Schwabmünchner Allgemeine

Ein selbstbewu­sster Werbepartn­er

Der Bundesligi­st hat erst vor kurzem den Vertrag mit seinem Sportrecht­vermarkter Lagardère langfristi­g verlängert. Geschäftsf­ührer Robert Schraml führte die Verhandlun­gen

- VON ROBERT GÖTZ

Das Ambiente für den Neujahrsem­pfang der Sponsoren des FC Augsburg war gediegen. Rund 160 Gäste waren in den Saal des Augsburger Nobel-Hotels Drei Mohren geladen. Hatte der Bundesligi­st seine wichtigste­n Geldgeber im Vorjahr noch in der urigen Alm im Martini-Park mit Schmankerl­n und Gstanzl-Sänger mit Akkordeon empfangen, gab es in diesem Jahr das Kontrastpr­ogramm mit Kerzenleuc­hter auf den 20 Tischen, ein Vier-Gänge-Menü (mit Entenleber und geschmorte­m Rinderbrat­en) und Kammermusi­k.

Der FC Augsburg bietet seinen Sponsoren immer wieder etwas Neues, es gab aber auch etwas zu feiern. Zum ersten Mal durfte Robert Schraml die Gäste als Geschäftsf­ührer Marketing begrüßen. Der gebürtige Chiemgauer hatte im Juli Peter Bircks beerbt. Schraml, der vor seiner Zeit beim FCA die bekannte österreich­ische Brauerei Stiegl-Bräu als Geschäftsf­ührer leitete, hatte in seinen ersten Monaten gleich auch die Vertragsve­rlängerung mit dem Sportrecht­evermarkte­r Lagardère Sports zu vermelden. Wenige Tage zuvor hatte der FCA bekannt gegeben, dass man bis 2024 weiter zusammenar­beiten wird. Im nächsten Jahr wäre der Vertrag ausgelaufe­n.

Fast 20 Millionen Euro Einnahmen aus Werbung hatte der FCA in der Bilanz für die Saison 2016/17 bei fast 95 Millionen Euro Umsatz aus der Werbung ausgewiese­n. Lagardère Sports akquiriert und betreut die Sponsoren, entwickelt zusammen mit dem FC Augsburg neue Sponsoring­konzepte und vermarktet den Hospitalit­y-Bereich in der WWK-Arena. Und kassiert dafür eine Provision.

Trotzdem erlag der FCA nicht der Verlockung, den Vertrag auslaufen zu lassen, um die Vermarktun­g selbst in die Hand zu nehmen. Schraml ist überzeugt: „Wir glauben, dass es nicht der richtige Weg wäre, die Vermarktun­g komplett alleine zu machen, noch sich ganz in die Hände von Lagardère zu begeben.“Längst ist der FCA noch nicht so weit, sich in diesem Bereich selbststän­dig zu machen. Mit rund 30 Geschäftss­tellen-Mitarbeite­rn ist der Bundesligi­st eigentlich personell unterbeset­zt. Vergleichb­are andere Vereine arbeiten teilweise mit dem dreifachen Personal.

Lagardère Sports ist in Augsburg mit acht Mitarbeite­rn vertreten. Bei wirklich großen Vereinen sind fast doppelt so viel tätig. Bisher hatten sie ihre Büros im veralteten Bürotrakt an der Donauwörth­er Straße, ab Montag sitzen sie Tür an Tür mit Schraml im neuen Gebäude direkt an der WWK-Arena. Eine Riesenverb­esserung. Denn Lagardère und der FCA arbeiten partnersch­aftlich eng zusammen, das betonen beide Partner immer wieder. Lagardère Sports, die Vermarktun­gssparte des Medien- und Verlagskon­zerns Lagardère, ist weltweit bestens vernetzt. Dieses Netzwerk will Schraml weiter nützen, aber bodenständ­ig bleiben: „Wir fahren jetzt nicht nach Peking und versuchen FCA-Schals zu verkaufen. Das ist sicherlich nicht Sinn und Zweck der Zusammenar­beit.“

Er sieht woanders Wachstumsm­öglichkeit­en: „Es gibt hier in der Region unglaublic­h viele und erfolgreic­he Mittelstän­dler, die viel Potenzial bieten. National hat Lagardère mit seinem großen Vertriebss­ystem gewaltige Möglichkei­ten. Wir sehen das Woche für Wound che auch an neuen Partnern zum Beispiel auf der Bandenwerb­ung.“So konnten zuletzt das Pitztal und der Ferienkonz­ern FTI, der auch das Trainingsl­ager auf Teneriffa organisier­te, neu geworben werden.

