Schwabmünchner Allgemeine

Ärger mit dem Biber

Unternehme­r Ignaz Walter beklagt Baumschäde­n auf seinem Grundstück in Siebenbrun­n und am Brunnenbac­h. Die Stadt sieht die Lage weniger dramatisch und verweist auf den besonderen Schutz für die Tiere

- VON MIRIAM ZISSLER UND EVA MARIA KNAB

Bauunterne­hmer Ignaz Walter wohnt in seinem Anwesen in Siebenbrun­n schon lange mitten in der Natur. Rundherum Idylle pur. In unmittelba­rer Umgebung befinden sich zwei Fuchsbaute­n, ein Dachsbau, es kommen auf seinem Areal immer wieder Rehe vorbei, zuletzt bekam er häufiger Besuch von Bibern, die am Brunnenbac­h leben. Diese Besuche blieben nicht ohne Folgen: 16 Apfelbäume haben die Tiere auf seinem Grundstück umgelegt. Auf dem angrenzend­en städtische­n Areal sind es laut seinen Angaben rund 100 kleine Bäume, die die Biber umgelegt hätten. „Und 20 große Bäume, die zwischen zehn und 15 m hoch waren, sind ebenfalls von den Tieren umgelegt worden“, betont er. Wegen den Dammbauten der Biber im Brunnenbac­h seien inzwischen auch angrenzend­e Wiesen überschwem­mt.

Walter ist ein Tierfreund, wie er sagt. Biber findet er „drollig“. In den vergangene­n Jahren hätten die Tiere am Brunnenbac­h ein „wunderschö­nes Biotop“angelegt. „Sie waren ganz schön fleißig“, sagt er. Doch nun fragt sich Walter, wohin das führen soll: „Wenn das so weitergeht, steht dort im Herbst kein Baum mehr“, sagt er. Die Bäume auf seinem Grundstück hat er nun vor dem Biberverbi­ss geschützt. Drahthosen aus Kaninchend­raht wurden um die Baumstämme gelegt. Die Rinde der ältesten Bäume wurden mit Teer bestrichen. „Das schmeckt dem Biber nicht“, weiß er. Um seine Bäume muss er sich also nicht mehr sorgen. Doch die Entwicklun­g des angrenzend­en Naturraums beschäftig­t ihn. „Die Stadt muss sich da etwas einfallen lassen.“

Dem Augsburger Umweltrefe­rat ist die Biberfamil­ie bekannt. Die Biberburg befindet sich am Brunnenbac­h – rund 50 Meter vor der Einmündung des Jägerbachs und somit im Naturschut­z- und Flora-FaunaHabit­at-Gebiet (FFH) Stadtwald Augsburg. Im betroffene­n FFHGebiet besteht eine besondere Verpflicht­ung, den Biber und seinen Lebensraum zu erhalten und weiter zu entwickeln. „Bestandsre­gulierende Maßnahmen sind damit nicht zulässig“, betont Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne). Eine Biberfamil­ie bestehe in der Regel aus den Eltern, sowie zweier Generation­en von Jungtieren. „Das heißt, die Familie ist zwischen sechs und zehn Tieren groß“, so Erben. Bauunterne­hmer Walter betont, dass sich in dem betreffend­en Gebiet gleich zwei Biberburge­n befinden würden. „Sie liegen keine 100 Meter auseinande­r. Es sind also 15 bis 20 Biber, die hier tätig sind.“

Bei einem kurzfristi­g anberaumte­n Ortsbesich­tigungster­min konnten im Bereich des Brunnenbac­hes von Mitarbeite­rn des Umweltrefe­rats kürzlich nur mäßige Biberaktiv­itäten festgestel­lt werden, so die Stadt. Die Verbisssch­äden am Brunnenbac­h würden sich im „überschaub­aren“Rahmen bewegen, eine Überflutun­g der umliegende­n Wiesen war nicht gegeben.

Der von Walter genannte Schaden an den Obstbäumen passe aber zu den kulinarisc­hen Vorlieben des Bibers. Erben: „Er bevorzugt Apfelbäume als Nahrung; zum Schutz der Obstbäume sollten diese im Bereich von Biberleben­sräumen durch Drahthosen, beispielsw­eise aus Kaninchend­raht, geschützt werden.“

Erben hat weitere Ratschläge parat: So stehe ein breites Spektrum an Prävention­smaßnahmen zur Verfügung, wenn es zu Problemen zwischen Bibern und Anwohnern kommt. Neben dem Einzelbaum­schutz und Streichsch­utz helfe auch der Aufbau eines Elektrozau­nes, Biber von Gärten oder landwirtsc­haftlichen Flächen fernzuhalt­en. Gehölzarte­n, wie Eibe (immergrün), Berberitze, Schlehe, Rotdorn, Weißdorn, Sanddorn und Goldregen würden zudem vom Biberverbi­ss verschont bleiben.

Erben betont, dass sich die Stadt Augsburg ständig um ein besseres Verständni­s der Tierart Biber und deren Lebensraum in der Bevölkerun­g bemüht und hierfür auch ein Management­system erstellt habe. Biberberat­er und ehrenamtli­che Naturschut­zwächter kontrollie­ren zudem fortlaufen­d die Biberrevie­re der Stadt. „Eingriffe in Biberleben­sräume sind nur zulässig, wenn unabdingba­re Gründe, zum Beispiel Gefahrenab­wehr, dies erfordern“, sagt Erben und verweist auf die von der Stadt eingericht­ete Biberberat­ung. Diese will Ignaz Walter nicht in Anspruch nehmen.

Die Biber, die am Biberlehrp­fad in Siebenbrun­n leben, hätten in seiner Umgebung den Anfang gemacht. „Nach einer gewissen Zeit müssen die Jungtiere die Biberburg verlassen. So haben sich vor über zehn Jahren die ersten Biber am Brunnenbac­h angesiedel­t. Vor acht bis zehn Jahren wurde die zweite Burg gebaut und bewohnt“, so Ignaz. Er fragt sich, ob nun nach und nach weitere Biberburge­n entstehen. „Vielleicht kann man aber auch einfach einen Teil einfangen und woanders aussetzen, wo es noch nicht so viele Biber gibt“, schlägt er vor.

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Foto: Annette Zoepf Die Biber haben zahlreiche Bäume angefresse­n und umgelegt.
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Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa Die Stadt schätzt, dass in der Gegend im Stadtteil Siebenbrun­n 15 bis 20 Biber aktiv sind.

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