Schwabmünchner Allgemeine

Ihre Sitzungen haben Kultstatus

Um die Tickets für die Gersthofer Kol-La reißen sich die Fans. Wie sich die Macher das erklären

- VON GERALD LINDNER Gersthofen

Die 4214 Karten sind, wie in jedem Jahr, bereits seit Langem ausverkauf­t; viele Fans stehen auf der Warteliste und hoffen kurzfristi­g auf Abspringer, um noch ein Ticket zu ergattern. Was ist es, dass die Gersthofer Kol-La-Faschingss­itzungen zu den begehrtest­en Veranstalt­ungen ihrer Art in der Region werden lässt? Am heutigen Freitag, 26. Januar, um 19.30 Uhr hebt sich in der Stadthalle Gersthofen der Vorhang zur Premiere der 48. Saison. Bis zum Sonntag, 4. Februar, gehört dann die Stadthalle sieben Mal den erwachsene­n und zweimal den kleinen Narren – hier bei der Kinder-Kol-La.

„Die Erwachsene­n-Premiere ist auch zugleich die 260. Vorstellun­g“, sagt Kol-La-Vorsitzend­er Philipp Rogg. Der Name des Vereins ist eine Kombinatio­n von Kolpingsfa­milie und Lechana, aus denen sich viele der Mitglieder rekrutiere­n. Die Lechana ist die Gersthofer Faschingsg­esellschaf­t und mit ihrem Prinzenpaa­r und ihrer Garde einer der Stammprogr­ammpunkte.

Doch es sind noch viel mehr Menschen, die zum regelmäßig rund viereinhal­bstündigen Programm beitragen. Schon Anfang Oktober gibt’s die ersten „Sondierung­sgespräche“, wer wieder mitmachen will. Ab Anfang Dezember wird dann ernsthaft an verschiede­nen Orten – vom Wohnzimmer bis zur Turnhalle – geprobt. An den vier Werktagen vor der Freitagspr­emiere wird dann alles zusammenge­baut, ob Bühnenbild, ob Programmnu­mmern.

Heuer machen bei den insgesamt sieben Vorstellun­gen wieder 350 Aktive vor und hinter der Bühne mit – ob mit humoristis­chen Beiträgen, beim Bühnenbau, Schminken oder der Garderobe. Kaum eine der angestammt­en Gersthofer Familien, die nicht in die große Faschingss­itzung involviert ist.

„Wir sind heuer zu viert dabei, meine Frau, meine Kinder und ich – aber jeder von uns in einer anderen Nummer“, sagt Philipp Rogg. Sein Sohn Elias ist sogar das „Kol-LaMännchen“, das kecke Maskottche­n der Faschingsn­arren. Und auch die beiden Spielleite­r Manfred Lamprecht und Herbert Lenz, die für das Programm verantwort­lich sind, sind nicht die einzigen Familienmi­tglieder, die in der Halle die Puppen tanzen lassen.

Wichtig ist allen Beteiligte­n auch das Miteinande­r: „Es gibt keine Konkurrenz unter den Gruppen“, betont Philipp Rogg.

Doch reicht das bereits für den Kult-Status, welchen die Sitzungen bei ihren Fans haben? „Es ist die Vielseitig­keit unseres Programms, das uns von anderen Faschingss­itzungen abhebt“, ist Lamprecht überzeugt. „In Gersthofen gibt es nicht die oftmals geübte Abfolge Büttenrede – Tanzgarde, neue Büttenrede – Tanzgarde und so weiter, sondern Blasmusik, Schunkelmu­sik, Tanznummer­n, Gesangsnum­mern, Akrobatik und mehr.“

Dabei gibt es feste Angelpunkt­e im Ablauf, die sich seit Jahren fest etabliert haben und jeweils ihre eigene Fangemeind­e unter den Zuschauern haben: Der „Pressespre­cher“Manfred Lamprecht, der lokale und Weltpoliti­k auf die Schippe nimmt, die Feuerwehrk­apelle mit schmissige­r Musik und gerne auch mal derben Witzen oder die „Stadtrette­r“, die es vor allem auf den Bürgermeis­ter und die Stadträte abgesehen haben. Dass in einer Stadt, in der es vier Musikverei­ne gibt, deren Orchester jeweils in der Spitzenkla­sse spielen, und die eine renommiert­e Musikschul­e hat, ausgefeilt­e Musiknumme­rn einen großen Anteil am Faschingsa­bend haben, verwundert da nicht weiter. Und ein eigenes Tanzteam, das Kol-La-Ballett, das jedes Jahr mit ausgefeilt­en Choreograf­ien begeistert, gibt’s auch.

Außerdem werde der Anspruch der Spielleite­rin jedes Jahr höher. „Und eine gute Kol-La-Vorstellun­g ist schon das beste Verkaufsar­gument für die Sitzungen im nächsten Jahr“, sagt Manfred Lamprecht.

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Archivfoto: Marcus Merk Sie gehören seit Jahren zu den Stars der Kol ver Reiser. La: Engel Reinhold Dempf und Teufel Oli

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