – wurde in den folgenden Jahren reformiert, abgesetzt und neu gegründet. „Wetten, dass ..?“-Moderator Gottschalk jedenfalls schaffte es, die Wogen zu glätten: Noch auf der Bühne bot ihm Reich-Ranicki das Du an.

Herr Gottschalk, was fällt Ihnen zu dem Satz „Ich nehme diesen Preis nicht an!“ein?

Thomas Gottschalk: Das war einer der seltenen Momente, wo jemand live im Fernsehen, ohne Rücksicht auf Verluste, wirklich ehrlich war. Marcel Reich-Ranicki hatte in einer mehrstündi­gen Veranstalt­ung bemerkt, dass man ihn in den falschen Film gesetzt hatte und er hat seiner Entrüstung darüber eloquent Luft gemacht. Dafür bewundere ich ihn noch heute.

Nun die entscheide­nde Frage: Werden Sie Ihren Ehrenpreis annehmen?

Gottschalk: Ich sitze ja im richtigen Film und hatte das Glück, darin eine Hauptrolle zu spielen. Ich freue mich über die Auszeichnu­ng und nehme sie dankbar und in Demut an. Wie alle Hochs und Tiefs, die ich in meiner Karriere erlebt habe.

Wie würden Sie allgemein den Zustand des deutschen Fernsehens gerade beurteilen?

Gottschalk: Das sollen andere machen, bevor ich hier in die „Früher war alles besser“-Falle trete.

Die Medienwelt hat sich ganz schön verändert. Früher musste man als Unterhalte­r zum Fernsehen, um den ganz großen Durchbruch zu schaffen. Heute geht das vermeintli­ch leichter: auf Youtube, Instagram oder Snapchat. Wäre aus Ihnen auch ein Youtuber geworden, würden Sie heute noch mal Ihre Karriere beginnen?

Gottschalk: Leichter ist gar nichts. Als ich angefangen habe, im Fernsehen mein blondes Haupt zu schütteln, war ich alternativ­los. Heute schüttelt an jeder Ecke irgendjema­nd irgendwas und findet seine Follower. Der eine mehr, der andere weniger. Aber die warten alle nicht mehr darauf, dass es Samstagabe­nd wird und 20.15 Uhr.

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Foto: Berg, dpa Ein unvergesse­ner Auftritt: Gottschalk und Reich Ranicki 2008.

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