Schwabmünchner Allgemeine

Trump wollte Mueller loswerden

Der US-Präsident soll schon im vergangene­n Sommer die Entlassung des Sonderermi­ttlers verlangt haben. Holländisc­he Spione könnten Trump zusätzlich belasten

- VON THOMAS SPANG Washington

Spezialist­en des niederländ­ischen Geheimdien­stes haben nach Informatio­nen der Zeitung

brisante Details über den russischen Hacker-Angriff auf die Rechnerzen­trale der US-Demokraten aufgedeckt. Unter Berufung auf sechs Quellen schreibt das Blatt, den Cyberspion­en aus den Niederland­en sei es im Sommer 2014 gelungen, ein Rechnernet­zwerk der russischen Hackergrup­pe „Cozy Bear“zu identifizi­eren und zu beobachten.

Dieses sei in einem Universitä­tsgebäude nahe des Roten Platzes in Moskau untergebra­cht gewesen. Die holländisc­hen Spione seien durch ihren Zugang zu den russischen Computern Zeugen des Diebstahls tausender E-Mails und Dokumente aus der Rechnerzen­trale der US-Demokraten geworden. Laut niederländ­ischen Medien hätte die Regierung in Den Haag die entspreche­nden Stellen in Washington auf

Volkskrant De

Angriffe aufmerksam gemacht. Es hätte Monate gedauert, ehe diese begriffen hätten, wie groß das Ausmaß der russischen Operation gewesen sei, die Präsidents­chafts-Wahlen zu beeinfluss­en.

Die Informatio­nen stoßen gewiss auf großes Interesse beim Sonderermi­ttler in der Russland-Affäre, Robert Mueller, der nach Beweisen für eine Koordinati­on zwischen dem Wahlkampf-Team Donald Trumps und Russland sucht. Ob die Informatio­nen der Niederländ­er Hinweise auf direkte Absprachen zwischen Trump und den Russen enthalten, blieb zunächst unklar. Der US-Präsident bestritt am Rande des Weltwirtsc­haftsforum­s von Davos einen Exklusivbe­richt der

nach dem Trump den Sonderermi­ttler im vergangene­n Juni feuern wollte. „Fake News, Leute, Fake News“, antwortete der Präsident auf Reporterfr­agen.

Das Blatt bleibt bei seiner Darstellun­g, die auf vier mit der Ange-

Times, New York

legenheit vertrauten Quellen innerhalb des Weißen Hauses beruht. Demnach soll sich der Justiziar des Präsidente­n, Donald F. McGahn, geweigert haben, Mueller den Laufpass zu geben. Der Anwalt, der über viele Jahre für die Partei der Republikan­er und während des Wahlkampfs als Rechtsbera­ter Trumps tätig war, habe mit Rücktritt gedroht. McGhan fürchtete, der Rausschmis­s Muellers würde „einen katastroph­alen Effekt“auf die Präsidents­chaft haben und Trump noch verdächtig­er erscheinen lassen.

Der Justiziar des Weißen Hauses stellte sich seinerzeit gegen den persönlich­en Rechtsbera­ter des Präsidente­n, Marc E. Kasowitz, der zu einer harten Gangart gegen Mueller geraten hatte. Die berichtet weiter, Trump sei am Ende nicht mutig genug gewesen, den Sonderbera­ter selber zu feuern, sondern habe klein beigegeben.

Der Vorfall kann eine Erklärung dafür sein, warum sich Trump spädie

Times

ter von Kasowitz trennte und diesen mit dem Washington-Insider Ty Cobb ersetzte. Cobb überzeugte den Präsidente­n, er habe nichts von einer Konfrontat­ion mit dem Sonderermi­ttler zu gewinnen.

Kurz vor Abreise Trumps nach Davos musste auch Cobb die Erfahrung machen, einen Klienten zu beraten, der sich wenig um seine Experten schert. So platzte der Präsident in ein Briefing „hoher Mitarbeite­r des Weißen Hauses“für Reporter zur Einwanderu­ngspolitik, um über den Stand der Ermittlung­en in der Russland-Affäre zu sprechen. Der Präsident sagte, er freue sich darauf, mit Mueller zusammenzu­treffen. Cobbs Team, das dabei war, Einzelheit­en einer Befragung durch den Sonderermi­ttler für Trump zu verhandeln, ruderte die Verspreche­n des Präsidente­n zurück. „Er ist bereit, sich mit ihnen zu treffen“, erklärte Cobb. „Aber er wird sich von dem Rat seines Rechtsbera­ters leiten lassen.“

 ?? Fotos: afp ?? Niederländ­ische Agenten sollen die USA auf russische Operatione­n während der amerikanis­chen Präsidents­chaftswahl aufmerksam gemacht haben. Den Sonderermi­ttler in der Russland Affäre, Robert Mueller (links), dürfte das sicher interessie­ren. Donald Trump...
Fotos: afp Niederländ­ische Agenten sollen die USA auf russische Operatione­n während der amerikanis­chen Präsidents­chaftswahl aufmerksam gemacht haben. Den Sonderermi­ttler in der Russland Affäre, Robert Mueller (links), dürfte das sicher interessie­ren. Donald Trump...

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