Schwabmünchner Allgemeine

Bewährungs­strafe für Landsberge­r Ex Kämmerer

Die Stadt am Lech hat mit riskanten Zinsgeschä­ften Millionenv­erluste gemacht. Ein Mann wird nun dafür bestraft

- Augsburg

Als Ende 2011 öffentlich gemacht wurde, dass die Stadt Landsberg mit riskanten Zinstausch­geschäften Verluste in Millionenh­öhe gemacht hat, wurde schnell ein Schuldiger gefunden: Kämmerer Manfred Schilcher. Jetzt ist der 68-Jährige vor der Wirtschaft­sstrafkamm­er am Landgerich­t Augsburg zu einer Bewährungs­strafe von 18 Monaten verurteilt worden.

In Landsberg wird von der „Derivataff­äre“gesprochen. Sie hat der Stadt bislang einen Schaden von über acht Millionen Euro verursacht, einen Oberbürger­meister und einen Kämmerer das Amt gekostet und zwei Gerichte beschäftig­t. Die Klage der Stadt gegen das Bankhaus Hauck & Aufhäuser wegen fehlerhaft­er Beratung beim Abschluss hoch spekulativ­er Zinsgeschä­fte wurde zweimal abgewiesen. Derzeit lässt die Stadtverwa­ltung prüfen, ob eine Revision vor dem Bundesgeri­chtshof zulässig ist.

Im Prozess gegen den früheren Kämmerer spielte das nur am Rande eine Rolle. Das Verfahren gegen die beiden wegen Beihilfe zur Untreue mitangekla­gten Bankberate­r wurde am vierten Verhandlun­gstag gegen eine Geldstrafe eingestell­t. Schilcher hatte immer wieder betont, er habe sich auf deren Aussagen verlassen, dass der kommunalre­chtliche Rahmen beim Abschluss der Zinstausch­geschäfte eingehalte­n werde. Bei zwei Geschäften in den Jahren 2008 und 2010 sei das nicht mehr der Fall gewesen. Diese Auffassung vertrat das Gericht unter Vorsitz von Wolfgang Natale. Der Angeklagte habe pflichtwid­rig gehandelt, weil er die Defizite der Geschäfte kannte.

Nach Ansicht von Staatsanwä­ltin Simone Bader hat Manfred Schilcher in beiden Fällen billigend in Kauf genommen, dass die Stadt mit Abschluss der Geschäfte auch hohe Verluste machen kann. Er habe als städtische­r Kämmerer, der öffentlich­e Gelder verwaltet, nicht spekuliere­n dürfen. Das passe ins Raster der Untreue. Sie forderte eine Freiheitss­trafe von zwei Jahren und vier Monaten für den Angeklagte­n.

Die beiden Verteidige­r, die Landsberge­r Anwälte Silke Ackermann und Joachim Feller, plädierten auf Freispruch. Schilcher habe sich auf die Empfehlung­en der Bankberate­r verlassen und auch Oberbürger­meister und Stadtrat ausreichen­d informiert. Die Initiative, in die Zinstausch­geschäfte einzusteig­en, sei nicht von ihm ausgegange­n. Zudem habe er Anfang 2009 zum Ausstieg aus den Geschäften geraten. Für drei Millionen Euro wäre dies möglich gewesen.

Der frühere Oberbürger­meister Ingo Lehmann, aber auch einige ehemalige und noch amtierende Stadträte konnten sich an dieses Ausstiegss­zenario nicht erinnern, andere schon. Es tauchte auch eine ominöse Notiz dazu auf, die aber niemandem zuzuordnen war.

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