Probleme mit der Landwirtschaft
Beim Landfrauentag in Schwabmünchen erzählen die Teilnehmerinnen, wie schwierig es ist, Kinder, Hof und Ehrenamt unter einen Hut zu bekommen. So gelingt die richtige Balance zwischen Familie und Betrieb
Marion Vogt aus Langerringen hilft ihrem Mann bei der Bewirtschaftung des Hofes, geht mit in den Stall, kümmert sich um die drei Kinder und engagiert sich zudem noch ehrenamtlich. „Der Spagat, alles unter einen Hut zu bringen, ist schwieriger geworden“, sagt sie. Es werde allgemein weniger Rücksicht genommen auf die Landwirtschaft und deren Arbeitszeiten als früher, als in den Dörfern noch ein Großteil der Bevölkerung wenigstens einen Nebenerwerbsbetrieb zu Hause hatte. „Wenn man nicht bei jedem Fußballspiel der Kinder dabei ist, muss man sich heute oft rechtfertigen“, hat Vogt festgestellt. Damit es doch so oft wie möglich klappt, muss man in der Betriebs- und Lebenspartnerschaft Kompromisse eingehen.
Mit nachdenklichen Worten und ruhigen Musikstücken hatte der Landfrauentag des Bayerischen Bauernverbandes in Schwabmünchen diesmal einen anderen Beginn als in den vergangenen Jahren. Kreisbäuerin Andrea Mayr hatte sich für diesen Anfang entschieden: „Dieser Tag soll eine Auszeit sein für uns Bäuerinnen und Landfrauen. Und dass wir einfach mal zur Ruhe kommen, geht in der hektischen Zeit heute oft verloren.“Das sieht auch Marion Vogt so, sie geht regelmäßig zum Landfrauentag, weil „es einfach dazugehört und weil ich so eine Veranstaltung gerne unterstütze. Man muss sich als Bäuerin nicht verstecken. Wir können stolz sein auf unseren Beruf“.
Wie wichtig es ist, sich trotz aller Hektik und Arbeitsanforderungen, Zeit zu nehmen – für sich selbst und für die Partnerschaft – darüber sprach Referent Fritz Kroder, Leiter der Landwirtschaftlichen Familienberatung in Bamberg. „Es gibt keine Menschen ohne Probleme, aber nicht das Problem ist häufig das Problem, sondern der Umgang damit“, sagte er zu den knapp 500 Frauen in der Stadthalle Schwabmünchen. Er machte deutlich: „Ge- rade in der Landwirtschaft sind Betrieb und Familie eng miteinander verflochten, hängen voneinander ab und wirken aufeinander ein.“Es gelte, die Balance zu finden zwischen Familie und Betrieb.
Der wichtigste Faktor dabei sei die Kommunikation zwischeneinander. Kroder besprach mit den Frauen, wie wichtig es sei, seine Gefühle offen anzusprechen und Positives an seinem Gegenüber hervorzuheben, und vielleicht auch einmal die Zeit für ein gemeinsames Seminar zu investieren. „Das Wichtigste aber dabei ist – vergessen Sie sich selbst nicht. Nehmen Sie sich auch mal Zeit für sich selbst“, mahnte Kroder.
Wie schnell das in Vergessenheit gerät, weiß Marion Vogt. „Es ist gut, dass man daran mal wieder erinnert wird“, sagt sie. Dem kann Marina Port aus Untermeitingen nur zustimmen: „Wenn die Zeit knapp ist, kürzt man bei sich selbst, denn die andere Arbeit muss ja erledigt werden.“Auch Port jongliert zwischen Betrieb und Familie, Haushalt und Büro. „Um das alles unter einen Hut zu kriegen, muss man viel miteinander reden“, weiß sie. Manches spiele sich aber auch im Laufe der Jahre ein. „Mehr Zeit für einen selbst wäre schon wichtig“, gibt Port zu. „Aber das ist eben nicht immer so einfach.“Umso wichtiger sei es darum, immer wieder daran erinnert zu werden. Deshalb gehe sie gerne zum Landfrauentag.
Für eine unterhaltsame Atmosphäre sorgte auch das Rahmenprogramm. Neben dem Landfrauenchor war die Kindergruppe des Trachtenvereins Königsbrunn zu sehen. Der Frauenbund Großaitingen führte zwei lustige Sketche vor. So kann Kreisbäuerin Andrea Mayr auf eine gelungene Veranstaltung zurückblicken. „Das ist schön, denn dieser Tag soll ganz für die Landfrauen sein“, freut sie sich.
Wie wichtig der Landfrauentag und die damit einhergehende Wertschätzung der bäuerlichen Arbeit und Lebensweise ist, machten die Grußwortredner Landrat Martin Sailer, Regierungspräsident Karl Michael Scheufele und Schwabmünchens Bürgermeister Lorenz Müller deutlich. Sie alle betonten die Bedeutung und den Respekt, den sie gegenüber der Landwirtschaft haben.