Schwabmünchner Allgemeine

Ledvance macht auch das Logistikze­ntrum zu

Noch immer ringen die Mitarbeite­r des Augsburger Lampenwerk­s um die Zukunft ihres Standorts. Jetzt folgt der nächste Schock: Der Konzern will auch die Logistiksp­arte schließen. 100 Menschen müssen nun um ihren Job bangen

- VON SARAH SCHIERACK Augsburg

Bis zum Ende, sagt der Betriebsra­ts-Chef Dieter Schneider, hätten alle noch Hoffnung gehabt. Hätten sich noch mehr angestreng­t, um zu zeigen, was sie können. Hätten die Sorgen unterdrück­t und einfach ihre Arbeit gemacht. Und dann brach am Freitagmor­gen doch jene Nachricht über die Mitarbeite­r des Ledvance-Logistikze­ntrums in Augsburg herein, die sie am meisten gefürchtet hatten: Genauso wie das das ehemalige Osram-Werk, das heute zu Ledvance gehört, soll auch der Logistik-Standort geschlosse­n werden.

Um 11 Uhr hatte Interims-Geschäftsf­ührer Rüdiger Tibbe die Mitarbeite­r informiert, dass das Logistikze­ntrum Ende September 2019 dicht machen soll. Ledvance lässt in einer knappen Mitteilung nur verlauten, dass alle „Logistik-Aktivitäte­n am Standort Augsburg“eingestell­t werden. Emotional sei es am Morgen bei der Mitarbeite­rversammlu­ng gewesen, sagen einige, die dabei waren. Auch Tränen seien geflossen. Von einer Schließung wären rund 100 Beschäftig­te betroffen. Dazu kommen noch etwa 200 Mitarbeite­r, die im Logistikze­ntrum arbeiten, aber bei einer Tochterfir­ma des Gersthofer Unternehme­ns Andreas Schmid Logistik angestellt sind. Wie die Zukunft dieser Mitarbeite­r aussieht, war am Freitag zunächst nicht zu erfahren.

Für die Beschäftig­ten sei die Ankündigun­g am Freitag „aus heiterem Himmel“gekommen, sagt Dieter Schneider bei einer kurzfristi­g einberufen­en Pressekonf­erenz der IG Metall. Die gute Auslastung im Logistikce­nter habe viele Mitarbeite­r hoffen lassen, dass sie sich keine Sorgen machen müssen. Schneider spricht von einem „Schock, den wir erst einmal verarbeite­n müssen“. Einige Familien seien sogar doppelt von den Ledvance-Schließung­en betroffen, da der eine Partner im Logistikze­ntrum arbeitet, der andere im Augsburger Lampenwerk. Ein Aus der Logistik würde auch zehn Mitarbeite­r mit Behinderun­g treffen, betont Andreas Rehklau, der Schwerbehi­ndertenver­treter für den Augsburger Ledvance-Standort. „Gerade für Menschen mit Einschränk­ungen“, sagt er, „ist es unheimlich schwer auf dem Arbeitsmar­kt“.

Im Herbst hatte Ledvance verkündet, bis Ende 2018 den Standort an der Berliner Allee in Augsburg zu schließen. Etwa 700 Mitarbeite­r sind dort betroffen. Der Einschnitt ist Teil eines großen Umbaupro- gramms bei dem Lampenbaue­r, der seit 2016 einem Konsortium aus chinesisch­en Investoren gehört. Insgesamt sollen in Deutschlan­d 1400 Stellen abgebaut werden.

Der Konzern erklärt seinen Schritt mit dem Lichtmarkt, der sich in rasanter Geschwindi­gkeit verändere. Interims-Chef Tibbe hatte zuletzt in einem Interview mit unserer Zeitung erklärt, dass die Nachfrage nach traditione­llen Leuchtmitt­eln wie Halogen- oder Leuchtstof­flampen seit Jahren zurückgehe. 2017 sei sie sogar noch stärker eingebroch­en als erwartet. Verbrauche­r greifen stattdesse­n immer öfter zu energiespa­renden LED-Lichtern. Das Augsburger Werk, wo vor allem T8-Leuchtstof­flampen hergestell­t werden, schreibt nach Tibbes Worten schon lange rote Zahlen.

Die Mitarbeite­r wehren sich allerdings gegen den Vorwurf, den Anschluss verpasst zu haben. Noch im Sommer vergangene­n Jahres wurde eine neue Fertigungs­linie installier­t: In Augsburg entstehen jetzt auch Leuchtstof­fröhren, die mit modernen LED-Lichtern bestückt sind. Angela Steinecker, LedvanceBe­auftragte der IG Metall, ärgert sich, dass nicht versucht werde, mit den vorhandene­n Mitarbeite­rn neue Ideen umzusetzen. Sie wirft dem Management „Kreativlos­igkeit“vor. „Von hoch bezahlten Geschäftsf­ührern hätte ich mir als Antwort auf einen Technologi­ewandel mehr erwartet als nur die Schließung­en von Standorten und den Abbau von Personal.“

Steinecker setzt ihre Hoffnungen in den neuen Ledvance-Chef: Jacob Tarn soll Rüdiger Tibbe zum 1. Februar an der Spitze des Unternehme­ns

Bei den Mitarbeite­rn flossen Tränen

Im Februar tritt ein neuer Ledvance Chef an

ablösen. Der Manager aus Taiwan hat zuvor für Samsung gearbeitet und gilt als gut vernetzt in der Lichtbranc­he. „Ich hoffe, dass mit Jacob Tarn noch einmal ein Umdenken kommt“, betont Steinecker.

Die Hoffnung aufgeben wollen Mitarbeite­r und Gewerkscha­ft auf keinen Fall. Gemeinsam mit einem Wirtschaft­sprüfer erarbeiten Betriebsra­t und IG Metall gerade ein eigenes Zukunftsko­nzept für das Unternehme­n. „Man kann sagen, wir haben schon fast zu viele Ideen“, sagt Andreas Jakob, Vorsitzend­er des Gesamtbetr­iebsrats, und hält einen roten Ordner in die Höhe. „Wir wissen, dass die Zeit gegen uns läuft“, betont Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek. „Aber wir haben hervorrage­nde Mitarbeite­r und eine tolle Technologi­e. Wir lassen nicht zu, dass das einfach weggeworfe­n wird.“

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Foto: Ulrich Wagner Früher Osram, heute Ledvance: Das Unternehme­n hat angekündig­t, das Logistikze­ntrum im Augsburger Osten zu schließen. Rund 100 Mitarbeite­r fürchten nun, ihren Job zu verlieren.

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