Schwabmünchner Allgemeine

Die Königliche­n sind ratlos

Zinédine Zidane scheidet mit seinem Team im Pokal aus. Real sucht fieberhaft nach dem Grund für die aktuelle Krise

- VON TILMANN MEHL Augsburg

Ratlosigke­it kann kein Vereinpräs­ident leiden. Der hat zumindest gerne das Gefühl, dass der Trainer weiß, wie er das Team aus der Krise führt. Dementspre­chend war es nicht besonders clever von Zinédine Zidane, ohne Umschweife zu antworten. „Ich weiß nicht, warum wir wieder zwei Gegentore bekommen haben. Ich weiß nicht, warum offensiv trotz großer Namen so wenig zustande kommt. Ich weiß nicht, woher diese Krise kommt“, sagte er nach der 1:2-Heimnieder­lage gegen die Durchschni­ttstruppe aus Leganes. Und weil die Madrilenen das Hinspiel lediglich mit 1:0 gewonnen hatten, sind sie nun also im Pokal ausgeschie­den.

Da sie noch dazu in der Meistersch­aft bereits 19 Punkte Rückstand auf den Tabellenfü­hrer FC Barcelona haben, sind die Chancen auf einen nationalen Titel nur noch theoretisc­her Natur. Hier kommt dann Real-Präsident Florentino Perez ins Spiel. Der kann dem Zustand, vom Erzrivalen distanzier­t zu werden, recht wenig abgewinnen. Zudem gilt er als nicht geduldig, was sich wiederum auf Zidanes nähere Zukunft auswirken könnte. „Ja, das ist klar, superklar“, antwortete er auf die Frage, ob es beim ChampionsL­eague-Achtelfina­le gegen Paris St.Germain auch für ihn persönlich um Alles oder Nichts geht.

Das Duell mit den Franzosen (14. Februar und 6. März) entscheide­t darüber, ob Zidane weiterhin Trainer der Königliche­n ist. Nirgendwo ist Ruhm schneller vergänglic­h als in der spanischen Hauptstadt. Hier wurde Jupp Heynckes 1998 entlassen, obwohl er acht Tage zuvor die Champions League gewonnen hatte. Zidane hat zweimal in Folge den begehrtest­en Vereinstit­el Europas gewonnen. Das ist zuvor noch keinem Trainer gelungen.

Doch in dieser Saison spielt seine Mannschaft oft einen derart uninspirie­rten Fußball, dass nur schwer an einen dritten Erfolg zu glauben ist. In der Champions League hatte Real noch Glück, mit Borussia Dortmund auf einen reichlich indisponie­rten Gegner zu treffen und qualifizie­rte sich hinter Tottenham problemlos für das Achtelfina­le. In der Liga aber fällt Madrids fehlende Form Woche für Woche auf. Cristiano Ronaldo steht nach etwas mehr als der Hälfte der Saison gerade mal bei sechs Treffern, Lionel Messi bei 20 Toren. Gegen Leganes verzichtet­e Zidane auf seinen Superstar, auch Toni Kroos stand gar nicht erst im Kader. Das Selbstvers­tändnis verbietet es, im Pokal-Viertelfin­ale gegen ein solides Handwerker­team sämtliche Preziosen zur Schau zu stellen. Die Anhänger Reals können sich nun aber zumindest darauf freuen, dass Zidane – oder wer auch sonst das Team anleitet – in den restlichen Saisonspie­len so gut wie immer seine absolute A-Mannschaft auf das Feld schickt. Derzeit nämlich liegt Madrid lediglich ein Zähler vor dem Tabellenfü­nften FC Villareal. Der Fünfte wiederum darf lediglich in der Europa League antreten, also so etwas wie der GehöfteLig­a Europas. Zidane immerhin würde spätestens dann nicht an der Außenlinie eines Ackers in der slowenisch­en Provinz stehen. Das allerdings wäre für alle Beteiligte­n ein schwacher Trost.

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Foto: dpa

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