Er schrieb eine Hymne für Augsburg
Wolfgang Baur will seiner Stadt ein Geschenk machen. Der Rentner hat ihr daher ein eigenes Lied gewidmet. Nun hofft er, dass es jemand produziert. Warum er damit ein Zeichen setzen will
An der Wand in Wolfgang Baurs Wohnzimmer hängen diverse Instrumente, darunter eine Geige, eine Klarinette, ein Saxofon. Vor dieser Wand steht ein zweireihiges Keyboard mit Mikrofon und Pedal. Auch wenn der Rest des Wohnzimmers gewöhnlicher aussieht, wird klar: Hier spielt Musik eine große Rolle. Mit der Geige an der Wand zum Beispiel verbindet Wolfgang Baur eine lange Geschichte. Sein Vater hatte früher darauf gespielt. Mit knapp 17 Jahren hatte Baur seinen ersten Auftritt, mit seinem Vater zusammen. Der Vater an der Geige, Klarinette oder Saxofon, der Sohn am Klavier.
Musiziert wurde häufig zu Hause, aber auch mit Band. „Den ersten Auftritt musste ich mir erbetteln“, erinnert sich Baur. „Ich war gar nicht dafür vorgesehen, mitzuspielen.“Verlangt hat er für das Mitspielen nichts. „Ich wollte einfach nur dabei sein.“Früh hatte er begonnen, sich für Musik zu begeistern. Klavierspielen lernte er mit acht Jahren. „Das war eine richtig gute Ausbildung“, sagt er heute. „Meine Eltern haben sehr darauf geachtet, dass ich das durchziehe. Ohne sie hätte ich nicht das erreicht, wo ich heute bin.“
Musik ist bis heute sein Leben geblieben. Baur erzählt, wie er seiner Frau vor der Hochzeit klargemacht hatte, welch große Rolle die Musik in seinem Leben spielte. Seine Frau lacht und sagt: „Das war mir schon klar.“Für die Kinder engagierte das Ehepaar zum Teil Babysitter, denn die Mutter wollte so oft wie möglich die Musik ihres Mannes anhören. „Die Zeit der Auftritte war eine schöne Zeit“, sagt sie heute.
Mittlerweile hat Baur unter seinem Künstlernamen Wolf Barius 62 Stücke komponiert. Nur zu wenigen davon hat er einen Text geschrieben. „Da muss ich eine Schwäche zugeben“, sagt der 68-Jährige. „Ich bin zwar musikalisch halbwegs vernünftig drauf, aber texten ist nicht so meine große Stärke.“Eines seiner Stücke ist ein Lied über die Stadt Augsburg. Die Melodie dazu schrieb er bereits im Jahr 2003. Vor etwa vier bis fünf Jahren machte er sich dann an den Text.
Andere Songs über Augsburg kannte er bereits. Doch diese entsprachen entweder nicht seinem Stil oder hatten zu viel Text, sagt er. „Wenn ich alles in ein Lied packen würde, was es zu Augsburg zu sagen gibt, hätte das Lied 30 Strophen. Das hört sich kein Mensch an und singt auch keiner nach.“
Sein Lied „Meine Stadt – Augsburg“, ist voller Kindheitserinnerungen an seine Stadt. Er selbst bezeichnet das Stück als seine „Augsburger Nationalhymne“. „Ich kenne mich hier aus, bin hier geboren, habe mein ganzes Leben hier gewohnt und bin ein wahrer Augsbur- ger“, sagt er. Baur hofft, dass jemand auf sein Lied aufmerksam wird und es im Tonstudio professionell produziert. „Ich stelle keinerlei Ansprüche. Es soll ein Geschenk an meine Stadt sein“, sagt er.
Beratend wäre er immer zur Stelle. „Singen oder das Keyboard spielen sollen andere. Die können das besser als ich.“
Der Hobbymusiker stand auch bei seinen Bandauftritten nie im Vordergrund. Als Keyboardspieler wirkte er meistens eher im Hintergrund. Seinen Besuchern zeigt er gerne Fotoalben mit Bildern von Auftritten und Zeitungsberichte über ihn und seine verschiedenen Bands. Diese spielten häufig bei Hochzeiten und Faschingsveranstaltungen Tanzmusik. Aber auch in der Kirche gab es Auftritte. Zum Teil vor 800 Zuhörern, wie Baur berichtet. Der spätere Versuch, eine der Bands wieder aufleben zu lassen, scheiterte. „Es müssen auch die Charaktere zusammen passen“, sagt der Rentner heute.
Der Grund, warum Baur den Augsburg-Song überhaupt geschrieben hat, waren massive gesundheitliche Probleme, wie er erzählt. Mit Schlaganfällen und Herzinfarkten war er dem Tod ganz nah. „Da ist mir bewusst geworden, wie vergänglich wir sind. Das Lied ist ein Versuch, ein Zeichen zu setzen, damit nach dem Tod noch irgendwas übrig bleibt von mir.“