Schwabmünchner Allgemeine

Eine 22 Jährige auf dem Weg ins Kloster

Raphaela Wundlechne­r heißt jetzt Schwester Maria Bernadette. Die junge Laborantin aus Fischach hat sich für ein Leben als Ordensfrau entschiede­n. Ein Hefteintra­g in der siebten Klasse gab den Ausschlag

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT Fischach/Auerbach

Schwester Maria Bernadette ist ein Mensch, der kommunikat­iv und offen ist, der Klartext spricht. Für sie sei ihre neue Heimat im Kloster Auerbach in der Oberpfalz mehr als nur ein Ort der inneren Einkehr und des Friedens, betont die 22-jährige Novizin. Das Mutterhaus des Ordens der Schulschwe­stern von Unserer Lieben Frau bringt sie vor allem ihrem Lebensziel näher. Und das heißt: mit Gott verbunden zu sein, ihn zu lieben und ihr Vertrauen ganz auf ihn zu setzen. „Diese Liebe will ich nicht nur im Herzen tragen, sondern jetzt auch aktiv leben“, verdeutlic­ht sie.

Die berufliche Karriere an den Nagel hängen und ins Kloster eintreten: Was hat sie dazu bewogen? Zunächst: Ihre Hinwendung zu Gott kam nicht von einem Augenblick auf den anderen. Es war vielmehr ein langer Prozess, ein Weg des Tastens, Spürens und Erlebens.

Die Basis dazu legten die Eltern. „Sie führten mich und meine Geschwiste­r bewusst in den katholisch­en Glauben ein“, erzählt sie. „Wir beteten täglich und besuchten kontinuier­lich den Gottesdien­st.“Durch das christlich­e Leben ihrer Eltern kam sie zu der Erkenntnis, dass der Glaube dem Leben Halt und Sinn gebe. Auch sie verspürte bereits in jungen Jahren mehr und mehr die Freude an Gott.

Dabei unterschie­d sich Raphaela Wundlechne­r nicht von anderen Teenagern. Sie war ein Wildfang, neugierig, aufgeschlo­ssen, zuverlässi­g. Ein Mädchen aber auch, das wusste, was es wollte. „Wenn notwendig, ging sie schon mal mit dem Kopf durch die Wand“, sagt Vater Klaus Wundlechne­r und schmunzelt. Leidenscha­ftlich gern spielte sie Tischtenni­s bei der SpVgg Langenneuf­nach. Gleichzeit­ig war sie hart im Nehmen. „Auch Temperatur­en von minus zehn Grad im Winter hielten sie nicht davon ab, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren“, erinnert sich ihr Vater. Und dann kam das Schlüssele­rlebnis.

Raphaela beschreibt es nicht als übernatürl­iche Erfahrung mit Paukenschl­ag. Sie verweist vielmehr unspektaku­lär auf einen Hefteintra­g in der siebten Klasse über das Klosterleb­en und den Grundsatz „ora et labora“(bete und arbeite). An jenem Abend sagte sie zu ihrer Schwester: „Ich geh mal ins Kloster.“Zunächst aber andere Dinge Priorität, so die Mittlere Reife, die sie an der Realschule Thannhause­n als Schulbeste absolviert­e. Auch die Ausbildung zur milchwirts­chaftliche­n Laborantin schloss sie als Bayerns beste Absolventi­n ab. Der Beruf bereitete ihr sehr viel Freude. Doch der Wunsch, ins Kloster zu gehen, habe sich verstärkt, blickt sie zurück.

Bei der Suche nach dem richtigen Platz im Leben wurde sie 2015 auf dem Internatio­nalen Prayer-Festival in Marienfrie­d fündig. „Dort sah ich viele junge Klostersch­western, Brüder und Priester.“Das sei ein weiterer Ansporn gewesen. Sie lernte eine Schwester der Auerbacher Schulschwe­stern kennen, die zu einem Besuch in ihrem Kloster einlud. „Ich fühlte mich dort gleich heimisch.“

Es folgte eine lange Phase des Insich-Gehens. Raphaela betete, besuchte immer wieder die Schulschwe­stern, prüfte sich und besprach ihren weiteren Lebensweg intensiv mit ihren Eltern und Freunden.

Im August 2017 erfolgte der feierliche Akt der Einkleidun­g in der Mutterhaus­kirche Auerbach. Hier wurde ihr in einer besonderen Zeremonie das schwarze Ordensklei­d mit weißem Schleier für das künftige Klosterleb­en überreicht. Von diesem Augenblick an trug sie auch ihren neuen Namen. Aus Raphaela Wundlechne­r wurde Schwester Maria Bernadette, aus der Kandidatin eine Novizin. Jetzt durchläuft sie eine zweijährig­e Probezeit. Mit fünf anderen Novizinnen lernt sie das Ordenslebe­n und die Gemeinscha­ft kennen. „Es ist eine Zeit der Prüfung der Berufung zum Ordensstan­d, aber auch, ob ich mir das für immer vorstellen kann“, erläutert sie.

Ihr Leben ist nun klar strukturie­rt, unterliegt einem Rhythmus, der von Gebet, Unterricht über Ordensspir­itualität, Ordensgesc­hichte, theologisc­he und biblische Themen sowie Arbeit geprägt ist. Die Muse kommt in der Probezeit ebenfalls nicht zu kurz. „Einmal in der Woche machen wir Sport und spielen auch Tischtenni­s“, erzählt sie. Zudem musiziert sie während der Meshatten se oder bei festlichen Anlässen oft mit der Gitarre. Beim Lesen hat geistliche Lektüre Priorität.

Wo Schwester Maria Bernadette­s Platz einmal sein wird, steht noch nicht fest. „Ich darf während der Noviziatsa­usbildung die verschiede­nen Erziehungs- und Pflegebere­iche kennenlern­en. Dann wird Gott zeigen, wo er mich brauchen kann.“

Nach dem Noviziat steht die Ablegung der zeitlichen Profess auf drei Jahre an. Danach folgt der ewige Bund zwischen ihr und Gott, ein Leben in Keuschheit, Armut und Gehorsam. „Die ewige Profess ist das große Ziel, auf das ich Schritt für Schritt zugehe“, gesteht sie. Bis dahin werde sie Gott in ihrem Leben wirken lassen.

Raphaela betete, besuchte die Schulschwe­stern, prüfte sich und besprach ihren Lebensweg intensiv mit Eltern und Freunden

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Fotos: Klaus Wundlechne­r, Probstei Paring (2) Bis zu ihrer Entscheidu­ng, ins Kloster zu gehen, folgte eine lange Phase des Abwägens und In sich Gehens. Bei der Einkleidun­gsfeierlic­hkeit: Aus der Kandidatin wurde eine Novizin, aus Raphaela Wundlechne­r Schwester Maria Bernadette. Im Kloster Auerbach...
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