Schwabmünchner Allgemeine

Veränderun­g durch Gerechtigk­eit

- VON EVANG. LUTH. PFARRER CHRISTOPH BURGER, AUGSBURG

Es gibt Momente im Leben, die eine Tragweite entwickeln, die über die momentane Zeit und den konkreten Raum hinausreic­hen. Manchmal ist es nur eine kleine Erkenntnis oder eine erstaunlic­he Erfahrung, die alles verändert. Die Bibel enthält Bilder von solchen Momenten: von einem Mann, der tief fällt, um dann von Gott wieder aufgericht­et zu werden; von einer Person, die erst blind werden musste, um dann richtig sehen zu können; von einem Menschen, der sein altes Leben wegwerfen musste, um bereit für seine neue Aufgabe zu sein. Ob es Paulus auch so ging? Ob Paulus von einem Moment auf den anderen oder eher in einem längeren Prozess des Fragens, Zweifelns und Prüfens zur Bereitscha­ft kam, alles über den Haufen zu werfen und neu zu beginnen?

Wir alle hängen am Vertrauten. Wir brauchen Verlässlic­hkeit. Traditione­n geben Halt. Paulus hat mit diesem allem in seinem Leben Schluss gemacht. Er hat nicht nur durch seine neue Erkenntnis seine Welt auf den Kopf gestellt, sondern auch die Welt von vielen Menschen bis heute.

Damals vor Damaskus, bevor Paulus gegen die Christen ausholte, ist Gott Paulus erschienen. Da konnte Paulus erst erkennen: Ich kann mir die Gerechtigk­eit Gottes nicht erwerben, erkämpfen oder erarbeiten. Sie ist ein Geschenk und ich bekomme sie ohne irgendeine­n Verdienst. Das bedeutet Glaube für mich. Mehr braucht es nicht. Für Paulus wurde die Gerechtigk­eit Gottes zum neuen Verlässlic­hen, zur Tradition, zum Anker in seinem Leben.

Am Beginn der Vorfastenz­eit wird als erster Schritt auf dem Weg bis Ostern am kommenden Sonntag die Gerechtigk­eit in den Blick genommen. Gottes Geschenk an uns Menschen ist die Gerechtigk­eit aus Glauben. Diese Gerechtigk­eit, die uns in den Texten von Paulus beschriebe­n wird, ist über die Zeiten der frühen Christen, der Menschen im Mittelalte­r wie Martin Luther und bis heute im 21. Jahrhunder­t ein zentraler Anker.

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