Kein Laden? Von wegen
Bürgermeister über das Dorfladen-Sterben
Die Gemeinde Klosterlechfeld tauchte jüngst in einer Statistik des Wirtschaftsministeriums als eine von 158 Kommunen auf, in denen es kein Lebensmitteleinzelhandelsgeschäft gibt. Wieso hat Sie das als Bürgermeister überrascht?
Rudolf Schneider: Weil es so einfach nicht stimmt. Wir hatten schon immer einen Bäcker und einen Metzger. Jeden Mittwochmorgen findet ein Wochenmarkt statt. Im vergangenen Jahr kam dann auch noch ein Netto-Markt hinzu. Allerdings beruhte die Statistik des Ministeriums offenbar auf Daten aus dem Jahr 2016. Die Studie hat mich auch deswegen besonders getroffen, weil ich mich seit 2014 dafür einsetze, die Grundversorgung im Ort sicherzustellen. Dank der jüngsten Erfolge ist die Versorgungslage in Klosterlechfeld mittlerweile also nahezu optimal.
Bevor der Netto-Markt kam, gab es einige Jahre lang keinen Lebensmittelladen direkt im Ort. Wie problematisch ist das für eine Gemeinde und die Bürger?
Wenn ein Dorfladen stirbt, wirkt das auf Ortschaften wie Klosterlechfeld immer wie ein kleiner Identitätsverlust. Natürlich leben auch bei uns viele ältere Menschen. Dorfläden sind ganz wichtige Orte der Begegnung. Wenn ein kleiner Laden über ein Anschlusscafé verfügt, in dem man nach dem Einkauf Leute trifft und reden kann, hat das Konzept absolut Zukunft.
Aus ihrer Erfahrung heraus: Wie können Kommunen Dorfläden oder Supermärkte im Ort ansiedeln?
Bei uns kam ein Investor auf uns zu, der auf der Suche nach passenden Flächen war. Dorfläden haben es ohne kommunale Unterstützung schwer. Hohe Ladenmieten und Personalkosten: Sie funktionieren dann gut, wenn sie mit der Gemeinde kooperieren und in einem städtischen Gebäude nur eine niedrige Pacht zahlen müssen.