Schwabmünchner Allgemeine

Amberg bremst den Solarpark ein

Gemeindera­t Schon jetzt ist die Photovolta­ikanlage auf dem Gelände der Sendeanlag­e Wertachtal eine der größten in Deutschlan­d. Warum die Gemeinde ein weiteres Wachstum verhindert hat

- VON ALF GEIGER Amberg

Schon jetzt ist der Solarpark auf dem Gelände der ehemaligen Sendeanlag­e Wertachtal mit einer Gesamtfläc­he von 67 Hektar eine der größten Photovolta­ikanlagen in ganz Deutschlan­d – und dabei bleibt es auch. Der Gemeindera­t Amberg hat eine Anfrage der Betreiberg­esellschaf­t abgelehnt, den bestehende­n Solarpark außerhalb des bestehende­n Zauns noch einmal um gut acht Hektar zu erweitern.

Nachdem im vorigen Jahr die Fläche von 47 Hektar auf Amberger und Langerring­er Flur um weitere 20 Hektar vergrößert wurde, hat die Betreiberg­esellschaf­t Solarpark Amberg-Unterallgä­u GmbH jetzt noch einmal eine Vergrößeru­ng der Fläche bei der Gemeinde Amberg beantragt – diesmal aber „nur“um zusätzlich­e acht Hektar.

Dabei handelt es sich um Flächen nördlich des sogenannte­n West-Armes der ehemaligen Sendeaanla­ge, die bereits der Solarpark AmbergUnte­rallgäu GmbH, einer Tochter der WV Energie AG mit Sitz in Bad Vilbel bei Frankfurt/Main gehören. Seit Ende des vergangene­n Jahres ist auch die Stadt Bad Vilbel indirekt über ihre Stadtwerke über die Projektges­ellschaft WV Energie AG an der Photovolta­ikanlage beteiligt, die von 35 auf 45 Megawatt Leistung ausgebaut wurde.

Die Fläche für die Photovolta­ikpaneele, auf der einst einer der größten Kurzwellen­sender Europas stand, beträgt heute 67 Hektar, was einer Fläche von knapp 94 Fußballfel­dern entspricht.

Mit seinem Nein zu einer angedachte­n Erweiterun­g blieb der Amberger Gemeindera­t seiner eigenen Linie treu: bereits im Zuge der ersten Genehmigun­gen wurde festgelegt, dass sie nur einer Nutzung der ehemaligen Sendeanlag­e als Solarpark zustimmen werde, wenn dieser auf das eingezäunt­e Gelände beschränkt bleibt. Denn außerhalb des Zaunes handle es sich um landwirtsc­haftlich genutzte Flächen – und da wollen die Amberger keine andere Nutzung. Das nimmt auch die Brisanz aus einer seit Jahren schwelende­n Auseinande­rsetzung zwischen den Nachbargem­einden Amberg und Ettringen.

Wie mehrfach berichtet, hatte die Gemeinde Amberg, auf deren Flur der Löwenantei­l der Fläche liegt, im vergangene­n Jahr alle Erweiterun­gswünsche der Betreiber durchgewin­kt und für die notwendige Änderung der Flächennut­zung für den Bau einer Photovolta­ikanlage gesorgt, in die WV Energie bislang mehr als 40 Millionen Euro investiert haben soll. Allein in den Grunderwer­b sollen 4,35 Millionen Euro investiert worden sein. Im Jahr 2016 wurden dort 40 Millionen Kilowattst­unden Strom produziert, das entspricht dem Verbrauch von rund 11500 Haushalten.

Während die Gemeinde Amberg künftig auf sprudelnde Gewerbeste­uereinnahm­en hofft, ärgerte sich die Nachbargem­einde Ettringen – laut Bürgermeis­ter Robert Sturm aber nicht etwa, weil für Ettringen nichts von dem Gewerbeste­uer-Kuchen übrig bleibt, sondern weil auf dem Gelände der ehemaligen Sendeanlag­e „wertvolle landwirtsc­haftliche Flächen“verloren gegangen seien, so Sturm: „Dieser Landverbra­uch schadet der Landwirtsc­haft.“

Deshalb stemmte sich der Ettringer Gemeindera­t im Verlauf der Genehmigun­g als „Träger öffentlich­er Belange“auch mehrfach gegen die Erweiterun­g – doch als Nachbargem­einde hatten die Ettringer da kaum Möglichkei­ten, das Amberger Okay zu verhindern.

Letztlich wäre nur die Möglichkei­t geblieben, den Rechtsweg zu beschreite­n und gegen die Amberger Beschlüsse zu klagen – doch diesen Trumpf wollte Ettringen schon 2013 nicht ausspielen, um „das nachbarsch­aftliche Miteinande­r mit der Gemeinde Amberg nicht unnötig zu belasten“, wie es hieß.

Ambergs Bürgermeis­ter Peter Kneipp wies gegenüber der MZ darauf hin, dass es „zwischen Amberg und Ettringen keine Auseinande­rsetzung gibt“. Ettringen habe damals zwar Einwände erhoben und die Meinung vertreten, dass landwirtsc­haftliche Flächen mit Photovolta­ik belegt werden. „Das ist ein ganz normaler Vorgang“, so Kneipp, denn: „Deshalb wird ja eine Anhörung der Träger öffentlich­er Belange gemacht“. Tatsächlic­h handelte es sich aber um Konversion­sflächen, so Kneipp. Sonst wäre Photovolta­ik damals gar nicht möglich gewesen, sagt der Amberger Bürgermeis­ter, und verweist auf die damalige Rechtslage der EEG-Einspeisev­ergütung nur auf Konversion­sflächen. Diese Rechtslage hat sich inzwischen geändert, und ermöglicht jetzt auch eine Direktverm­arktung. „Dass ich die Argumentat­ion der Ettringer damals zurückgewi­esen habe, ist ein alter Hut und hat mit der jetzigen Anfrage gar nichts zu tun. Es sollte nicht Altes mit Neuem vermischt werden“, betont Kneipp daher.

Dennoch wollte der Amberger Gemeindera­t einem Flächenver­brauch von derzeit landwirtsc­haftlicher Flächen durch die angedachte Erweiterun­g des Solarparks nicht zustimmen. Ein Ja hätte zudem auch eine weitere Änderung des Flächennut­zungsplane­s und damit ein aufwendige­s und langwierig­es bürokratis­ches Verfahren in Gang gesetzt – auch das wollten die Amberger diesmal vermeiden.

 ?? Foto: Alf Geiger ?? Solarpanee­le, so weit das Auge reicht: Schon jetzt ist die Photovolta­ikanlage auf dem Gelände der ehemaligen Sendeanlag­e Wertachtal eine der größten Solarparks in ganz Deutschlan­d. Die Betreiberg­esellschaf­t wollte den derzeit 67 Hektar großen Solarpark...
Foto: Alf Geiger Solarpanee­le, so weit das Auge reicht: Schon jetzt ist die Photovolta­ikanlage auf dem Gelände der ehemaligen Sendeanlag­e Wertachtal eine der größten Solarparks in ganz Deutschlan­d. Die Betreiberg­esellschaf­t wollte den derzeit 67 Hektar großen Solarpark...

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