Bobingen will weniger Lücken
Wohngegenden werden nachverdichtet, jetzt sollen auch in Gewerbegebieten leere Flächen neu genutzt werden. Der Stadtrat sucht ein Konzept für eine sinnvolle Wirtschaftsentwicklung
Mit der Stadtentwicklung fördert Bobingen seit Jahren die Lebensqualität seiner Bewohner, steuert den Wohnungsbau und wird auch für Zuziehende attraktiver. Diese unterstützen Jahr für Jahr mit Millionenbeträgen aus ihrer Einkommensteuer diesen Trend. Doch wie sieht es im Bereich der Wirtschaft aus? Dieser Bereich sichert Arbeitsplätze, bringt etwa ebenso viel Steuereinnahmen und trägt ebenfalls bei, den Kreislauf an Handel und Umsatz im Gewerbe in Schwung zu halten. Doch hier gibt es in Bobingen im wahrsten Sinne einige Lücken.
Gemeint sind Leerstände vor allem in den Gewerbegebieten östlich der Bahn sowie im Westen im und am Industriepark. Damit will sich der Stadtrat nun eingehender beschäftigen. Der Bauausschuss soll in einer eigenen Sitzung grundsätzliche Fragen klären.
Es geht um 67000 Quadratmeter Grund in den Gewerbegebieten Ost und West sowie weitere große Parzellen im Industriepark. Der überwiegende Teil der 6,7 Hektar befindet sich in Privatbesitz und liegt brach. Dass er seit vielen Jahren nicht zur Nutzung als Gewerbefläche verkauft wird, liegt nach Vermutung vieler Stadträte nicht an fehlendem Interesse vonseiten der Wirtschaft. Vielmehr scheint es kein großes Verkaufsinteresse der Grundbesitzer zu geben.
Thomas Ludwig, Wirtschaftsreferent im Rathaus, sieht in steuerlichen Gründen einen Hauptfaktor, ebenso in der Größe einiger Flächen, die bei Aufteilung in kleinere Parzellen einfacher zu vermarkten wären. Noch deutlicher wurde Bürgermeister Bernd Müller bei einer ersten Beratung im Stadtrat auf Nachfragen durch Herwig Leiter: Viele Grundstücksbesitzer sähen in den brachliegenden Flächen „eine für Enkel und Urenkel.“Das hängt wohl mit den Zinserträgen bei anderen Anlagen zusammen. Einen ganz wichtigen Grund sieht Müller jedoch in der Besteuerung von Grundstücken, die zu einem Betriebsvermögen gehören und bei einem Verkauf herausgelöst werden müssten. Das trifft vor allem Landwirte. Da müsse der Gesetzgeber bald reagieren, aber schon jetzt gäbe es Möglichkeiten aufgrund aktueller Rechtslage, deutete Müller an und signalisierte Hilfsbereitschaft durch die Stadt.
Um die Entwicklung erfolgreich zu steuern, will es die Stadt systema- angehen. Die Bobinger Agentur Maßholder und Gutmayer soll ein Konzept zur Förderung des Wirtschaftsstandortes zusammenstellen. Dazu präsentierte sie dem Stadtrat lange Listen mit Fragen und Möglichkeiten. Hintergrund: Die Stadträte sollen vorgeben, in welche Richtung sie die Entwicklung lenken wollen. Das gilt weniger räumlich, vielmehr inhaltlich. Will die Stadt an die Industriegeschichte anschließen oder mit kleinen Firmen beziehungsweise Start-ups die bestehende Wirtschaftslandschaft bunter machen? Oder etwas dazwischen? Will sie Konkurrenz für beSparkasse stehende Betriebe in Kauf nehmen oder mehr den Bestand pflegen und fördern? Das Ziel müsse klar gemacht werden, empfiehlt Meike Maßholder. Eine Werbebroschüre an alle für alles, helfe wenig.
Und sie warnt: „Wer Bedarf weckt, muss ihn auch decken.“Dabei denkt sie nicht allein an den Verkauf von Grundstücken. Eine Kampagne zur Neuansiedlung von Gewerbe je nach Umfang koste Geld, erfordere bei der praktischen Umsetzung Personalaufwand im Rathaus und Wirtschaftsfreundlichkeit bei Entscheidungen in Politik und Verwaltung. Die Stadt müsse wistisch sen, was sie will. Ruhm und Ehre? Wahrnehmung als Wirtschaftsstandort oder Absicherung ihrer Entwicklung.
Die erste kurze Diskussion im Stadtrat machte klar: Bobingen denkt im Rahmen seiner derzeitigen Stellung. Lückenschluss ja und vordringlich. Flächenriesen aus der Logistik wie am Lechfeld eher nein. Und dazwischen sei noch manches zu erwägen. Bevor der Bau- und Planungsausschuss näher darauf eingeht, soll die Stadtverwaltung Meinungen aus den verschiedenen Sektoren der örtlichen Wirtschaft einholen, so der erste Beschluss.