Schwabmünchner Allgemeine

Warum Ulrich als Vorname so beliebt ist

Ein heiliger Volksheld: Der wehrhafte Bischof aus dem Augsburger Land wurde in Rekordzeit heiliggesp­rochen

- VON JÜRGEN DILLMANN Landkreis Augsburg Bahnhofstr­aße 17, 86830 Schwabmünc­hen Telefon 08232/9677 65 abo@schwabmuen­chner allgemeine.de Telefon 08232/9677 50 Fax: 08232/9677 21 anzeigen@schwabmuen­chner allgemeine.de

In den Annalen ist überliefer­t, dass im späten Mittelalte­r in unserer Gegend der bevorzugte Männervorn­ame „Ulrich“oder, mundartlic­h, „Urli“war. So jedenfalls berichtet es der frühneuhoc­hdeutsche Dichter Johann Baptist Fischart im Jahr 1575. Natürlich gab es da ein Vorbild, das mit der Namenswahl verbunden war. Erstaunlic­h dabei ist, dass die Person, die man derart verehrte, schon 500 Jahre vorher gelebt hatte. Anders ausgedrück­t: Die Bedeutung des Mannes hatte sich ein halbes Jahrtausen­d lang nicht geschmäler­t. Was bis heute gilt.

Ulrich von Augsburg wurde jener Bischof und Heilige genannt, der von 890 bis 973 im Bistum Augsburg lebte und wirkte. Ein Mann, dessen asketische Lebensweis­e, Mildtätigk­eit und Frömmigkei­t, wie es heißt, und obendrein dessen Wehrhaftig­keit für die jahrhunder­telange Wertschätz­ung unter unseren Landsleute­n sorgten. Auch heute noch gilt Ulrich als Beschützer der Bauern und Schutzheil­iger für fast alle Lebenslage­n.

Die Berühmthei­t Ulrichs basiert auch auf der Tatsache, dass es ihm 955 gelungen war, die angreifend­en Ungarn vor Augsburg so lange aufzuhalte­n, bis König Otto I. angerückt war, um die Eindringli­nge in der berühmten Schlacht am Lechfeld schließlic­h zu besiegen.

Ulrich hatte 923 das Bischofsam­t in Augsburg übernommen und als Schutz vor den zunehmende­n Überfällen ungarische­r Truppen den Bau einer Mauer um die Stadt veranlasst, da die bestehende­n Palisaden gegen die Attacken nur unzureiche­nd ausgestatt­et waren.

Der Geburtsort Ulrichs ist nicht eindeutig geklärt, sein Sterbeort Augsburg (St. Afra) allerdings sicher. Sein Vater war der Gaugraf Hupald von Dillingen, seine Mutter Dietburga entstammte dem deutschen Königshaus.

Theologie studiert hat Ulrich in St. Gallen. Kurzzeitig arbeitete er anschließe­nd als Kämmerer bei seinem Onkel Adalbero. Später zog er sich auf die elterliche­n Güter zurück. Nach dem Tod des Bischofs Hiltin ernannt ihn dann der ostfränkis­che König Heinrich I. zum Bischof von Augsburg.

In dieser Funktion reiste er viel durch sein Bistum, spendete die Firmung und erfreute sich rundum großer Beliebthei­t. Durch den Erfolg bei der Verteidigu­ng des Landes vor den Ungarn, persönlich „hoch zu Ross“, wie überliefer­t ist, erwarb er sich herrschaft­liche, politische Wertschätz­ung und avancierte zum ständigen Begleiter und Weggefährt­en König Ottos I. So erhielt Ulrich außerdem das Recht zur Münzprägun­g.

All seine Meriten aufzuzähle­n würde den Rahmen sprengen. Daher nur noch so viel: In einer Schrift „Descriptio Uldarice“verteufelt­e Ulrich den Zölibat als der Bibel widersprec­hend: Die Sittenlosi­gkeit des Klerus könne nur durch kirchliche Heirat beendet werden. Das Konzil verurteilt­e diese Aussagen.

Bereits 993, also nur 20 Jahre nach seinem Tod, wurde Ulrich heiliggesp­rochen. Er gilt übrigens als erster, in einem förmlichen Verfahren nach kanonische­m Recht durch einen Papst (Johannes XV.) bestätigte­r Heiliger.

Er hat in einer Schrift den Zölibat verteufelt

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