Braucht der Hund Stiefel?
Im Winter werden viele Gehwege stark gesalzen oder mit Split bestreut. Hundehalter finden, dass manche Anlieger die Vorbeugung gegen Glätte übertreiben. Andere haben damit zu leben gelernt – und ein Hausmittel
Im Winter werden viele Gehwege stark gesalzen oder mit Split bestreut. Hundehalter finden, dass manche Anlieger damit arg übertreiben.
Conny Ringler aus Schwabmünchen kennt das schon aus den früheren Winterjahren. Wenn sich warme und frostige Tage abwechseln, es tagsüber taut und nachts friert, jedoch die Schneeschaufel nichts zu räumen hat, dann greifen Hausbesitzer schon mal vorsorglich zu viel Salz und streuen die Gehwege kräftig ein. Damit kommen sie ihrer Streupflicht bei Glätte nach und müssen nicht gleich frühmorgens raus, wenn dann doch wieder erste Flocken fallen. Conny Ringler kann die Grundstückseigentümer verstehen, ihre dreijährige Airedale-Hündin Fanny mag das Streugut jedoch gar nicht und sucht Wege abseits davon.
„Zu Beginn der Schneesaison streuen die Leute mehr Salz. Es dauert, bis sie das richtige Maß gefunden haben“, beschreibt Conny Ringler ihre Beobachtungen. Nach dem Ausführen reinige sie daher routinemäßig Pfoten und Fell ihrer Fanny. Auch für Yvonne Bechtel aus Gersthofen ist das ein immer wiederkehrendes Thema: „Wenn beim Spaziergang das Salz unter den Sohlen der Winterstiefel knirscht, wird es problematisch für Emma“, sagt sie über ihre Hündin und fängt mit der Reinigung an.
Nicht alle Hundebesitzer sind so verständnisvoll. Im Landkreis Aichach-Friedberg lief ein Hundehalter jüngst öffentlich Sturm dagegen und forderte seine Gemeinde zum Handeln gegenüber Nachbarn auf. Sein Problem: Das Salz an den Fußballen kann durch kleine Risse dringen und Wunden reiben. Hunde lecken das Salz daher oftmals selbst ab. Das führte jedoch zu Magenbeschwerden. Ebenso qualvoll könne Streugut zwischen den Zehen und Ballen sein. Dieses Thema ist auch den Stadtverwaltungen und Bauhöfen im Augsburger Land bekannt. So erreichen Hermann Müller, Leiter des Schwabmünchner Bauhofes, immer wieder einzelne Beschwerden. Aber letztlich würde die Sicherheit der Bürger vorgehen. Der Einsatz von Streusalz würde dennoch, soweit möglich, eingeschränkt. Die Umwelt solle schließlich so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. Der Einsatz von Streusalz sei für private Verwender in Schwabmünchen ohnehin nicht erlaubt. Aus diesem Grund stelle die Stadt Streusplitt in Boxen kostenlos zur Verfügung.
Ähnlich ist die Lage in Bobingen. Zwar sei hier der Einsatz von Streusalz durch Grundstücksbesitzer nicht verboten, aber auch in Bobingen würden im Stadtgebiet kostenlose Streumittel zur Verfügung gestellt. Hauptamtsleiter Thomas Ludwig, selbst Hundebesitzer, betont, dass der Einsatz von Streusalz durch den Winterdienst in Bobingen auf das unbedingt notwendige Maß reduziert sei. Aber das Problem für sensible Hundepfoten könne nicht wegdiskutiert werden. Daher rät er Hundebesitzern, gesalzene Flächen zu meiden, und, wenn möglich, auf Grünstreifen oder Ähnliches auszuweichen. Von direkten Beschwerden wegen des Streusalzes wisse er nichts.
Tierarzt Dr. Holger Maschke aus Königsbrunn bestätigt, dass Fälle mit Entzündungen an den Pfoten bei einsetzender Winterwitterung häufiger werden. Er empfiehlt ebenfalls, mit Salz gestreute Wege zu meiden. Am einfachsten sei es, die Pfoten nach dem Spaziergang mit lauwarmem Wasser auszuwaschen. Auch könnten vorbeugend die Pfoten mit speziellen Ballenschutzpräparaten eingecremt werden. Im Gegensatz zu Vaseline oder Melkfett würden diese speziellen Mittel länger auf der Hundepfote bleiben.
Vom Einsatz der immer wieder zu sehenden „Hundeschuhe“hält Dr. Maschke allerdings wenig. Diese würden den Hund stark behindern. Die meisten Vierbeiner fühlten sich damit unwohl. Nässe und das schnelle Durchwetzen hätten eher negative Effekte. Auch von den „Wintermänteln für Hunde“ist der Tierarzt nicht begeistert. Die meisten Hunderassen – abgesehen von ein paar Ausnahmen, speziell bei sehr kleinen oder nur leicht behaarten Tieren – würden mit winterlichen Verhältnissen sehr gut zurechtkommen.
Marianne Sirch aus Königsbrunn, stolze Besitzerin von derzeit drei Hunden, sieht das Problem im ländlichen Raum eher locker. „Bei uns im Königsbrunner Süden kommt man schnell auf nicht gestreute Wege. Bisher hatte noch keiner meiner Hunde Probleme damit.“Sie könne sich allerdings schon vorstellen, dass Besitzer empfindlicherer Hunde, die hauptsächlich in Innenstädten und viel auf gestreuten Wegen unterwegs sind, eher mit Schwierigkeiten kämpfen.
Birgit Völkl vom Tierparadies in Schwabmünchen kennt die Sorgen der Hundehalter und die gängigsten Lösungen. Zwar würden auch in ihrem Geschäft Hundeschuhe verlangt, aber das hält sie eher für einen modischen Gag als für sinnvoll. Sie empfiehlt einfachere Mittel: Einen Fettstift zum vorherigen Einstreichen der Pfoten oder besser, wie sie sagt, ein spezielles Öl, welches nach dem Spaziergang eingerieben werde. Der Vorteil: Das Öl hinterlasse keine Tappser auf dem Boden daheim.