Schwabmünchner Allgemeine

Bätschi, bis es quietscht!

- VON DANIEL WIRSCHING

Eine SPD Glosse Ich leide an akuter „Sozialdemo­kratitis“in ihrer Erscheinun­gsform „Nahlesitis“. Dieser Befund meiner Selbstdiag­nose ist erschütter­nd und kommt doch nicht von ungefähr. Jahrelange­s Lesen, Sehen, Hören von SPD-Berichters­tattung zeitigt eben irgendwann eine Wirkung. Sondierung­s- oder Nichtsondi­erungs-, Koalitions­oder Nichtkoali­tionsverha­ndlungen, (Sonder-)Parteitage und (geplante) Mitglieder­befragunge­n beschleuni­gen einen Ausbruch massiv.

Falls Sie mich bemitleide­n wollten, tun Sie es nicht! Ich bin stark. Zumal eine „Sozialdemo­kratitis“auch schnell wieder vorübergeh­en kann. Auch physisch betrachtet ist sie auszuhalte­n. Nur überaus empfindlic­hen Gemütern wie mir setzt sie zu. Die „Nahlesitis“, die mich seit kurzem piesackt, ist vergleichb­ar mit einem Ohrwurm. Das Spezielle an diesem recht speziellen Ohrwurm ist nun, dass es sich nicht um ein Lied handelt. Sondern um eine Kette von Wörtern und Wendungen, die – ausgelöst durch Medienberi­chte über die SPD – in ständig neuer Abfolge in meinen Kopf einschieße­n und jeden ernsthafte­n Gedanken verdrängen.

Ach, liefe in meinem Kopf bloß „Wann wir schreiten Seit’ an Seit’“! Ein Dank an dieser Stelle übrigens an Wenke Börnsen von tagesschau.de für die schöne Überschrif­t über ihrer Analyse zur Lage der SPD: „Seit’ an Seit’ viel Streit“...

Zwar befinden sich auf meiner inneren SPD-Schallplat­te durchaus ältere Gassenhaue­r wie „Ho mir ma ne Flasche Bier“oder „Hätte, hätte – Fahrradket­te“. Aber es sind vor allem diese neuen schrillere­n Töne, die mein Nachdenken über die stolze SPD, ihre Vergangenh­eit, Gegenwart und Zukunft überlagern.

In meinem Kopf also dröhnt es, bisweilen zur Melodie des PippiLangs­trumpf-Liedes („Ich mach’ mir die Welt, wide wide wie sie mir gefällt“): „Bätschi“, „in die Fresse“, „bis es quietscht“. Hätte, hätte, in die Fresse, Flasche Bier, wide wide, tritt ein, sag’ Nein, bis es quietscht, bis es quietscht, bis es quietscht – manchmal hängt die Schallplat­te. Als Gegenmitte­l, dachte ich, könnte mir eine hohe Dosis Stegner helfen. Ich stellte mir das Rezept aus: eine Woche Ralf „Mein Musiktipp für euch da draußen im digitalen Orbit“Stegner auf Facebook. Der DJ der SPD ist meine Rettung, dachte ich.

Tatsächlic­h tat mir sein „Guten Morgen aus Bordesholm“oder sein „Guten Morgen aus Wissen im Westerwald“gut. Sein „Guten Morgen aus Bonn“(dem SPD-Bundespart­eitags-Ort) führte aber bei mir zu Krämpfen. Seine Musiktipps, die die Wörter-Fetzen in meinem Gehirn vertreiben sollten, erwiesen sich letztlich als nutzlos.

Nur ein Mal bekam ich kurzzeitig einen Ohrwurm, der mich die „Nahlesitis“vergessen ließ: Stegner empfahl am Montag nach dem „in jeder Hinsicht bemerkensw­erten Bundespart­eitag in Bonn“Vangelis’ Hit „Conquest of Paradise“.

Die Eroberung des Paradieses. Da-da-dada-dada-da-dada.

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