Protest stoppt Rinderstall
Gemeinderäte sagen Nein zu Großberglohe. Einige sagen, das Amt für Landwirtschaft habe einen Fehler gemacht
Die Standortsuche geht weiter: Der Aussiedlerhof mit Rinderstall für 145 Tiere, Betriebsgebäuden und Hofladen wird nicht auf dem Feld Großberglohe in der Nähe der Diedorfer und Lettenbacher Wohngebiete entstehen. Darauf hat sich der Gemeinderat bei drei Gegenstimmen, darunter auch die des Bürgermeisters, nun geeinigt. Etwa 100 Diedorfer waren gekommen, um die Sitzung zu verfolgen. Zu Beginn hatten Maria Liegert und Johanna Heim von der Bürgerinitiative Diedorf, die sich gegen den Aussiedlerhof in der Nähe ihrer Häuser rund um den Schweriner Weg einsetzt, 700 Unterschriften von Anwohnern gegen das Vorhaben übergeben.
Der Gemeinderat will nun dem Investor Alois Rittel und seinem Sohn Johannes erneut drei andere, bereits bekannte Alternativstandorte vorschlagen und sich gleichzeitig noch einmal auf die Suche nach einem möglichen Standort im Gemeindegebiet machen. Dass das überhaupt nötig ist, darüber sind die Marktgemeinderäte erbost, wie in der Diskussion deutlich wurde. Für die jetzige Situation haben sie zwei Verantwortliche ausgemacht: die Genehmigungsbehörde Landratsamt samt dem Landwirtschaftsamt sowie den Investor selbst. Deutliche Worte fanden die beiden Vertreter der SPD. Maria Prues: „Warum ist das Vorhaben überhaupt privilegiert?“, fragte sie in Richtung Amt für Landwirtschaft. Immerhin betreibe die Fami- lie seit 25 Jahren keinen Hof mehr. Und auch in Richtung Bauwerber fand sie deutliche Worte: „Alois Rittel treibt uns seit Jahren vor sich her. Er hat bislang alles abgelehnt, was wir vorgeschlagen haben. Wir machen uns die Arbeit und sind nie zu einem Ergebnis gekommen.“Ihr Fraktionskollege und Dritter Bürgermeister Alexander Neff ging noch weiter: „Will der wirklich bauen, kann mir das einmal jemand sagen?“, sprach er offen aus, was in Diedorf schon lange hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird.
Auch Daniel Fendt, Fraktionssprecher von „Wir für Diedorf“meinte, den Schwarzen Peter habe die Gemeinde gar nicht verdient. Der gehe eigentlich ans Landratsamt, welches das Projekt genehmigen wolle und vor allem an das Amt für Landwirtschaft, das mit seinem Gutachten den Weg frei gemacht habe für die Privilegierung des Projekts. „Ich habe Zweifel, ob das so rechtens war“, sagte Fendt. Und Bürgermeis- ter Högg ergänzte, dieses Gutachten stellten wohl alle im Rat in Frage – auch wenn man es rechtlich nicht anfechten könne. Ihr Fraktionskollege Helmut Schalk ergänzte, seiner Meinung nach missbrauche der Investor die Gemeinde als Grundstücksmakler. Vier Hektar Fläche brauche er für seinen Aussiedlerhof, sage der immer wieder. Ein ähnlicher Betrieb in Stadtbergen komme aber mit etwa einem Viertel der Fläche aus.
Gemäßigtere Töne schlugen die Gemeinderäte Frank Wasser (Bürgerunion), Thomas Rittel (CSU) und Andreas Köglowitz (Grüne) an. Sie sprachen davon, dass sowohl Bürger als auch Landwirte berechtigte Interessen hätten und ein Kompromiss nötig sei. Thomas Rittel schlug vor, noch einmal nach möglichen Standorten zu suchen. Das soll nun auch geschehen. Zudem sollen drei mögliche Bauplätze, die nach Ansicht der Gemeinde geeignet wären, noch einmal mit dem Landwirt besprochen werden. Allerdings, erinnerte der Bürgermeister, waren alle Vorschläge von Alois Rittel abgelehnt worden. Zudem habe es überall ebenfalls Proteste der Bürger gegeben.
Apropos Bürgerproteste: Auch Zweiter Bürgermeister Helmut Ritsch (WfD) ist es leid, dass die Gemeindevertreter für die Entscheidung des Landratsamts herhalten müssen. Er meinte, er hätte große Lust, samt der etwa 100 anwesenden Bürger einmal vor das Amt zu fahren und dort zu zeigen, was Gemeinderat und Diedorfer von der Entscheidung für den Aussiedlerhof halten.