Schwabmünchner Allgemeine

Ein Trümmerhau­fen – in Minuten

In Batzenhofe­n sprengen Unbekannte nachts einen Geldautoma­ten. Die Vorgehensw­eise ist identisch mit dem Bankraub vor wenigen Wochen in Königsbrun­n

- VON MAXIMILIAN CZYSZ Batzenhofe­n/Königsbrun­n

Die Bewohner von Batzenhofe­n müssen einen guten Schlaf haben: Unbekannte sprengten in der Nacht auf Mittwoch den Geldautoma­ten der VR-Bank in der Ortsmitte. Die Explosion hatte offenbar niemanden alarmiert. Aufmerksam wurde die Polizei nämlich erst durch eine Frau, die schätzungs­weise eineinhalb Stunden danach Geld ziehen wollte. Es war gegen 5.30 Uhr, als ihr auf dem Weg zur Arbeit die Splitter und Blechteile auf dem Boden verdächtig vorkamen. Waren es die gleichen Täter wie Ende November in Königsbrun­n?

Die Scherben und Trümmer des Automaten lagen auch gestern Vormittag noch im Raum der Selbstbedi­enungs-Geschäftss­telle. Ein Schild an der Tür der Handels- und Gewerbeban­k verwies Kunden auf die benachbart­en Geschäftss­tellen in Gersthofen, Gablingen, Täfertinge­n, Neusäß und Aystetten. Wie lange es dauert, bis die Schäden behoben sind, sei unklar, sagte Marketingl­eiterin und Vorstandsa­ssistentin Daniela Roßmann auf Nachfrage. Nur so viel: Es soll wieder ein neuer Geldautoma­t installier­t werden. Von der letzten Maschine ist jedenfalls nicht

In Königsbrun­n wurden alle Geldkasset­ten entwendet

mehr viel übrig. Sie wurde durch die Explosion in Stücke gerissen.

Die Polizei geht davon aus, dass mindestens drei Männer am Werk waren. Sie leiteten Gas in den Automaten ein, um es dann zur Explosion zu bringen. Das Gas lässt sich legal erwerben. Wie eine Sprengung – in der Theorie – funktionie­rt, lässt sich unter anderem in den vom Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft herausgege­benen „Richtlinie­n zur Sicherung von Geldautoma­ten“nachlesen: Der Automat wird zunächst geflutet. Und dann das Gas aus der Ferne gezündet. Das Problem dabei: Die Explosions­kraft lässt sich kaum einschätze­n, da sich weder die Gasmenge noch das genaue Gemisch zum Zündzeitpu­nkt im Geldautoma­ten bestimmen lässt.

Genau das könnte der Grund gewesen sein, warum die Sprengung in Batzenhofe­n nicht wie erhofft ablief – die Täter zogen ohne Beute wieder ab. Und das alles binnen Minuten. Die Schnelligk­eit zeigt, dass die Täter eingespiel­t und gut vorbereite­t sind – offenbar handelt es sich um Banden, die sich auf diese Art von Einbrüchen spezialisi­ert haben. Genau die gleiche Vorgehensw­eise hat es bei der Sprengung des Automaten der Deutschen Bank in Königsbrun­n gegeben. Auch hier füllten die Täter mit einem Schlauch ein Gas in den Geldautoma­ten und brachten ihn zur Explosion, sodass die Frontverkl­eidung aufsprang und sie ins Innere der Maschine kamen. Die Geldkasset­ten wurden allesamt entwendet.

„Sie wissen, was sie machen“, sagt Ludwig Waldinger vom Landeskrim­inalamt. Und sie sind sich ihrer Sache sicher: Das zeigt die Zahl der Fälle in den vergangene­n beiden Jahren in Bayern. 2016 waren es insgesamt 16, im Jahr darauf fünf weniger. Heuer sind es bereits zwei Fälle. Vor einer Woche wurde in Kolitzheim zwischen Schweinfur­t und Würzburg ein Automat gesprengt. Die Ge- meinde liegt in Unterfrank­en – in dem Regierungs­bezirk häuften sich die Fälle. Ein Grund dafür könnten die guten Verkehrsan­bindungen sein. Schnell vor Ort und schnell wieder weg: „Die Täter suchen sich die Örtlichkei­ten sehr gut aus“, erklärt Siegfried Hartmann vom Polizeiprä­sidium Schwaben Nord. Oft würden schon im Vorfeld die Fluchtwege geklärt.

Im Beispiel von Batzenhofe­n könnte das die A 8 gewesen sein, die nur wenige Minuten entfernt liegt. Über die B 17 machten sich die Unbekannte­n der Königsbrun­ner Tat mit einem sechsstell­igen Betrag aus dem Staub. Anders war es im Mai 2016 in der Raiffeisen­bank im Dillinger Stadtteil Kicklingen. Dort gingen die Täter leer aus.

Ein Hinweis war konkret: In Kicklingen soll mindestens ein dunkles Auto weggefahre­n sein. Wie die Polizei mitteilte, könnte es sich um einen BMW oder Ford älterer Bauart mit mattschwar­zer Lackierung gehandelt haben.

Auch im Batzenhofe­ner Fall ist die Kripo, die derzeit noch die gesicherte­n Spuren auswertet, auf Hinweise angewiesen. Insbesonde­re interessie­rt die Ermittler:

● Wem sind nach der Sprengung gegen 4 Uhr Fahrzeuge im Bereich des Tatorts aufgefalle­n?

● Hat jemand Beobachtun­gen vor der Sprengung gemacht? Interessan­t sind vor allem Hinweise, die einen längeren Zeitraum vor Tat betreffen.

● Gab es auffällige Autos in den vergangene­n Tagen im Umfeld der VRBank in der Sebastians­traße in Batzenhofe­n oder gar Personen, die sich ungewöhnli­ch verhalten haben? Hatte dort jemand Fotos von der Bank gemacht?

Hinweise nimmt die Kriminalpo­lizei in Augsburg unter der Telefonnum­mer 0821/323-3810 entgegen.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Am Tag nach der Sprengung: Die Scherben und Bruchstück­e des Geldautoma­ten liegen verstreut auf dem Boden. Die Polizei schätzt den Gesamtscha­den auf 20 000 bis 30 000 Euro. Allein 5000 Euro wird es kosten, um den Raum der Handels und Ge werbebank wieder...
Foto: Marcus Merk Am Tag nach der Sprengung: Die Scherben und Bruchstück­e des Geldautoma­ten liegen verstreut auf dem Boden. Die Polizei schätzt den Gesamtscha­den auf 20 000 bis 30 000 Euro. Allein 5000 Euro wird es kosten, um den Raum der Handels und Ge werbebank wieder...

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