Sein Nachname war früher ein Problem
Mit Jeffrey Backus steht einer der beliebtesten Country-Künstler Deutschlands auf der Bühne des Four Corners. Doch eine Zeit lang wollte er nicht mehr auftreten
Die Four Corners Music Hall ist mal wieder voll. Die Gäste unterhalten sich, an den Tischen wird gegessen, aus den Lautsprechern klingt leise Country-Musik. Unauffällig löst sich ein Mann aus der Menge und geht Richtung Bühne, Applaus begleitet ihn zu seinem Platz auf der Bühne. „Es ist das erste Mal, dass fürs Stimmen der Gitarre geklatscht wird“, spricht Jeffrey Backus sein Publikum an. Seine natürliche Ausstrahlung kommt sofort an.
Mehr als vier Stunden ist Backus für die Zuhörer da, spielt CountryKlassiker wie „On the Road Again“und „Folsom Prison Blues“, lässt mit „Copperhead Road“und „God Blessed Texas“Vertreter des Country-Rock nicht aus und schlägt mit „Always on My Mind“und „The Sound of Silence“ruhige Töne an. Eigene Werke des Sängers, Komponisten und Texter dürfen nicht fehlen. „Ich nehme eure Schwingungen auf und stelle die Lieder fürs Konzert spontan zusammen“, sagt er zu den Gästen. Dies gelingt ihm voll und ganz. Die nahezu durchgehend gefüllte Tanzfläche und der Applaus nach jedem Stück geben ihm recht. Seine Mischung der Lieder trifft den Nerv der Menschen, der Wechsel zwischen sechs- und zwölfsaitiger Gitarre lässt das Konzert stets abwechslungsreich klingen. Dazu trägt auch die Klangwolke aus bassiger Basis mit unaufdringlichen Höhen und deutlicher Stimme bei, die aus den Lautsprechern dringt. Man spürt, wie wichtig dem Künstler ein verständlicher Text ist.
Ruhig und gefühlvoll sitzt Robert „Nick“Nolte im türkisen Hemd auf seinem Cajon. Den Leitspruch „Weniger ist mehr“umsetzend, stützt Nolte mit seinen Grooves markant, jedoch nicht aufdringlich, das Konzert. Der 54-jährige USAmerikaner ist durch und durch der Country-Music verfallen. „Vor drei Jahren bin ich Jeffrey zufällig bei einem Auftritt begegnet. Seit dieser Zeit arbeiten wir zusammen“, erzählt der Army-Veteran. Ursprünglich jazzte Nolte mit seinem Saxofon auf den Bühnen, entwickelte dann die Liebe zur Percussion.
Zu nahezu jedem Lied erzählt Jeffrey Backus kurze Geschichten. „Für mich als Songwriter sind die Geschichten um die Lieder herum sehr wichtig“, erzählt er. Eine dieser Geschichten dreht sich um seinen Weg zur Country-Music. „Ich habe schon als jugendlicher Musik gemacht. Nervig war, dass ich auf den Plakaten immer als Sohn von Gus Backus angekündigt wurde. Da wollte ich dann für eine Zeit nicht mehr“, erzählt er unserer Zeitung in der Pause.
1988 habe er von seinem Vater eine Langspielplatte von Hank Williams Junior bekommen, der ebenfalls mit dem Namen eines großen Vaters leben musste. „Ich hörte den Text von ,Born to Boogie‘ und dachte, wieso singt der Typ über mich“, erinnert sich Backus über seine Anfänge als Country-Musiker. Backus Weg führte über Nashville, London und wieder zurück nach Deutschland. „Das schwierigste Publikum war in London. Die Leute waren damals hauptsächlich Künstler mit Musik vom Band gewohnt. Als Livekünstler hatte ich es nicht leicht“, erzählt der Künstler. Gerne erinnert er sich in die SongwriterSzene in Nashville. „Die Eindrücke werden unvergesslich sein. Dort habe ich viel von dem gelernt, was mich heute noch trägt“, beschreibt Backus die Zeit in Amerika.
Für die Zukunft plant Backus ein neues Album mit eigenen Songs. „Hauptsächlich möchte ich das Leben genießen und Dinge tun, die Freude bereiten“, sagt Backus, der sich aufgrund einer Erkrankung nach einjähriger Zeit im Rollstuhl regelrecht zurückkämpfte.
Jeffrey Backus ist definitiv ein eigenständiger, sehr kreativer Künstler, der ohne seinen bekannten Vater einen festen Platz in der Country-Szene belegt. Sein Gesang überzeugt, seine Natürlichkeit ist überwältigend. Für das Four Corners, in dem Backus zum ersten Mal solo spielte, eine deutliche Bereicherung auf der Liste der Künstler. „Das Four Corners ist für mich die deutsche Grand Ole Opry. Es macht mich stolz, auf dieser Bühne zu stehen, die schon so viele Größen der Country-Music gesehen hat“, verabschiedet sich Jeffrey Backus weit nach ein Uhr von seinem Publikum.