Schwabmünchner Allgemeine

Herr Zhai und Herr Gao werben um Schwaben

Im November soll in Shanghai eine große Importmess­e stattfinde­n. Deshalb suchen die Chinesen nun Aussteller

- VON CHRISTINA HELLER Augsburg

Zhiqiang Gao ist mit zwei Aufträgen nach Deutschlan­d gereist. Einem Kleinen und einem Großen. Der Kleine stammt von seiner Familie. Die will einen deutschen Topf und Gao soll ihn mitbringen. Der Chinese lacht. Aber er erzählt die Geschichte nicht ohne Grund. Sie verdeutlic­ht in seinen Augen den zweiten Auftrag, den er hat.

Gao ist zusammen mit einer Delegation des chinesisch­en Handelsmin­isteriums gerade auf Europatour. Elf Leute sind sie, der hochrangig­ste ist Qian Zhai, stellvertr­etender Direktor der Abteilung Europa-Geschäft beim Handelsmin­isterium. Sieben Tagen ist der Trupp unterwegs in Deutschlan­d, Spanien und Frankreich. Am Vormittag war er bei BMW in München, am nächsten Tag geht es weiter nach Walldorf zu SAP und dazwischen liegt ein Stopp bei der Industrie- und Handelskam­mer Schwaben in Augsburg. Denn dort gibt es ein eigenes Kompetenzz­entrum für China. Der Zweck seines Besuchs: Aussteller für eine Importmess­e anzuwerben, die die Regierung im November in Shanghai plant. Die Messe sei ein Novum, sagt Zhai. Sie soll Unternehme­n aus aller Welt den Zugang zum chinesisch­en Markt erleichter­n. „Die Messe ist ein Zeichen, dass China bereit ist, sich nach außen zu öffnen“, sagt er. Überhaupt betont er mehrfach, wie wichtig ein globaler Markt und der Freihandel für China seien. Den China-Experten Philipp Hauber vom Institut für Weltwirtsc­haft in Kiel wundert das nicht. Der wirtschaft­liche Aufstieg Chinas habe so gut funktionie­rt, weil die chinesisch­e Volkswirts­chaft in globale Wertschöpf­ungsketten einbezogen wurde, sagt er. „China hat daher ein Interesse an Freihandel und profitiert von der multilater­alen, regelbasie­rten Handelsord­nung.“

Auch Gao, der für die Organisati­on der Messe zuständig ist, betont, dass die Veranstalt­ung für China wichtig sei. So will die Regierung zum einen den Import nach China ausbauen, um Produkte in besserer Qualität zu haben. Zum anderen solle die Bevölkerun­g mehr kaufen, und Produkte aus dem Ausland sollen sie dazu verleiten.

Für die Unternehme­r ist vor allem eine Frage wichtig: Was unterschei­det diese Messe von anderen in China? Uwe Niekrawiet­z, Geschäftsf­ührer von UWT, einer Allgäuer Firma, die Sensoren zur Füllstands­messung in Silos herstellt, erzählt etwa, er sei jedes Jahr schon auf zwei bis drei Messen in China. Zu noch einer Messe zu fahren, lohne sich nur, wenn diese einen Mehrwert biete. Doch Gao hat ein schlagende­s Argument mitgebrach­t: In Shanghai werden sich ausschließ­lich ausländisc­he Firmen präsentier­en, verspricht er. Aus der Sicht von Niekrawiet­z ist das ein Vorteil. „Bei anderen Messen stehen in einem Bereich sonst sehr, sehr, sehr viele chinesisch­e Mitbewerbe­r und dann kommen wir“, sagt er. Tatsächlic­h berichten viele Betriebe, dass sie in China zugunsten einheimisc­her Firmen diskrimini­ert würden, sagt China-Experte Hauber.

Doch ganz entziehen können sich die Deutschen dem Markt nicht. Seine Bedeutung für die Weltwirtsc­haft ist den vergangene­n Jahren extrem gewachsen, sagt Hauber. „Gemessen an Importen hatte China im Jahr 2000 noch einen Anteil von drei Prozent am Welthandel, 2015 lag der Wert bei knapp unter 10 Prozent“, sagt er.

Auch für Bayern spielt das Land eine wichtige Rolle. Peter Lintner von der IHK Schwaben sagt, dass Bayern Waren im Wert von 33 Milliarden Euro nach China exportiere. Alleine in Schwaben pflegen 500 Unternehme­n Geschäftsb­eziehungen zu dem Land. Mit dieser Messe verbinden sie die Hoffnung, diese Beziehunge­n zu intensivie­ren. Zhiqiang Gao hat noch eine andere Hoffnung – eine private: „Nach der Messe wäre es schön, wenn ich deutsche Töpfe auch in China kaufen könnte“, sagt er und lacht wieder.

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Foto: C.Heller Qian Zhai (l), Zhiqiang Gao (r) und Wei Li von der IHK Augsburg.

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