Es ist also derzeit eine Win-winSituati­on für beide Partner, dem FCA und Lagardère. Trotzdem verhandelt­en Schraml und sein Team die letzten Monate intensiv, aber fair, um für den FCA das Beste herauszuho­len. „Ich glaube, es ist uns sehr gut gelungen, notwendige Stellschra­uben zu drehen, sodass wir dort ein sehr gutes Ergebnis für den FC Augsburg erzielen konnten“, sagt der 52-jährige MarketingE­xperte. Er arbeitet gerne mit vorstellba­ren Begriffen. „Bildlich gesehen ist es wie in einem guten RallyeTeam, der FCA im Fahrersitz, Lagardère als enorm wichtiger und erfahrener Beifahrer.“

Und auch in Sachen Provision kann der FCA gut leben, allerdings sind Vertragsde­tails geheim gehalten. Aber auch Lagardère kommt auf seine Kosten. Schraml sagt selbstbewu­sst: „Wir haben uns von der Vermarktun­gssituatio­n sehr gut entwickelt. Wir sind ein sehr wichtiger Bestandtei­l des Portfolios von Lagardère Fußball.“In der Bundesliga arbeitet Lagardère außer mit dem FCA noch mit dem HSV, Hannover 96, Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen und Hertha BSC zusammen.

Im Hospitalit­y-Bereich kann der FCA 1500 Business-Seats anbieten. Die gibt es in vier Kategorien. Von Platin (6000 Euro pro Platz und Saison) bis Silber (3500 Euro). Einer der 54 Logenmiete­r ist seit Eröffnung der Arena das mittelstän­dische Augsburger Autohaus Tierhold (Kia, Volvo, Mazda) . Laut Preisliste kostet eine Loge ab 60000 Euro pro Saison. Zuzüglich Mehrwertst­euer. So viel zahlt der Familienbe­trieb aber nicht. „Wir sind Schwaben“, sagt Tobias Tierhold, einer von drei Geschäftsf­ührern, mit einem Lachen. Der Neujahrsem­pfang ist für ihn eine wichtige gesellscha­ftliche Veranstalt­ung. Er fühlt sich in der Sponsoren-„Familie“des FCA seit Jahren wohl. „Es geht wirklich familiär zu“, sagt er.

Die Investitio­n in die Loge zahlt sich für ihn auf jeden Fall aus: „Wir sind Fußball-Fans. Aber auch geschäftli­ch zahlt sich das aus. Wenn du sechs Stunden in familiärst­er Atmosphäre mit Kunden oder Lieferante­n verbringst, ist das schon eine andere Basis.“Dann erzählt der Geschäftsf­ührer, wie begeistert ein Mitglied der Führungseb­ene des südkoreani­schen Autoherste­llers Kia war, als FCA-Spieler Ja-Cheol Koo nach einem Spiel in die Loge kam. „Der war aus dem Häuschen. Koo ist dort ein Megastar.“Seitdem ist in der Firmenzent­rale in Seoul das Autohaus Tierhold mindestens genauso bekannt wie der FCA.

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 ?? Foto: Christian Kolbert ?? Der Geschäftsf­ührer Marketing und Vertrieb beim FCA, Robert Schraml, blickt auf ar beitsreich­e erste sechs Monate zurück.
Foto: Christian Kolbert Der Geschäftsf­ührer Marketing und Vertrieb beim FCA, Robert Schraml, blickt auf ar beitsreich­e erste sechs Monate zurück.

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