Rabbiner Brandt wird im Aachener Dom ausgezeichnet
Der Augsburger Rabbiner Henry Brandt erhielt im Aachener Dom den Klaus-Hemmerle-Preis und alle Anwesenden erhoben sich, um ihn zu ehren, schreibt die ökumenische Fokolar-Bewegung in einer Pressemitteilung. Sie verlieh den Preis.
Der Augsburger Theologieprofessor Franz Sedlmeier erinnerte in seiner Laudatio an Brandts „Werk der Aussöhnung und der Verständigung“und sprach ihm Anerkennung und Wertschätzung dafür aus, immer wieder „Räume des Verstehens“zu eröffnen. Bischof Helmut Dieser sagte, dass der jüdischchristliche Dialog eines der Herzensanliegen seines Amtsvorgängers Klaus Hemmerle gewesen sei. An Brandt gewandt, sagte er: „Ihr Lebenswerk bestätigt das tiefe Anliegen und das hohe Maß, das Hemmerle an den jüdisch-christlichen Dialog legt, und löst es ein.“
Laudator Franz Sedlmeier zeigte auf, dass Brandt sein Leben dem Dialog und vor allem dem Gespräch unter Christen und Juden gewidmet habe. Dass er 45 Jahre nach der Flucht vor der Verfolgung durch den Nationalsozialismus wieder nach Deutschland zurückgekehrt sei, sei ein starkes Zeugnis: „Diese Rückkehr in das Land der Täter ist wie eine ausgestreckte Hand.“In seinem Dank wurde Brandt nachdenklich, heißt es in der Pressemitteilung. In Erinnerung an ein Lied, das oft in jüdischen Gemeinden gesungen werde, sei ihm beim Bild der Brücke auch etwas Angst geworden: „Diese Brücken, die wir zu bauen haben zwischen den Konfessionen, zwischen den gesellschaftlichen Gruppierungen, die überbrücken nicht etwas, das von der Natur vorgegeben ist. Sie überbrücken Gehässigkeit, Ablehnung, Ausgrenzung und Gewalt ... Die Abgründe, über die die Brücken führen, sind menschengemacht.“
Es sei ein Kampf an zwei Fronten: Einerseits Brücken zu bauen und gleichzeitig dafür zu arbeiten, dass diese Brücken gar nicht nötig seien. Daher sei ihm der Kontakt, das Gespräch mit der Jugend so wichtig. „Das offene, ehrliche Gespräch ist die beste Kampfmethode gegen den Antijudaismus, besser als der erhobene Zeigefinger.“
Der Klaus-Hemmerle-Preis erinnert an den früheren Aachener Bischof (1929-1994). Die Fokolar-Bewegung, die sich für Ökumene und den Dialog der Religionen einsetzt, vergibt die Auszeichnung alle zwei Jahre.