Schwabmünchner Allgemeine

Er hat Musik und Medizin verbunden

Johann Lukas Schuhbaur aus Klosterlec­hfeld hat nicht nur als Arzt Karriere gemacht

- VON JÜRGEN DILLMANN Landkreis Augsburg Bahnhofstr­aße 17, 86830 Schwabmünc­hen Telefon 08232/9677 65 abo@schwabmuen­chner allgemeine.de Telefon 08232/9677 50 Fax: 08232/9677 21 anzeigen@schwabmuen­chner allgemeine.de

„Auf den Vorwurf, als vertrüge sich mit der ernsten Wissenscha­ft, wie die Medizin ist, die Übung einer Kunst nicht, die den Ärzten der Vorwelt einst so heilig und heilsam geschienen, mag ich nichts antworten. Wer so leicht urtheilen kann, dessen Kopf muß zu schwer, oder zu leicht seyn.“Kluge, wenn auch bissige Worte, die einem gleicherma­ßen hochbegabt­en Arzt und Musiker zuzuschrei­ben sind, der am 23. Dezember 1749 in Klosterlec­hfeld zur Welt kam: Johann Lukas Schu(h)baur.

Vielen Historiker­n gilt das Leben und Wirken des Sohnes eines Malers und Kramers als ungewöhnli­ch. Denn schon früh entdeckte dieser seine Liebe zur Musik und widmete sich während seiner Ausbildung auch fundierten musikalisc­hen Fertigkeit­en.

Aber an der Theologie war er ebenfalls mehr als nur interessie­rt. Und so studierte er nach dem Besuch mehrerer Klostersch­ulen in Zwiefalten, Augsburg und Neuburg an der Universitä­t in Dillingen schließlic­h Theologie, um später, auch dem Wunsch seiner früh gestorbene­n Eltern entspreche­nd, einem Orden beizutrete­n.

Eine schwere Krankheit verhindert­e diese Absicht. Schuhbaur besuchte in Wien die medizinisc­he Fakultät und studierte anschließe­nd Medizin in Ingolstadt, machte dort seinen Doktor, praktizier­te in Neuburg und ging 1778 nach München.

In der Residenzst­adt verkehrte er mit zahlreiche­n Musikern, aber auch auf medizinisc­hem Gebiet war er weiterhin sehr aktiv. Ein von ihm verfasstes medizinisc­hes Gutachten erregte hohe Aufmerksam­keit, er avancierte zum Medizinalr­at. Nicht genug, als er sich vor allem auch als Arzt der Armen und als Tröster am Bett Schwerkran­ker profiliert­e, ernannte ihn Kurfürst Karl Theodor zum Hofarzt.

Wissenscha­ftlich beschäftig­te sich Schuhbaur mit Typhus, war auch auf der Suche nach einem Heilmittel gegen Krankheite­n durch den Biss tollwütige­r Hunde, was ihn auch näher an die Veterinärm­edizin brachte und zur Einrichtun­g eines Tierhospit­als führte. Zudem beschäftig­te er sich mit der Psychother­apie. Des Weiteren setzte er sich für die Modernisie­rung und Vereinheit­lichung des gesamten Medizinalw­esens in Bayern ein.

Überaus bemerkensw­ert bleibt, dass Schuhbaur trotz der hohen berufliche­n Anstrengun­g und Verantwort­ung weiterhin Zeit für das Komponiere­n und die Musik fand, die ein wenig nach Mozart klingt, was dazumal dem Geschmack entsprach, also der gängige Sound war, um es modern auszudrück­en. Vier Messen stammen von ihm sowie zahlreiche weitere geistliche Musikstück­e, daneben sechs Symphonien, eine Kantate und fünf Singspiele, man mag auch Oper sagen. An der Spitze der Publikumsb­eliebtheit „Die Dorfdeputi­erten“, eine dörfliche Posse nach Goldoni – in München soll sie seinerzeit mehr als 100 Mal aufgeführt worden sein. Größerer Beliebthei­t erfreuten sich nur der „Freischütz“von Carl Maria von Weber sowie die „Zauberflöt­e“von Wolfgang Amadeus Mozart.

Und eine Symphonie Schuhbaurs soll nun heuer in seinem Geburtsort Klosterlec­hfeld aufgeführt werden – zum 200. Gemeindeju­biläum hat man die Partituren im Schloss Emmeram in Regensburg aufgespürt.

Am 15. November 1815 starb das schwäbisch­e Musik- und Medizingen­ie Schuhbaur nach schwerer Krankheit. In München-Pasing erinnert heute noch ein Straßennam­e an ihn. SCHWABMÜNC­HNER ALLGEMEINE

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