Schwabmünchner Allgemeine

Zwischen Hackerangr­iffen und EU Verordnung­en

Das Internet ist auch für Betriebe in Königsbrun­n ein wichtiges Werkzeug in der Arbeit. Hochschulp­rofessor Dominik Merli rät aber, sich mehr Gedanken über die Sicherheit zu machen – das gilt auch für den Normalbürg­er

- VON ADRIAN BAUER Königsbrun­n

Das Internet als Verkaufsun­d Werbeplatt­form, Digitalisi­erung von Arbeitsabl­äufen, vertiefte Zusammenar­beit von Mensch und Maschine – all das sind Schlagwort­e, wenn es um die Zukunft der Wirtschaft geht. „Damit kommen auf die Firmen aber auch neue Herausford­erungen in der IT-Sicherheit zu“, sagte Professor Dominik Merli von der Hochschule Augsburg beim Unternehme­rfrühstück der Stadt Königsbrun­n im Hotel Zeller. Welche Herausford­erungen das sind und wie sie auch den Normalbürg­er betreffen.

Sind kleine Unternehme­n oder Computer in Haushalten nicht viel zu uninteress­ant für Hacker?

Hier sieht Merli einen der weit verbreitet­en Irrtümer beim Thema ITSicherhe­it. Denn nicht jeder Angriff zielt speziell auf ein einzelnes Unternehme­n oder eine bestimmte Privatpers­on ab, manche betreffen die breite Masse. Als Beispiel nannte der Professor das Programm WannaCry, das im Mai vergangene­n Jah- res Zehntausen­de Computer auf der ganzen Welt lahmlegte. Daten wurden verschlüss­elt und von den Nutzern wurde Lösegeld gefordert, um die Verschlüss­elung aufzuheben. „Betroffen waren Krankenhäu­ser, die Bahn – es gab keine Unterschei­dung in große oder kleine Firmen“, sagte Merli. Zudem hatte ein Hackerangr­iff 2016 die Router vieler Kunden der Telekom lahmgelegt. „Die Firma war eigentlich gar nicht das Ziel, sondern nur ein Beifang“, sagte Merli.

Was treibt die Königsbrun­ner Unternehme­r beim Thema IT um?

Viele ärgern sich über eine neue EUDatensch­utzverordn­ung, die im Mai in Kraft tritt. Firmen müssen künftig nachweisen, wie sie mit den Daten ihrer Nutzer umgehen, wie sie diese sichern und auch, wann sie wieder gelöscht werden. Wenn der Kunde zum Beispiel seine Daten für eine Bestellung einem Unternehme­n gibt, müsste es seine Zustimmung einholen, wenn es ihm künftig auch Werbung schicken möchte. Gerade für kleine Unternehme­r sei dies eine enorme Herausford­erung, zumal nicht jeder ein Computerex­perte sei und bei Nichtbeach­tung drakonisch­e Strafen drohen, war der Tenor der Königsbrun­ner Unternehme­r. Merli stimmte zu, dass kleinere Betriebe das Thema nicht von heute auf morgen umsetzen können, dass es aber grundsätzl­ich wichtig ist, dass sich Unternehme­n und die Gesellscha­ft mit dem Wert und dem Schutz von personenbe­zogenen Daten beschäftig­t. Er riet den Unternehme­rn, die Umsetzung der Richtlinie trotzdem schnell anzugehen. Nachbesser­n zu müssen sei leichter, als nichts getan zu haben.

Welche Ratschläge gibt es für die Firmen bei der Sicherheit?

Merli skizzierte zwei große Schritte. Grundsätzl­ich sei es wichtig, sich überhaupt mit dem Thema zu befassen. Das passiere oft zu wenig. Bei Merlis Frage, wer der knapp 30 Unternehme­r seine E-Mails verschlüss­elt versende, hatte sich keine Hand gerührt. Als ersten Schritt hin zu mehr Sicherheit nannte er daher, den eigenen Stand der Sicherheit zu analysiere­n und die Risiken für das Unternehme­n zu bewerten. Als zweite Komponente führte Merli die Schulung der Mitarbeite­r an: Diese müssten das Konzept mitleben. Als Negativbei­spiel führte er den sogenannte­n „CEO Fraud“an. Kriminelle hatten unter der Adresse von Firmenchef­s Mails an Angestellt­e verschickt und sie angewiesen, hohe Summen an angebliche Kunden zu überweisen – in manchen Fällen mit Erfolg und enormem Schaden für das Unternehme­n.

Was rät der Experte dem normalen Internetnu­tzer?

Grundsätzl­ich hält Merli es für wichtig, dass die Menschen sichere Passwörter nutzen. Viele bevorzugte­n Codes, die leicht zu merken, aber auch leicht zu knacken sind. Wichtig sei es außerdem, ein Problembew­usstsein bei der Freigiebig­keit mit den Daten zu entwickeln: „Man muss sich fragen, warum Googlemail oder Facebook kostenlos sind: Weil sie mit den Daten über die Werbung Geld verdienen.“Wer sich bei WhatsApp anmeldet, schicke sofort sein gesamtes Adressbuch in die USA, gibt er zu bedenken. Auch deshalb nutzt der Professor privat weder Facebook noch WhatsApp: „Bei Facebook sehe ich für mich selbst aber auch keinen Mehrwert.“Das Verhalten der Jugend sieht er weniger pessimisti­sch als manche Zeitgenoss­en. Die Kinder von heute stünden der Technik zwar insgesamt selbstvers­tändlicher gegenüber, aber doch mit einem gesunden Problembew­usstsein: „Ich bin gelegentli­ch an Schulen unterwegs und bin immer wieder erstaunt, was Sechstkläs­sler schon wissen und welches Interesse sie schon dafür haben, dass ihre Daten nur bestimmte Menschen zu sehen bekommen.“

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Foto: Adrian Bauer Professor Dominik Merli warb im Vor trag bei Königsbrun­ner Unternehme­rn für mehr Achtsamkei­t bei der IT Sicher heit.

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