Schwabmünchner Allgemeine

Wie Kuba nach Kriegshabe­r kommt

Der Domorganis­t von Havanna gibt ein Konzert in St. Thaddäus. Ein weiterer Besuch ist schon vereinbart

- VON GERLINDE KNOLLER O Kuba trifft Thaddäusor­gel Moisés Santiesteb­an spielt am Sonntag, 28. Januar, in St. Thaddäus (17 Uhr).

Die besten Ideen entstehen oft aus einer Laune heraus. Die Idee zu einem kubanisch-deutschen Orgelmusik-Austausch hatten der Organist der katholisch­en Pfarrgemei­nde St. Thaddäus in Augsburg-Kriegshabe­r, Werner Zuber, und der dortige Stadtpfarr­er Gerhard Groll: Am kommenden Sonntag wird in der Kirche an der Ulmer Straße unter dem Motto „Kuba trifft Thaddäusor­gel“ein Orgelkonze­rt zu hören sein, das der kubanische Organist Moisés Santiesteb­an, Organist an der Kathedrale von Havanna, bestreiten wird.

Es ist nicht nur ein Konzert, sondern auch ein Projekt. Im Gegenzug heißt es am 11. Februar: „Augsburg trifft die Kathedralo­rgel von Havanna“– in der kubanische­n Hauptstadt spielt dann Werner Zuber die Orgel. Er fliegt nicht alleine dorthin, sondern mit einer kleinen Reisegrupp­e aus der Pfarrgemei­nde St. Thaddäus, die eine Kubareise schon länger geplant hatte. „Wenn wir sowieso schon mit der Gemeinde in Kuba sind“, dachte sich Zuber, „dann könnte ich in Havanna ein Orgelkonze­rt anbieten“. Und weil sein kubanische­r Kollege Moisés Santiesteb­an derzeit gerade für ein Masterstud­ium an der Hochschule für Katholisch­e Kirchenmus­ik in Regensburg weilt, bot sich der konzertant­e Austausch an.

Vor 30 Jahren hatte Werner Zuber selbst an der Hochschule in Regensburg Kirchenmus­ik studiert, bis heute hält er Verbindung zu ihr. Moisés Santiesteb­an, 1984 auf Kuba geboren, hat zunächst Klavier an der Universitä­t der Künste in Havanna studiert, bevor er nach Regensburg zum Orgelstudi­um kam.

Schon längst hat sich Santiesteb­an einen Namen gemacht. Als Konzertorg­anist, als Orgeldozen­t und als Forscher ist es ihm ein Anliegen, das Orgelkultu­rerbe auf Kuba wiederzube­leben und zu verbreiten. Noch ist vieles unentdeckt. Orgelmusik aus Kuba? Das mutet ungewöhnli­ch an. Musik aus Kuba, damit verbindet man zunächst weltliche Klänge, ein Feuerwerk aus karibische­n Rhythmen und Farben, oft mit spanischen und westafrika­nischen Einflüssen. Tänze wie Salsa, Mambo, Rumba oder der Habanera haben von hier aus die Welt erobert.

Aber es gibt auch anderes, in Mitteleuro­pa selten Gehörtes: Bei seinem Konzert in St. Thaddäus wird Moisés Santiesteb­an davon eine Kostprobe bieten. Auf seinem Programm stehen spanische und portugiesi­sche Komponiste­n aus dem 16. und 17. Jahrhunder­t, darunter Namen wie Alonso Mudarra, bedeutende­r Vihuela-Spieler und Gitarrist, oder Pedro de Araujo, ein Organist und Komponist, der an der Kathedrale von Braga spielte. Der Hauptorgan­ist der Kirche La Seo in Saragossa, Sebastián Aguilera de Heredia, wird ebenso zu hören sein wie Pablo Bruna, Hoforganis­t von König Philipp IV.

Orgelmusik aus Deutschlan­d – damit verbindet man vor allem Johann Sebastian Bach. Werner Zuber ist sich sicher, dass die Kubaner bei seinem Orgelkonze­rt in der Kathedrale von Havanna von ihm Bach hören wollen. „Bach ist ein Muss“, pflichtet ihm auch Stadtpfarr­er Gerhard Groll bei. Deshalb wird Zuber in seinem Programm unter anderem Kostproben aus Bachkantat­en geben. „Diese konstante, fließende Musik von Bach bewegt die Menschen“, weiß Zuber, „sie erzeugt Nähe“. Damit, sagt der Organist, habe sie etwas gemeinsam mit Kubas weltlicher Musik, die auch die Menschen im Innersten berühre.

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Foto: DVH Moisés Santiesteb­an, Organist im Dom von Havanna.

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