Schwabmünchner Allgemeine

Der Boss am Tisch

Thomas Behrends ist als Schiedsric­hter regelmäßig in der Bundesliga im Einsatz. Seine Leidenscha­ft für den Sport hat der gebürtige Krumbacher auch nach fast 40 Jahren nicht verloren

- VON ALEXANDER SING Krumbach

Timo Boll ist auch den weniger sportinter­essierten Menschen ein Begriff. Er ist einer der bekanntest­en Tischtenni­sspieler überhaupt, hat zahlreiche internatio­nale Titel und drei olympische Medaillen geholt. Eine solche Sportgröße zu treffen, ist für viele schon ein Erlebnis. Thomas Behrends kann von einer solchen Begegnung aber seine ganz eigene Geschichte erzählen: Er hat ein Spiel mit dem aktuellen Weltrangli­stenfünfte­n geleitet.

Für den 52-Jährigen vom TSV Krumbach war der Einsatz beim Finale des Tischtenni­s-Supercups in Mindelheim einer der Höhepunkte seiner Schiedsric­hterlaufba­hn. „Da hat es dann schon gekribbelt. Aber ich habe mich gut gefühlt und war voll konzentrie­rt.“Schon als die Einladung kam, beim Treffen der Stars im Unterallgä­u dabei zu sein, hatte Behrends sich geehrt gefühlt. „Es ist schon auch eine Wertschätz­ung der Arbeit, die man geleistet hat.“Denn als Schiedsric­hter hat der gebürtige Krumbacher bereits einiges erreicht.

Er begann seine Laufbahn 1997 als Bezirkssch­iedsrichte­r. In vielen Einsätzen in der Bayern- und Oberliga sowie auf bayerische­n und deutschen Meistersch­aften sammelte er die nötige Erfahrung, und es folgte 2005 die Weiterbild­ung zum Verbandssc­hiedsricht­er. Seinen ersten Einsatz in der Tischtenni­s-Bundesliga hatte er dann im selben Jahr, am 10. September 2005 in Langweid. Aktuell spielen sie in der 3. Bundesliga, wo Behrends regelmäßig zum Einsatz kommt. „Nicht nur bei den Männern ist Spitzenspo­rt geboten, auch die Frauen sind richtig gut und haben ihre Stars.“

Aber was tut so ein Tischtenni­sSchiedsri­chter eigentlich? „Im Idealfall hält sich der Schiedsric­hter im Hintergrun­d, die Spieler sollten gar nicht viel von ihm mitbekomme­n.“Während sie am Tisch um Punkte kämpfen, zählt der Schiedsric­hter mit, achtet darauf, dass etwa Aufschläge korrekt ausgeführt werden, und entscheide­t über knifflige Situatione­n wie Netzroller oder Kantenbäll­e. Außerdem muss er die Spieler im Zaum halten. „Du musst Kompetenz ausstrahle­n und dir Respekt verschaffe­n. In fast jedem Spiel muss ich Gelbe Karten verteilen, weil ein Spieler einen Ball wegschlägt, diskutiert oder sonst irgendwie seinem Ärger Luft macht. Sie testen aus, wie weit sie gehen können. Eine Rote Karte musste ich aber noch nie zeigen.“

Die Leitung der Partie ist nur eine seiner Aufgaben. Schon vor der Partie geht es los. Da prüft Behrends Tisch, Netz und die Schläger der Spieler. „Der Belag darf zum Beispiel nur vier Millimeter dick sein. Im Spitzenspo­rt entscheide­n da schon Nuancen über Spiele. Als Kreisliga-Spieler merkt man diese Unterschie­de aber gar nicht.“Und gerade im Spitzenspo­rt kommt eine weitere wichtige Aufgabe hinzu: Er zeigt den Zuschauern an, was passiert. „Spiele auf hohem Niveau sind oft so schnell, dass die Zuschauer nicht folgen können. Ein Spitzenspo­rtler schafft es, den Ball mit Spitzenges­chwindigke­iten von 180 Stundenkil­ometern zu schlagen.“Auch deshalb sind Schiedsric­htereinsät­ze erst ab der Landesliga Pflicht. In den unteren Ligen sorgen die Vereine meist selbst für entspreche­nde Zählrichte­r.

Mit 14 Jahren hat Behrends mit dem Tischtenni­s begonnen. Neben der Schiedsric­hterausbil­dung hat er auch die C-Lizenz als Trainer. „Ich wollte einfach alle Facetten kennenlern­en. Tischtenni­s ist mein Sport.“Diese Leidenscha­ft lässt ihn auch die Strapazen als Schiedsric­hter auf sich nehmen. Denn Geld bekommt er dafür kaum. Auch seine Ausrüstung hat er sich größtentei­ls selbst besorgt. „So ein Spiel dauert oft drei bis vier Stunden. Mit Anfahrt ist da ein halber Tag weg. Aber es macht mir trotzdem Spaß, die Motivation ist immer noch da.“Auf vier bis fünf Einsätze pro Saison kommt Behrends in den Punktrunde­n, hinzu kommen bayerische und deutsche Meistersch­aften. Das bedeutet durchaus Stress neben seinem Beruf als Außendiens­tler.

„Das Schöne beim Tischtenni­s ist, dass du den Sport auch im Alter noch betreiben kannst.“Für das Rentenalte­r kann sich der 52-Jährige sogar vorstellen, sich zum nationalen Schiedsric­hter weiterzubi­lden. Ans Aufhören denkt Thomas Behrends auf jeden Fall nicht.

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