Er hat Musik und Medizin verbunden
Johann Lukas Schuhbaur aus Klosterlechfeld hat nicht nur als Arzt Karriere gemacht
„Auf den Vorwurf, als vertrüge sich mit der ernsten Wissenschaft, wie die Medizin ist, die Übung einer Kunst nicht, die den Ärzten der Vorwelt einst so heilig und heilsam geschienen, mag ich nichts antworten. Wer so leicht urtheilen kann, dessen Kopf muß zu schwer, oder zu leicht seyn.“Kluge, wenn auch bissige Worte, die einem gleichermaßen hochbegabten Arzt und Musiker zuzuschreiben sind, der am 23. Dezember 1749 in Klosterlechfeld zur Welt kam: Johann Lukas Schu(h)baur.
Vielen Historikern gilt das Leben und Wirken des Sohnes eines Malers und Kramers als ungewöhnlich. Denn schon früh entdeckte dieser seine Liebe zur Musik und widmete sich während seiner Ausbildung auch fundierten musikalischen Fertigkeiten.
Aber an der Theologie war er ebenfalls mehr als nur interessiert. Und so studierte er nach dem Besuch mehrerer Klosterschulen in Zwiefalten, Augsburg und Neuburg an der Universität in Dillingen schließlich Theologie, um später, auch dem Wunsch seiner früh gestorbenen Eltern entsprechend, einem Orden beizutreten.
Eine schwere Krankheit verhinderte diese Absicht. Schuhbaur besuchte in Wien die medizinische Fakultät und studierte anschließend Medizin in Ingolstadt, machte dort seinen Doktor, praktizierte in Neuburg und ging 1778 nach München.
In der Residenzstadt verkehrte er mit zahlreichen Musikern, aber auch auf medizinischem Gebiet war er weiterhin sehr aktiv. Ein von ihm verfasstes medizinisches Gutachten erregte hohe Aufmerksamkeit, er avancierte zum Medizinalrat. Nicht genug, als er sich vor allem auch als Arzt der Armen und als Tröster am Bett Schwerkranker profilierte, ernannte ihn Kurfürst Karl Theodor zum Hofarzt.
Wissenschaftlich beschäftigte sich Schuhbaur mit Typhus, war auch auf der Suche nach einem Heilmittel gegen Krankheiten durch den Biss tollwütiger Hunde, was ihn auch näher an die Veterinärmedizin brachte und zur Einrichtung eines Tierhospitals führte. Zudem beschäftigte er sich mit der Psychotherapie. Des Weiteren setzte er sich für die Modernisierung und Vereinheitlichung des gesamten Medizinalwesens in Bayern ein.
Überaus bemerkenswert bleibt, dass Schuhbaur trotz der hohen beruflichen Anstrengung und Verantwortung weiterhin Zeit für das Komponieren und die Musik fand, die ein wenig nach Mozart klingt, was dazumal dem Geschmack entsprach, also der gängige Sound war, um es modern auszudrücken. Vier Messen stammen von ihm sowie zahlreiche weitere geistliche Musikstücke, daneben sechs Symphonien, eine Kantate und fünf Singspiele, man mag auch Oper sagen. An der Spitze der Publikumsbeliebtheit „Die Dorfdeputierten“, eine dörfliche Posse nach Goldoni – in München soll sie seinerzeit mehr als 100 Mal aufgeführt worden sein. Größerer Beliebtheit erfreuten sich nur der „Freischütz“von Carl Maria von Weber sowie die „Zauberflöte“von Wolfgang Amadeus Mozart.
Und eine Symphonie Schuhbaurs soll nun heuer in seinem Geburtsort Klosterlechfeld aufgeführt werden – zum 200. Gemeindejubiläum hat man die Partituren im Schloss Emmeram in Regensburg aufgespürt.
Am 15. November 1815 starb das schwäbische Musik- und Medizingenie Schuhbaur nach schwerer Krankheit. In München-Pasing erinnert heute noch ein Straßenname an ihn. SCHWABMÜNCHNER ALLGEMEINE