Sie gibt den Thannhausern den Takt vor
Porträt Marina Beer ist die Nachfolgerin von Stefan Tarkövi und weiß ganz genau, was sie will
Marina Beer weiß genau, was sie will. Die 23-Jährige tritt als Dirigentin der Musikvereinigung Thannhausen die Nachfolge Stefan Tarkövis an. Nebenbei bereitet sie sich gerade noch auf ihr Examen in Blasorchesterleitung am Leopold-Mozart-Zentrum in Augsburg Anfang März vor, wo sie noch studiert. Im Sommer schließt sie voraussichtlich noch ihr Studium im Fach Trompete ab und muss dann noch die Bachelorarbeit schreiben. Beer hat also viel vor in diesem Jahr.
Trotz ihrer jungen Jahre und ungeachtet des noch nicht ganz abgeschlossenen Studiums hat Beer die Thannhauser tief beeindruckt. Nachdem sie über die App „Dirigent gesucht“auf den Musikverein Thannhausen aufmerksam wurde und sich auf die Dirigentenstelle beworben hatte, wurde sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Vor dem kompletten Vorstand präsentierte sie selbstbewusst, wohin sie mit dem Orchester musikalisch gehen wolle.
Sie habe die Thannhauser schon beim Kirchenkonzert im vergangenen Dezember angehört und sich ein Bild gemacht, wo sie noch etwas verbessern könne. Obwohl ihr klar ist, dass es sich um ein Laienorchester handelt, hat sie einiges vor. In erster Linie will sie das Repertoire des Blasorchesters, das sich vor allem auf symphonische Blasmusik spezialisiert hat, erweitern. Vor allem will sie mehr Originalliteratur spielen, weniger Arrangements, die für symphonische Blasmusikorchester umgeschrieben wurden, sondern Musik, die explizit für Blasmusik komponiert wurde.
Mit dem Oberstufenwettbewerb auf Landesebene in Ingolstadt steht schon im April ein wichtiger Termin für die Thannhauser Musikvereinigung an. Entsprechend intensiv wird dort bereits geprobt. Beers Ziel ist natürlich, bei dem Wettbewerb gut abzuschneiden.
Ihr eigenes Examen in Augsburg wird sie jedoch mit der Musikkapelle aus Oberrieden bestreiten, die sie schon seit fünf Jahren betreut. Kaum hatte sie mit knapp 18 Jahren den C3 Dirigentenkurs beim ASM absolviert, schwang sie in Oberrieden schon den Dirigierstab.
Natürlich seien manche gestandene Musiker gegenüber einer so jungen Dirigentin zunächst einmal voreingenommen. „Ich habe aber nie daran gezweifelt, dass ich was bewirken und musikalisch ausdrücken kann“, sagt Beer.
Mit der Kapelle in Oberrieden hatte sie Glück und konnte vieles ausprobieren. „Glück hatte ich auch jetzt mit Thannhausen, wo ich in die nächsthöhere Stufe gehen kann.“Sie sei froh, dass sich die Thannhauser auf symphonische Blasmusik spezialisiert hätten, „ich brauch aber auch die traditionelle Blasmusik“, bekennt sie. Als Dirigentin der Jugendkapelle des Krumbacher Musikvereins komme noch die pädagogische Arbeit dazu.
Daneben unterrichtet Beer auch jetzt schon freiberuflich Trompete. Später möchte sie versuchen, eine Festanstellung als Trompetenlehrerin zu erreichen. Wenn man sich breit aufstellt, könne man ganz gut von der Musik leben, sagt sie. Und dieses Ziel verfolgt sie sehr konsequent. Als Solotrompeterin in einem Profiorchester groß Karriere zu machen und auf den Bühnen der Welt zu spielen, hat sie jedoch nie gereizt.
Trotzdem ist sie durch und durch Musikerin. Schon mit sechs Jahren lernte sie Akkordeon. Mit acht kam die Trompete nach dem Vorbild des Vaters und Großvaters dazu. Ihre ganze Familie sei sehr musikalisch. Der Vater, ist sie überzeugt, hätte das Zeug zum Profimusiker gehabt. Ihre Mutter, die selbst nie ein Instrument erlernen durfte, hat die musikalische Entwicklung ihrer Tochter unterstützt. Jahrelang habe sie Nachmittage damit verbracht, die Tochter zu Musikstunden zu chauffieren. Jahrelang genoss Beer Trompetenunterricht an der Berufsfachschule für Musik in Krumbach bei Berthold Leicht. Zu Akkordeon und Trompete kamen später noch Gitarre, Klavier und die Steirische Harmonika hinzu.
Als Trompeterin trat Beer früh auch dem heimatlichen Musikverein in Gennach bei. Ein wichtiger Teil ihres Lebens. „Ich bin halt so ein Vereinsmensch“, sagt sie. Als Vereinsmitglied sei es ihr wichtig, zu 100 Prozent dabei zu sein. „Wenn, dann muss man es gscheit machen“.
Die Verbundenheit zum Verein koppelt sich bei Beer mit einer tiefen Heimatverbundenheit. Freunde und Familie nehmen in ihrem Leben einen großen Stellenwert ein. Das ist es, was sie neben der Musik zum Glück brauche. Mehr nicht.