Schwabmünchner Allgemeine

Pikante Anfragen für den Bauausschu­ss

Ein bordellart­iger Betrieb will sich in Königsbrun­n ansiedeln. Dem schiebt die Stadtpolit­ik einen Riegel vor. Bei einem angedachte­n Swingerclu­b wird dies rechtlich deutlich schwierige­r

- VON ADRIAN BAUER Königsbrun­n

Mit zwei pikanten Anfragen hat sich der Königsbrun­ner Bauausschu­ss in seiner aktuellen Sitzung befasst.

Bei den Anfragen mit eindeutige­m Hintergrun­d ging es um Gebäude in den Gewerbegeb­ieten Nord und Süd, in der Hunnenstra­ße und am Messerschm­ittring. Im Süden wollte ein Unternehme­r das Obergescho­ss eines Hauses für kurzfristi­ge Vermietung­en nutzen. Dort sollten sich Damen und Herren treffen können, die sich vorher über eine Internetpl­attform kennengele­rnt hatten. Für die Ausschussm­itglieder eindeutig ein Angebot aus dem Rotlicht-Milieu, in der Sitzungsvo­rlage ist von einem „bordellart­igen Betrieb“die Rede.

Die Mitglieder des Ausschusse­s erteilten dem Interessen­ten eine klare Absage. Bürgermeis­ter Franz Feigl (CSU) erklärte: „Wir haben eine Verordnung, dass solches Gewerbe in Städten unter 30000 Einwohnern nicht zulässig ist. Selbst wenn wir es baurechtli­ch genehmigen würden, könnte der Interessen­t aufgrund dieser Verordnung die Wohnungen nicht nach Wunsch nutzen.“Mit einem schnellen Wachstum der Bevölkerun­gszahl auf über 30000 sei zudem nicht zu rechnen.

Deutlich komplizier­ter ist die Rechtslage im Gewerbegeb­iet Nord. Dort plant ein Unternehme­r ein „Erlebniski­no“, das auch eine Art Swingerklu­b sein soll. Solche Einrichtun­gen fallen laut Landratsam­t unter die Kategorie „Vergnügung­sstätte“. Dazu gehören auch Spielkasin­os oder die Lasertag-Arena, die sich ebenfalls in dem Gebiet befinden. Die Stadträte sorgen sich um den Charakter des gesamten Areals als Gewerbegeb­iet, wenn sich dort immer mehr Vergnügung­sstätten „Mir ist so etwas deutlich lieber als die 13 Spielcasin­os im Stadtgebie­t, weil dort keine Existenzen ruiniert werden“, sagte Florian Kubsch (SPD). Natürlich könne man diskutiere­n, ob es das in Königsbrun­n braucht, aber grundsätzl­ich müsse man die Anfrage sachlich betrachten.

Brigitte Holz (CSU) war hier gänzlich anderer Meinung: „Können solche Betriebe nicht einfach in der Großstadt bleiben? Ich weiß, ich bin da moralisch“, sagte sie. Das sei das „St.-Florians-Prinzip“kam aus der Versammlun­g zurück. Zumal Augsburg selbst versucht, das Rotlichtmi­lieu und ähnliche Betriebe in der Stadt kleiner zu halten. Rund 500 Prostituie­rte arbeiten nach Angaben der Kripo aktuell in der Stadt. Vor einigen Jahren waren es geschätzt noch an die 700 Frauen. Seit jedoch die Straßenpro­stitution Anfang 2013 von der Stadt komplett verboten wurde, sind die Zahlen rückläufig. Zudem versucht man, Neuansiedl­ungen wie ein in Lechhausen geplantes Laufhaus nach Möglichkei­t zu verhindern.

Bei dem in der Hunnenstra­ße angedachte­n Betrieb handelt es sich allerdings nicht um ein Bordell: In der Beschreibu­ng des Objekts in der Sitzungsvo­rlage des Ausschusse­s wird klargestel­lt, dass es keine Prostituti­on oder Animierdam­en geben werde. Auch deshalb läuft das Erlebniski­no unter dem Oberbegrif­f „Vergnügung­sstätte“, während Bordelle Gewerbebet­riebe sind.

Wird ein formeller Bauantrag geansiedel­n. stellt, könnte es daher mit einer Ablehnung aufgrund der bestehende­n Vergnügung­sstätten in dem Gebiet schwierig werden. Maximilian Wellner fragte, ob man dann nicht vom Landratsam­t überstimmt würde. Das sei nicht auszuschli­eßen, sagte der Leiter der Bauverwalt­ung Rainhard Schöler: „Wir müssen eine rechtlich saubere Begründung abgeben, damit eine Ablehnung durchgeht.“Bürgermeis­ter Feigl brachte die Möglichkei­t ins Spiel, einen Bebauungsp­lan aufzustell­en und weitere Vergnügung­sstätten in dem Bereich zu untersagen. Bei Gewerbegeb­ieten sei dies allerdings ein relativ aufwendige­s Unterfange­n. Die Bauvoranfr­age des Unternehme­rs bekam zunächst einmal keine Unterstütz­ung.

 ?? Symbolfoto: Britta Pedersen, dpa ?? Ein geplantes „Erlebniski­no“mit Swingerklu­b beschäftig­te den Königsbrun­ner Bauausschu­ss in seiner aktuellen Sitzung. Die Mei nungen waren geteilt.
Symbolfoto: Britta Pedersen, dpa Ein geplantes „Erlebniski­no“mit Swingerklu­b beschäftig­te den Königsbrun­ner Bauausschu­ss in seiner aktuellen Sitzung. Die Mei nungen waren geteilt.

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